Thyssens Brasilien-Werk Hiesinger droht neues Ungemach

Pleiten, Pech und Pannen: Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger drohen beim Verkaufsprozess der Stahlwerke in Brasilien neue Schwierigkeiten. Einer der Hauptinteressenten setzt den Stahlkonzern unter Druck.

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Die großen Krupp-Krisen
Gussstahlfabrik Fried. Krupp in Essen um 1905 Quelle: dpa
Arndt von Bohlen und Halbach, sein Vater Alfried Krupp und der Generalbevollmächtigte Berthold Beitz posieren vor der Villa Hügel in Essen Quelle: dpa
Der Schah von Persien, Retter von Krupp: Im Herbst 1976 schlitterte Krupp in eine bedrohliche Liquiditätskrise. Der Konzern litt unter gigantischen Überkapazitäten in der europäischen Stahlproduktion. Krupp-Generalbevollmächtigter Beitz fand in den märchenhaft reichen Schah von Persien einen neuen Investor, 25 Prozent von Krupp übernahm und eine Milliarde Dollar in den wankenden Konzern pumpte. Außerdem winkten Krupp Großaufträge des Kaisers aus Teheran. Es war mal wieder ein Kaiser, von dem sich Krupp abhängig machte. Im 19. Jahrhundert war dies der deutsche Herrscher Wilhelm II, der Krupp mit Kanonenaufträgen versorgte. Im Bild: Berthold Beitz Quelle: dpa
Gerhard Cromme Quelle: dpa
 Ekkehard Schulz Quelle: dapd

Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger drohen im stockenden Verkaufsprozess für die verlustreichen Übersee-Stahlwerke neue Schwierigkeiten. Der brasilianische Stahlkonzern CSN wolle das Werk in Brasilien nicht übernehmen, wenn er nicht die Anlage in den USA dazu bekomme, sagte eine mit dem Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.

CSN treibe die Verhandlungen für einen Erwerb der Übersee-Werke zwar voran. "Ohne die Anlage in Alabama ist CSN aber nicht an dem Deal interessiert." CSN gilt seit Monaten als Favorit für den Kauf der Werke, die Thyssen-Krupp Milliardenverluste eingebracht haben. Die Brasilianer wollten sich zu den Informationen nicht äußern. Thyssen-Krupp verwies am Donnerstag auf die Aussagen von Vorstandschef Heinrich Hiesinger, wonach der Konzern in fortgeschrittenen Verhandlungen mit einem führenden Bieter sei.

Hiesinger will sich keine Frist für einen Verkauf der Werke setzen, um sich in den Verhandlungen nicht unter Druck zu setzen. Insbesondere das Werk in Brasilien hat dem Konzern mehr als einmal die Bilanz verhagelt. Über zwölf Milliarden Euro hat der Mischkonzern mit weltweit 150.000 Mitarbeitern in der Sparte Steel Americas verbrannt. Der Löwenanteil davon fällt auf das von Pleiten, Pech und Pannen begleitete Stahlwerk in Brasilien. CSN strebe ein Vereinbarung für beide Werke bis Ende September an, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Eine anderer Insider sagte, die Verhandlungen hätten sich abgekühlt. Fortschritte seien aber möglich.

An dem Werk in Rio de Janeiro hält der brasilianische Rohstoffkonzern Vale 27 Prozent. Doch auch von ihm droht Thyssen-Krupp Ungemach. Eine Sprecherin des Unternehmens sagte, Vale wolle zumindest eine teilweise Entschädigung von dem Essener Konzern für Extrakosten in Höhe von 550 Millionen Dollar, die in den vergangenen vier Jahren bei dem Werk in Brasilien aufgelaufen seien. Der Deal hänge davon ab, dass sich Vale und Thyssen-Krupp einigten, sagte ein Insider. ThyssenKrupp hat erklärt, das Vale an den Verhandlungen zum Verkauf der Werke beteiligt ist, wollte sich aber erneut nicht zu Details äußern.

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