Thyssen-Krupp Investoren setzen Hiesinger unter Druck

Thyssen-Krupp will seine Dividende um vier Cent anheben. Doch gegen diesen Schritt machen Investoren nun vor der Hauptversammlung Front. Sie fordern von Konzernchef Heinrich Hiesinger den Verkauf weiterer Sparten.

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Der Chef von Thyssen-Krupp erteilt dem Verkauf weiterer Sparten bisher eine Absage. Quelle: dpa

Düsseldorf Einen Tag vor der Hauptversammlung von Thyssen-Krupp haben Investoren den Vorstand kritisiert. Der Finanzinvestor Cevian und die Fondsgesellschaft Union Investment sprachen sich gegen die vom Vorstand vorgeschlagene Dividendenzahlung aus. Angesichts der finanziellen Lage des Konzerns sei eine Ausschüttung in diesem Jahr nicht sinnvoll, erklärte der Managing Partner von Cevian Capital, Lars Förberg, am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters.

Cevian wolle dem Dividendenvorschlag nicht zustimmen. Die Schweden halten rund 15 Prozent an dem Mischkonzern. Union Investment lehnt die Gewinnbeteiligung ebenfalls ab und forderte den Verkauf weiterer Sparten.

Die Aktionäre kommen am Freitag in Bochum zur Hauptversammlung zusammen. „Thyssen-Krupp wird sich von weiteren Sparten trennen müssen, um das Eigenkapital zu stärken und die Verschuldung in den Griff zu bekommen“, sagte Union Investment Fondsmanager Ingo Speich der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.“ Konzernchef Heinrich Hiesinger müsse größere Anstrengungen unternehmen, um die Finanzkraft zu stärken.

Die um vier auf 15 Cent angehobene Dividende sei ein Zugeständnis an die Krupp-Stiftung. Diese ist mit rund 23 Prozent größter Aktionär. „Die Dividende lehnen wir erneut ab, weil sie aus der nicht vorhandenen Substanz bezahlt wird.“ Speich hatte sich bereits im vergangenen Jahr gegen eine Zahlung ausgesprochen – allerdings ohne Erfolg.

Thyssen-Krupp hatte im vergangenen Jahr seinen operativen Gewinn um 26 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro erhöht. Den Konzern drücken aber noch Nettofinanzschulden von 3,4 Milliarden Euro. Vor wenigen Jahren war die Summe noch fast doppelt so hoch. Der Konzern war durch Fehlinvestitionen in neue Stahlwerke in Übersee in die Krise geraten und schrieb Milliardenverluste. Hiesinger richtete den Konzern stärker auf das weniger konjunkturanfällige Technologiegeschäft mit Aufzügen, Anlagen und Autoteilen aus und weniger auf das Stahlgeschäft.

Spekulationen über eine Trennung von bestimmten Sparten wie den Aufzügen oder den Auto-Komponenten erteilte er erneut eine Absage. „Wir haben die Strategie, unsere Industriegütergeschäfte weiterzuentwickeln und damit den Konzern stabiler zu machen“, sagte er im Interview mit dem Handelsblatt. „Warum sollten wir diese Zukunftsgeschäfte verkaufen?“ Er wolle den Konzern auf breiter Basis voranbringen. Alle Bereiche müssten deutlich profitabler werden, um den Konzern auf ein sicheres Fundament zu stellen. „Wir sind noch lange nicht fertig mit der Transformation, auch wenn wir schon vier Jahre massiv daran gearbeitet haben.“

Zwar hält Hiesinger an seiner Prognose eines operativen Gewinns von 1,6 bis 1,9 (Vorjahr: 1,67) Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015/16 (Ende September) fest. Voraussetzung sei aber, dass „sich die Werkstoffgeschäfte in der zweiten Geschäftsjahreshälfte deutlich erholen“. Der Verfall der Stahlpreise betrifft unmittelbar die europäische Stahlsparte, das Stahlwerk in Brasilien sowie der Werkstoffhandel der Handelstochter Material Sciences.

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