Thyssenkrupp Scharfe Kritik an Hiesinger und Cevian

Der ThyssenKrupp-Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger bei der Hauptversammlung seines Unternehmens. Quelle: dpa

Die Hauptversammlung von Thyssenkrupp steht im Zeichen der Kritik von Investoren. Es kommt zum heftigen Schlagabtausch zwischen den zerstritteneren Aktionären. Vorstandschef Hiesinger kündigt Schärfung der Strategie an.

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Einen heftigen Schlagabtausch haben sich auf der Hauptversammlung von Thyssenkrupp Gegner und Befürworter einer Zerschlagung des Mischkonzerns geliefert. Wie erwartet gab es zum einen scharfe Kritik von Investoren am Kurs von Vorstandschef Heinrich Hiesinger, der kein Freund einer Aufspaltung ist. Noch heftiger war aber zum Teil die Kritik an Finanzinvestor und Großaktionär Cevian, der die aktuelle Struktur für zu komplex hält. Aktionär Bernd Günther bezeichnete Cevian bei dem Aktionärstreffen am Freitag in Bochum als "schlimme, eklige Heuschrecke". Die Forderung nach einer Zerschlagung des Konzerns, der von Stahl über U-Boote bis hin zu Aufzügen eine breite Technologiepalette besitzt, sei eine "ganz üble Sache". Doch auch Hiesinger bekam sein Fett weg. Dessen Bilanz sei mit Blick auf den Ertrag der Aktionäre desaströs, kritisierte Ingo Speich von der Fondsgesellschaft Union Investment.

"Herr Hiesinger, Sie stehen jetzt sieben Jahre an der Spitze des Konzerns. Das ist eine lange Zeit – und mit Blick auf die Aktienperformance waren es leider sieben verlorene Jahre", kritisierte Speich vor den rund 1100 Anlegern im Bochumer RuhrCongress. Er hatte bereits zuvor eine Schärfung der Strategie gefordert mit klaren Renditenzielen und Zeitrahmen. Nach der geplanten Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel müssten alle Geschäfte unter die Lupe genommen werden. Der nach der Krupp-Stiftung mit 18 Prozent zweitgrößte Einzelaktionär Cevian hat einen grundlegenden Umbau von Thyssenkrupp gefordert. "Die aktuelle Konglomeratsstruktur ist zu komplex und schwerfällig. Das ist die Ursache für die unterdurchschnittliche Leistung von Thyssenkrupp", hatte Lars Förberg, Gründer und Chef von Cevian, Reuters gesagt. "Hätte das Unternehmen seine eigenen Margenziele erreicht, wäre die Aktie 50 Euro wert, doppelt so viel wie heute."

Die Kritik kam postwendend. "Etwas mehr Zurückhaltung wäre doch sehr sinnvoll", sagte Aktionär Christian Strenger. Als "Trenddebatte" bezeichnete Daniel Voss von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) die Forderung nach einem umfassenden Konzernumbau. Der Trend wechsele alle paar Jahre. "Der Weisheit letzter Schluss ist noch nicht gefunden." Thomas Hechtfischer von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) betonte hingegen, er könne Teile der Kritik von Cevian nachvollziehen. "Die Dividende hat eher den Charakter eines Erinnerungspostens." Als Thyssenkrupp-Aktionär habe man in den vergangenen Jahren ein eher freudloses Dasein gefristet. "Ich bin aber kein Zerschlagungsfan."

Hiesinger stellte derweil in gewohnt ruhiger Weise das Erreichte hervor, wie etwa die Senkung der Schulden und den Abschied vom verlustreichen Stahlabenteuer in Amerika. "Mittelfristig werden wir deutlich höhere Ergebnis-, Cash-, und Wertbeiträge erzielen, und damit wird auch wieder eine höhere Dividende möglich." Er kündigte an, im Frühsommer die Ziele des Konzerns zu konkretisieren. "Wie genau wir das angehen, wird Teil unseres jährlichen Strategiedialogs von Vorstand und Aufsichtsrat im Mai sein." Der Konzern werde nach der Gründung des Stahl-Joint-Ventures mit Tata Steel anders aussehen. "Entsprechend werden wir unser strategisches Zukunftsbild schärfen und auch unsere finanziellen Zielsetzungen anpassen."

Die Aktionäre sollen wie im Vorjahr eine Dividende von 15 Cent je Anteilsschein erhalten. Klar sei, dass der Vorstand einen höheren Anspruch habe, sagte Hiesinger. Auch könnten weitere Geschäfte verkauft werden. Die Äußerungen schoben die Aktie an. Der Kurs stieg zeitweise um fast fünf Prozent. Hiesinger machte allerdings auch deutlich, dass er von einer Zerschlagung wenig hält. Er wolle die Geschäfte zukunftsfähig machen. "Gleichzeitig wollen wir die Größe und die Gemeinschaftsvorteile des Konzerns nutzen, um jedes einzelne Geschäft profitabler zu machen." Befreiungsschläge sind nach seinen Worten nicht zu erwarten. Mit Cevian gebe es einen konstruktiven Dialog. Er müsse zugeben, dass er von den jüngsten öffentlichen Äußerungen etwas überrascht gewesen sei.

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