Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger drohen im stockenden Verkaufsprozess für die verlustreichen Übersee-Stahlwerke neue Schwierigkeiten. Der brasilianische Stahlkonzern CSN wolle das Werk in Brasilien nicht übernehmen, wenn er nicht die Anlage in den USA dazu bekomme, sagte eine mit dem Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.
CSN treibe die Verhandlungen für einen Erwerb der Übersee-Werke zwar voran. "Ohne die Anlage in Alabama ist CSN aber nicht an dem Deal interessiert." CSN gilt seit Monaten als Favorit für den Kauf der Werke, die Thyssen-Krupp Milliardenverluste eingebracht haben. Die Brasilianer wollten sich zu den Informationen nicht äußern. Thyssen-Krupp verwies am Donnerstag auf die Aussagen von Vorstandschef Heinrich Hiesinger, wonach der Konzern in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem führenden Bieter sei.
Hiesinger will sich keine Frist für einen Verkauf der Werke setzen, um sich in den Verhandlungen nicht unter Druck zu setzen. Insbesondere das Werk in Brasilien hat dem Konzern mehr als einmal die Bilanz verhagelt. Über zwölf Milliarden Euro hat der Mischkonzern mit weltweit 150.000 Mitarbeitern in der Sparte Steel Americas verbrannt. Der Löwenanteil davon fällt auf das von Pleiten, Pech und Pannen begleitete Stahlwerk in Brasilien. CSN strebe ein Vereinbarung für beide Werke bis Ende September an, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Eine anderer Insider sagte, die Verhandlungen hätten sich abgekühlt. Fortschritte seien aber möglich.
An dem Werk in Rio de Janeiro hält der brasilianische Rohstoffkonzern Vale 27 Prozent. Doch auch von ihm droht Thyssen-Krupp Ungemach. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte, Vale wolle zumindest eine teilweise Entschädigung von dem Essener Konzern für Extrakosten in Höhe von 550 Millionen Dollar, die in den vergangenen vier Jahren bei dem Werk in Brasilien aufgelaufen seien. Der Deal hänge davon ab, dass sich Vale und Thyssen-Krupp einigten, sagte ein Insider. ThyssenKrupp hat erklärt, das Vale an den Verhandlungen zum Verkauf der Werke beteiligt ist, wollte sich aber erneut nicht zu Details äußern.