Textilindustrie Die Modelüge - wie deutsche Firmen produzieren lassen

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Grausame Bilder

Produktionsbedingungen in der Textilfabrik
Das brennende Gebäude Quelle: dapd
Bangladeschs Hauptstadt Dhaka Quelle: Probal Rashid für WirtschaftsWoche
Slum von Bangladeschs Hauptstadt Dhaka Quelle: Probal Rashid für WirtschaftsWoche
Frauen in Bangladesch Quelle: Probal Rashid für WirtschaftsWoche
Männer verladen Altpapier Quelle: Probal Rashid für WirtschaftsWoche
Näherinnen in einer Fabrik Quelle: Probal Rashid für WirtschaftsWoche
Frauen in einer Fabrik mit vergitterten Fenstern Quelle: Probal Rashid für WirtschaftsWoche

Markenklamotten entstehen zuweilen in abbruchreifen Fabriken, genäht von dürren Mädchen mit blutigen Fingern, die die Nächte auf verlausten Matratzen in Slums verbringen. Aber an Bangladesch kommt die Textilbranche nicht mehr vorbei: Das Land ist in zehn Jahren vom zehnt- zum zweitgrößten Schneider für Europa geworden – gleich nach China. Deutsche Modelabel importieren von dort bald mehr als aus der Türkei.

Die Frage drängt sich auf: Wie sozialverträglich kann ein Modelabel dort produzieren lassen? Wie viel Fairness kann ein Markenhändler Lieferanten aufzwingen, ohne ihn zu verprellen – und sich so im harten Preiskampf selbst ins Knie zu schießen?

Einerseits kaufen deutsche Verbraucher Klamotten gern zu Schleuderpreisen: Zwei Drittel aller Textilien gehen über die Wühltische der Discounter. Andererseits verlangt König Kunde, dass sein T-Shirt fair und sauber hergestellt wird. Groß ist der Aufschrei, wenn im Fernsehen grausame Bilder laufen wie die von der Fabrik in Pakistan, in der vor wenigen Tagen fast 300 Arbeiter verbrannten. Auch der deutsche Discounter Kik ließ dort Jeans nähen. Laut Dienstleistungsgesellschaft Verdi, die gerade eine internationale Kampagne für höhere Löhne in den Zulieferländern startete, kamen zwischen 2006 und 2010 allein in Bangladesch mehr als 550 Beschäftigte bei Fabrikbränden ums Leben. Aber für die Hose mehr bezahlen, damit die Standards in den Fabriken besser werden? So groß ist das schlechte Gewissen der Kunden nicht.

Wege zum sauberen Textilimport

Aufmerksamkeit für CSR

Der Grat zwischen billig und fair ist schmal: Jeder Skandal, jeder Brand kann Marken zerstören. Die Furcht davor ist jenseits philanthropischer Manöver der Grund dafür, dass die Branche dem Thema Corporate Social Responsibility (CSR) so viel Aufmerksamkeit widmet wie nie. Wie schwierig es für Händler ist, die Lieferwege aus einem Entwicklungsland wie Bangladesch sauber zu halten, zeigen Besuche in acht zufällig ausgewählten Textilfabriken. Getarnt als Berater deutscher Mode-Einkäufer traf der WirtschaftsWoche-Reporter auf die ungeschminkte Realität.

Der Alltag spielt jenseits der Hauptstraßen. Unser Auto schwankt wie eine Barke, als es sich über eine unbefestigte Dorfstraße nordwestlich des Flughafens Dhaka kämpft. Links fließt ein Rinnsal, das Wasser glänzt dunkelblau. In der Nachbarschaft muss eine Färberei in Betrieb sein. Vor dem Tor der Fabrik der Fortis-Gruppe, die auf sechs Fabriketagen unter anderem für Aldi Süd fertigt, hängt ein Schild: Kinder müssen draußen bleiben. Mal schauen.

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