Während aktivistische Investoren in den USA weit verbreitet sind, ist Cevian in Europa Pionier. „Das ist ein Lackmustest“, sagt ein Banker. Dabei kann Cevians Rolle juristisch problematisch werden. „Vertreter von Investoren im Aufsichtsrat müssen im Interesse des Unternehmens handeln, sonst drohen Haftungsrisiken“, sagt Thomas Meurer von der Kanzlei Hengeler Mueller in Düsseldorf. Das Interesse des Unternehmens besteht nicht nur in der Wertsteigerung, Belange von Arbeitnehmern und Kunden zählen ebenso dazu. Zudem müssen sich Aufsichtsräte an Verschwiegenheitspflichten und Insiderregeln halten. In diesem engen Korsett muss Cevian in Deutschland die Wende schaffen.
International dagegen löst Cevian sein Versprechen ein. Investoren durften sich 2015 über die Nachricht freuen, dass das Gesamtportfolio seit 2006 eine Rendite von 160 Prozent erreicht hat. Gut fuhr Cevian mit seiner Zerschlagungsstrategie etwa bei dem britischen Mischkonzern Cookson, der sich nach dem Einstieg von Cevian ab 2011 in die zwei Teile Vesuvius und Alent aufspaltete. Lag der Aktienkurs vor der Aufspaltung bei 300 Pence, hat sich Alent mit rund 500 Pence stark verbessert. Cevian hat sein Alent-Paket von knapp 22 Prozent an Platform Specialty aus den USA veräußert und für sein Investment eine Prämie von 30 bis 40 Prozent eingestrichen. An Vesuvius hält Cevian weiter rund 20 Prozent.
Erstaunlich langer Atem
Auch bei weiteren britischen Beteiligungen wie dem Versicherer Old Mutual und dem Baumaterialhersteller Wolesley gelang Cevian die angestrebte Verdopplung des Investments. Beim angeschlagenen Versicherer RSA stieg Cevian 2014 ein und ist mit rund 13 Prozent größter Einzelaktionär. Nach einer Kapitalerhöhung, strengem Sparkurs und Verkäufen hat RSA 2015 wieder Gewinne erwirtschaftet.
Daimler im Energiegeschäft
Die 100-prozentige Daimler-Tochter Accumotive entwickelt, produziert und vertreibt Antriebsbatterien für Hybrid- und Elektrofahrzeuge, sowie für stationäre Anwendungen die Mercedes-Benz Energiespeicher. Beides geschieht auf Basis der Lithium-Ionen-Technologie. Das Unternehmen beschäftigt rund 420 Mitarbeiter – 300 im sächsischen Kamenz , 120 in Nabern, Großraum Stuttgart. In Kamenz wird die Produktion derzeit ausgebaut. Die Daimler AG investiert in den nächsten Jahren rund 100 Millionen Euro. Seit Produktionsstart im Jahr 2011 hat sich die Produktionsfläche vervierfacht.
Die Daimler Tochter Accumotive und die Stadtwerke Hannover (enercity) bauen einen 15 Megawatt-Stunden starken Batteriespeicher auf. Ende des Jahres soll er ans Netz. Der Speicher dient dem Ausgleich von Spannungsschwankungen im Übertragungsnetz (Primärenergieregelmarkt). Für das zur Verfügungstellen erhalten die Partner vom Übertragungsnetzbetreiber (Tennet) ein Entgelt. Gleichzeitig aber nutzt Daimler den Speicher als Ersatzteillager. Sollte ein E-Smart-Fahrer z.B. in Folge eines Unfalls eine neue Batterie benötigen, stammt sie aus dem Speicher in Hannover. Da Batterien ständig genutzt werden müssen, um sich nicht zu entladen, sieht Daimler in der Kooperation mit den Stadtwerken Hannover eine Win-Win-Situation. Accumotive und enercity investieren je 6 Millionen Euro in den Aufbau des Speichers. Die Halle wird 2400 Quadratmeter groß sein und 480 Elektronikschränke mit je drei Batterieblöcken enthalten. Insgesamt befinden damit Lithium-Ionen-Akkus mit einem Gewicht von 150 Tonnen in der Halle.
In Lünen entsteht in Kooperation mit dem Recyclingunternehmen Remondis, dem Energiedienstleister Mobility House und Getec ein 13-MW-Speicher mit gebrauchten Batterien aus verschiedenen Mercedes-Modellen.
Gemeinsam mit dem baden-württembergischen Energieversorger EnBW vertreibt Daimler seit Herbst 2015 eine Speicherlösung inklusive eines von EnBW entwickelten Energiemanagement für Eigenheimbesitzer.
Mit etwas Glück hätte RSA sich wie Demag Cranes als Goldgrube für Cevian erweisen können: Im Herbst 2015 erwog der Schweizer Versicherer Zurich eine Übernahme. Hohe eigene Verluste im Chinageschäft veranlassten die Zurich schließlich zum Rückzug – Pech für den schwedischen Investor.
In Deutschland ist es weniger solches Pech als eigenes Unvermögen, das Cevian derzeit Unannehmlichkeiten bereitet. Die Beispiele aus dem Ausland zeigen aber auch, dass Cevian mitunter erstaunlich langen Atem hat. So sind die Schweden 2005 beim finnischen Maschinenbauer Metso eingestiegen. Neun Jahre passierte wenig, dann spaltete der Konzern die Sparte Papiertechnologie ab – ganz, wie Cevian es von Beginn an gefordert hatte. Eine Marathon-Leistung, die man besonders bei Thyssenkrupp in Essen im Sinn behalten sollte.