Tesla-Chef Elon Musk Dem Ironman läuft die Zeit davon

Das zweite Quartal von Tesla ist mehr als ernüchternd. Der Elektropionier fährt zwar emissionsfrei, verbrennt aber fröhlich das Geld der Anleger. So kann es für Elon Musk und seine hochtrabenden Pläne nicht weitergehen.

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Der Optimismus der Anleger ist mit harten Zahlen derzeit kaum zu belegen. Quelle: AP

Düsseldorf „Wir können nicht ewig Verluste machen“, sagte Tesla-Chef Elon Musk noch vor etwa einem Jahr im Interview mit dem Handelsblatt – und stellte sogar in Aussicht, dass man eventuell sogar schon dieses Jahr den schwarzen Zahlen näher kommen könnte. Nach dem Ergebnis im zweiten Quartal scheint das mehr als unrealistisch. Teslas Verluste sind auch in den vergangenen drei Monaten weiter gewachsen, trotz deutlicher Umsatzsteigerungen.

Teslas Elektromodelle Model S und Model X sind zwar absolut emissionsfrei, aber trotzdem Verbrenner. Denn sie verbrennen das Geld der Anleger. Und das obwohl die Kalifornier mit 14.000 ausgelieferten Fahrzeugen weiter ein Nischenanbieter im Hochpreissegment sind. Der durchschnittliche Verkaufspreis eines Teslas liegt bei etwa 90.000 Dollar. Seit 13 Quartalen in Folge weist der Elektropionier damit deutliche Millionenverluste aus. Die Ruhe der Anleger angesichts dieser Entwicklung ist mit rationalen Argumenten kaum zu erklären.

Seine schlechten Zahlen begründet Tesla vor allem mit den massiven Investitionen, die das Unternehmen derzeit zu stemmen hat. Tatsächlich ist der Einstieg in den Massenmarkt für die Kalifornier eine Mammutaufgabe. Das Unternehmen will die Produktion zum Jahresende auf 2400 Stück die Woche steigern. Das wären auf Jahressicht knapp 125.000 Fahrzeuge. 2018 soll die Produktion bei einer halben Million Stück liegen.

Ein Teil der Verluste ist auch auf den Ausbau der riesigen Batteriefabrik in Nevada zurückzuführen, die Tesla den Durchbruch auf dem Weltmarkt und niedrige Batteriepreise bescheren soll. Man sei beim Model 3 vollkommen im Plan, betont Tesla auch bei der Präsentation der jüngsten Quartalszahlen. Ende 2017 soll die Produktion starten.

Beunruhigend ist allerdings, dass der Elektropionier bislang kaum ein Versprechen halten konnte, das er gegeben hat. Weder bei den Auslieferungszahlen noch bei den Produktpremieren konnte Tesla jemals den eigenen Ankündigungen gerecht werden. Warum sollte das nun ausgerechnet beim Model 3 und im komplizierten Massenmarkt gelingen?

Auch wenn die Auftragsbücher für das Einstiegsmodell voll sind, muss der Elektropionier seine Produktion nun immens schnell hochfahren, wenn man die Kundschaft, die mit 1000 Dollar in Vorleistung getreten ist, nicht enttäuschen will. Das nach Vorbestellungen erfolgreichste Modell der Automobilgeschichte auch in Gewinn umzuwandeln, wird die größte Aufgabe in der bislang noch kurzen Unternehmensgeschichte von Tesla.


Das Schicksal von Tesla dürfte sich bald entscheiden

Allzu viel Zeit hat Elon Musk dafür nicht. Denn die Konkurrenz hat den anfangs belächelten Elektropionier längst ins Visier genommen. Und damit ist nicht einmal die starke deutsche Autoindustrie gemeint, die in den kommenden Jahren die Elektrifizierung ihrer Modellpalette vorantreiben will. Vor allem IT-Konzerne wie Apple arbeiten hinter den Kulissen längst an einer Antwort auf Tesla – und das mit einem deutlichen größeren Finanzpolster.

Die Eigenkapitalquote von Tesla ist zwar im Vergleich zum Jahreswechsel von 12,5 auf rund 21 Prozent gestiegen. Das verdankt Tesla aber vor allem seinen Aktionären, die bei der Kapitalerhöhung in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro kräftig zugegriffen haben – und das, obwohl die Tesla-Aktie im Jahresvergleich circa 15 Prozent verloren hat. Damit kann Tesla sich noch ein paar verlustreiche Quartale auf Kosten der Aktionäre leisten.

Doch auch die Übernahme des chronisch defizitären Solarunternehmens Solar City, an dem Elon Musk ebenfalls Anteile hält, dürfte die Ertragslage und Kapitaldecke von Tesla nicht unmittelbar verbessern, selbst wenn sich die angekündigten Synergieeffekte wirklich einstellen sollten. Der Optimismus der Anleger ist mit harten Zahlen derzeit kaum zu belegen und speist sich nach wie vor allein aus dem großen Potenzial, das dem Unternehmen nachgesagt wird.

Die kommenden zwei Jahre dürften das Schicksal von Tesla entscheiden. Derzeit scheint alles möglich: Gelingt es Musk, die Produktionsprobleme in den Griff zu bekommen und die massiven Investitionen zu schultern, könnte Tesla auch beim Gewinn durchstarten und sich der selbsternannte Ironman Elon Musk seinen Superhelden-Status einmal mehr verdienen. Doch gelingt das nicht, könnte Tesla könnte Tesla am Ende vor allem enttäuschte Hoffnungen und viel heiße Luft hinterlassen.

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