Thyssen-Krupp & Co. Stahlindustrie treibt die Digitalisierung voran

Die Stahlkonzerne wollen ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Konkurrenz aus Asien ausbauen und gleichzeitig Kunden stärker einbinden. Entwicklungszeiten und Produktionszyklen sollen stark verkürzt werden.

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Die Digitalisierung der Produktion verspricht eine höhere Effektivität. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Chance kommt so schnell nicht wieder, die Perspektiven sind einfach verlockend: Ob im Handel mit Stahlträgern oder -blechen, in der Produktion, der Wartung von Anlagen oder bei der gemeinsamen Forschung mit wichtigen Kunden wie aus der Autoindustrie oder dem Maschinenbau – die Digitalisierung verschafft der Stahlindustrie ungeahnte Möglichkeiten, Abläufe zu optimieren, Material zu sparen und dadurch Kosten zu senken.

Schon jetzt investiert jedes siebte Unternehmen der Branche mehr als sechs Prozent seines Umsatzes in die digitale Transformation, in fünf Jahren wird es schon ein knappes Drittel sein. Das ergab eine Studie des Beratungsunternehmens IW Consult im Auftrag der Wirtschaftsvereinigung Stahl. „Die Digitalisierung wird mit großem Druck vorangetrieben“, sagte am Mittwoch der Geschäftsführer des Branchenverbandes, Martin Theuringer, in Düsseldorf. „Sie schafft neue Möglichkeiten, sich zu differenzieren. Die Potenziale reichen weit über die Werkstore hinaus.“ So rechnen rund 80 Prozent der Stahlfirmen damit, dass sie ihre Wettbewerbsfähigkeit mit Hilfe der Digitalisierung verbessern können.

Einen solchen Schub Richtung Innovation und Produktivität können vor allem die europäischen Konzerne gut gebrauchen. Sie stehen in einem harten internationalen Wettbewerb vor allem mit Konkurrenten aus Asien insbesondere China. Die können oft  nur mit Hilfe von Strafzöllen davon abgehalten werden, gerade den europäischen Markt mit Billigstahl zu überschwemmen. Zudem setzen Thyssen-Krupp & Co. Pläne der EU-Kommission zu, den Emissionshandel zu verteuern. Das hätte unmittelbare Auswirkungen auf die Produktionskosten jeder einzelnen in Europa produzierten Tonne Stahl.

Da kommt die Digitalisierung gerade recht, zumal sie nach Einschätzung von IW Consult-Geschäftsführer Karl Lichtblau erst am Anfang steht. Auf rund zehn Prozent schätzt er den Digitalisierungsgrad der Stahlindustrie, die sich damit im Mittelfeld aller Branchen bewegen dürfte. So sehen fast zwei Drittel aller Kunden noch deutlichen Nachholbedarf bei den Hütten, die immerhin einen Großteil des verarbeitenden Gewerbes rund um den Bau, die Autoindustrie, den Maschinenbau oder die Elektrotechnik beliefern.

Denn im Zusammenspiel mit den Kunden schlummert das größte Potenzial. So lassen sich Entwicklungszeiten verkürzen, wenn Spezifikationen neuer Stähle schon in der Entstehungsphase an Abnehmer übermittelt werden, die diese parallel für die Tauglichkeit ihrer Produkte testen können. So ergab die Studie, dass schon jetzt rund die Hälfte der Kunden ihre Produktzyklen durch die digitalen Angebote verkürzen – Tendenz stark steigend.

Jedes achte Stahlunternehmen bietet bereits Smart Services wie eine vorausschauende Wartung an – auch dieser Anteil soll sich in den nächsten fünf Jahren verdoppeln. „Die Digitalisierung beim Stahl erweitert Innovations- und Wachstumspotentiale bei den Verarbeitern“, sagte der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. So geben laut der Studie schon heute 70 Prozent der Unternehmen an, dass die Stahlindustrie wichtig für ihre Wettbewerbsfähigkeit ist.

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