Übernahme in der Chemiebranche Behörden halten Syngenta und Chem-China hin

Eigentlich hätte die Übernahme von Syngenta durch Chem-China schon in diesem Jahr über die Bühne gehen sollen. Wegen Bedenken der Kartellbehörden, wird der Kauf nun aber auf das erste Quartal 2017 verschoben.

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Die Übernahmen des Schweizer Agrochemieunternehmens Syngenta durch den chinesischen Staatskonzern Chemchina zieht sich hin. Quelle: Reuters

Zürich Die laufende Konsolidierung der Agrochemiebranche bremst die geplante Übernahme der Schweizer Syngenta durch den chinesischen Staatskonzern Chem-China. Der Pflanzenschutz-Weltmarktführer aus Basel erwartet den Abschluss der 43-Milliarden-Dollar-Transaktion (40 Milliarden Euro) nicht mehr im laufenden Jahr, sondern erst gegen Ende des ersten Quartals 2017, wie Syngenta-Chef Erik Fyrwald am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters sagte.

Der im September angekündigte Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto durch Bayer hat offenbar die Kartellbehörden alarmiert. „Seitdem haben sowohl die USA als auch die EU viel mehr Fragen und fordern viel mehr Einzelheiten“, erklärte Fyrwald.

Der Europäischen Union (EU) will Chem-China einem Insider zufolge weitergehende Zugeständnisse anbieten, um grünes Licht für den bislang größten Auslandszukauf eines chinesischen Unternehmens zu geben. Chem-China habe der EU im September in Aussicht gestellt, Bereiche der Agrochemietochter Adama Agricultural Solutions im Wert von rund 20 Millionen Dollar zu verkaufen. Aber die EU-Kommission habe das Angebot als ungenügend eingestuft und mögliche Maßnahmen genannt. Chem-China sei bereit nachzulegen, um die Anforderungen der EU zu erfüllen. Spätestens am Freitag muss die EU entscheiden, ob sie die Transaktion genauer unter die Lupe nimmt. „Das ist wahrscheinlich und wir erwarten das, aber es ist nicht sicher“, sagte Fyrwald.

In den USA stehe Syngenta bereit, eine Genehmigung für den im Februar eingefädelten Deal zu beantragen. Voraussetzung dafür sei eine Rückmeldung der US-Kartellbehörde FTC, die in den kommenden Tagen eintreffen dürfte. Angesichts der geringen Überschneidungen führt der Zusammenschluss von Syngenta und Chem-China Fyrwald zufolge kaum zu einer Einschränkung des Wettbewerbs. „Wir sind weiterhin sehr zuversichtlich, dass unser Deal durchkommt“, sagte der Amerikaner. Analysten stimmen ihm zu. Jeremy Redenius vom Broker Bernstein veranschlagt die Erfolgswahrscheinlichkeit auf 95 Prozent. Auch die Anleger reagierten erleichtert, dass die Transaktion immer noch auf Kurs ist, wenn auch mit Verzögerung. Die Syngenta-Aktie stieg um zwei Prozent auf 405 Franken, notiert damit aber immer noch deutlich unter dem Angebotspreis der Chinesen.

In der Branche findet zur Zeit eine Art Endspiel unter den großen Anbietern statt, bei dem bisher einzig BASF außen vor blieb. Bereits vor der 66 Milliarden-Dollar-Transaktion von Bayer wurde der Zusammenschluss der US-Konzerne Dow Chemical und Dupont auf den Weg gebracht. Ein wichtiger Treiber sind die schwierigen Marktbedingungen, die nach Einschätzung von Syngenta auch 2017 anhalten dürften. Im dritten Quartal verbuchten die Schweizer einen Umsatzrückgang von drei Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar und verfehlten damit die Analystenerwartungen.

Gerüchten über eine weitere Megafusion im Sektor nahm Syngenta-Chef Fyrwald aber den Wind aus den Segeln. Medien hatten kürzlich berichtet, dass Chem-China und Sinochem Insidern zufolge eine Fusion zu einem neuen Weltmarktführer sondieren. „Chem-China hat uns wiederholt versichert, dass sie mit Sinochem nicht über einen Zusammenschluss reden“, sagte der Syngenta-Chef. Sollte es in den nächsten Wochen doch so weit kommen, dürften die Kartellbehörden Experten zufolge allerdings die Syngenta-Übernahme erneut aufrollen.

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