Der erst im Herbst 2015 eingesetzte neue Spartenchef Jens Michael Wegmann startete bereits ein Sanierungsprogramm. Doch das kann der frühere Siemens-Manager nicht zu Ende bringen. In der vergangenen Woche nahm er seinen Hut. Zuvor hatte er die Annahme eines Geschenks von einem Geschäftspartner eingeräumt. Thyssenkrupp ist nach zahlreichen Kartell- und Korruptionsfällen in der Vergangenheit ein gebranntes Kind. Deshalb galt der aktuelle Fall als Lackmus-Test für die ausgerufene Nulltoleranz-Politik des Vorstands.
Wenig Verständnis für derartige Schwierigkeiten dürfte unterdessen der schwedische Großaktionär Cevian haben, der seinen Anteil an dem Essener Konzern mittlerweile nach eigenen Angaben auf „knapp unter 20 Prozent“ aufgestockt hat. Damit ist der als unbequem geltende Investor, der gern aktiv in die Strategie bei seinen Beteiligungen eingreift, bereits nahe an die Krupp-Stiftung, den traditionsreichsten Hauptaktionär, herangerückt.
Die Stiftung gilt als Stabilitätsgarant bei Thyssenkrupp, Cevian steht für das Gegenteil. Und die Schweden machen mächtig Druck auf das Management, endlich auch nachhaltig bessere Ergebnisse zu erzielen. „Es ist für jeden klar, dass es noch ordentlich Mühe und Gestaltungswillen kosten wird, ehe das Unternehmen wirklich wettbewerbsfähig ist und erfolgreich dasteht“, sagte Cevian-Mitbegründer Lars Förberg im Sommer dem „Manager Magazin“. Immerhin bescheinigte er Hiesinger, „dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen“.
Seit seinem Amtsantritt im Januar 2011 hat der Thyssenkrupp-Chef den Konzern aus der tiefsten Krise seiner Geschichte geholt. Vor allem Fehlinvestitionen in Stahlwerke in Übersee noch vor seiner Amtszeit hatten zu milliardenschweren Verlusten geführt. Zwischenzeitlich stand das Unternehmen nahe am Abgrund. Davon hat es sich inzwischen auch dank harter Einsparungen und einer Kapitalerhöhung etwas entfernt.
Doch zuletzt wurden die Fortschritte kleiner. So hat der 56 Jahre alte Hiesinger bislang noch keinen Käufer für sein brasilianisches Krisenstahlwerk gefunden. Und auch die Eigenkapitalausstattung ist weiter dünn. Bei der Bilanzvorlage vor einem Jahr hatte der Thyssenkrupp-Chef selbst eingeräumt, mit seinem Umbau noch längst nicht zu Ende zu sein. „Wir sind von unserem Mindestanspruch und unseren Zielen noch ein gutes Stück entfernt“, sagte der Manager damals. Ganz ähnlich dürfte seine Bilanz in diesem Jahr ausfallen.