Trotz Protesten Daimler will Teil der Sprinter-Produktion verlagern

450 Millionen Euro will Daimler in seine deutschen Standorte investieren, Begeisterung kommt nicht auf: Durch die Verlagerung eines Teils der Produktion nach Amerika könnten bis zu 1800 Stellen in Düsseldorf wegfallen.

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Die Beschäftigten des Sprinter-Werkes der Daimler AG protestieren gegen eine Teil-Verlagerung des Produktion. Quelle: dpa

Stuttgart Daimler will trotz Protesten der Arbeitnehmer einen Teil der Produktion des Transporters Sprinter nach Nordamerika verlagern. Die nächste Generation des Lieferwagens werde zusätzlich im Nafta-Raum produziert, erklärte Sparten-Chef Volker Mornhinweg am Dienstag. Wie sich das auf die Beschäftigung des Werkes Düsseldorf mit seinen rund 6500 Mitarbeitern auswirkt, blieb offen. Gewerkschaft und Betriebsrat befürchten den Wegfall von bis zu 1800 Stellen. Tausende Beschäftigte hatten vor einigen Wochen aus Protest gegen die Pläne die Arbeit niedergelegt.

Daimler kündigte zugleich an, 300 Millionen Euro in das Sprinter-Werk Düsseldorf zu stecken und es zum „Kompetenzcenter“ für die weltweite Produktion zu machen. Außerhalb Deutschlands wird der Transporter in Argentinien, China und Russland gefertigt. Nun wird noch ein Produktionsstandort in den USA, Mexiko oder Kanada gesucht. In Düsseldorf sollen Rohbau, Lackierung und Montage modernisiert werden. In den Standort Ludwigsfelde, wo 2000 Beschäftigte die offenen Lieferwagen bauen, will Daimler 150 Millionen Euro investieren. Dies sei ein eindeutiges Bekenntnis zu den deutschen Standorten.

Die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern seien noch nicht abgeschlossen, erklärte Daimler weiter. Der Betriebsrats-Vorsitzende des Düsseldorfer Werkes, Thomas Weilbier, hatte sich gegen eine Verlagerung ausgesprochen. Die Arbeitnehmerseite fordert eine klare Perspektive für die Beschäftigten durch Ersatzproduktion. „Nach dem Vorstandsbeschluss ist noch alles offen“, sagte eine Sprecherin des Gesamtbetriebsrats.

Der IG-Metall-Vorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, hatte mit einem Nein der Arbeitnehmerbank im Daimler-Aufsichtsrat gedroht, wenn die Beschäftigung in Düsseldorf nicht gesichert werde. „Investitionen alleine reichen nicht“, erklärte er nun. „Für uns zählt jeder Arbeitsplatz.“

Die USA sind der zweitgrößte Sprinter-Absatzmarkt. Im vergangenen Jahr wurden 23.000 Fahrzeuge ausgeliefert. Die Verlagerung sei aus Kostengründen notwendig, erklärte der Konzern. Denn um einen Importzoll von 25 Prozent zu vermeiden, werden die in Deutschland gebauten Transporter auseinander genommen, in die USA verschifft und im Werk Charleston in South Carolina wieder montiert. Dies sei mit Blick auf die wachsende Nachfrage nicht wirtschaftlich, erklärte der Konzern.

Die nächste Sprinter-Generation kommt in zwei, drei Jahren auf den Markt. Ab 2017 geht die Auslastung in Deutschland außerdem zurück, weil Daimler dann nicht mehr den baugleichen VW-Crafter für Volkswagen produziert. Der Konzern hatte früher erklärt, die Lücke mit der wachsenden eigenen Produktion schließen zu können.

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