Übernahme Scania widersetzt sich VW

Die Errichtung der Nutzfahrzeug-Allianz zwischen Scania und MAN scheint für Volkswagen schwerer zu werden als gedacht. Die schwedische Lkw-Tochter hält das Angebot für zu niedrig – und empfiehlt, das Angebot abzulehnen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Truck der VW-Tochter Scania: Die Wolfsburger wollen die Schweden komplett übernehmen, doch das Angebot hält Scania für zu niedrig. Quelle: dpa

Scania stellt sich quer: Ein Ausschuss des Verwaltungsrats empfiehlt den Aktionären, die fast sieben Milliarden Euro teure Offerte von VW zur Komplettübernahme des schwedischen Lkw-Bauers abzulehnen. Das Angebot sei zu niedrig und spiegele nicht die langfristigen Geschäftsaussichten von Scania wider, argumentierte das unabhängige Gremium am Dienstag. Es ist mit Vertretern besetzt, die Volkswagen nicht zugerechnet werden. Der Wolfsburger Konzern, der bereits die Mehrheit an Scania hält, lehnte eine Nachbesserung der Offerte ab. Die Transaktion komme nur zustande, wenn VW zu den bekannten Bedingungen Zugriff auf mehr als knapp 90 Prozent aller Scania-Aktien bekomme.

Der Streit verschreckte Anleger. Die Scania-Aktie verlor an der Stockholmer Börse zeitweise fast vier Prozent, dämmte ihre Verluste später aber ein.

Börsianer rätselten über die Motive des Scania-Ausschusses. Dieser habe zwar formal mit dem Preis und den Geschäftsaussichten von Scania argumentiert. Jedoch sei unklar, ob sich nicht mehr dahinter verberge. Die Stimmung in Schweden ist schon seit geraumer Zeit angespannt ob des Ausverkaufs des schwedischen Traditionsunternehmens an den deutschen Autokonzern. Kritik an der Komplettübernahme von Scania kommt vor allem von schwedischen Staats- und Pensionsfonds. In schwedischen Unternehmen gelten traditionell stärkere Minderheitsrechte als in Deutschland. Diese Erfahrung hat auch General Motors mit der früheren Tochter Saab gemacht, bei der die Opel-Mutter nicht so frei schalten und walten konnte wie sie wollte.

"VW hat Geld zum nachbessern"

Analysten erwarten dennoch, dass VW sein Ziel erreichen wird. "Ich wäre überrascht, wenn das Angebot nicht zustande kommt", sagte Frank Schwope von der NordLB. Entscheidend seien nicht die Mitglieder eines Gremiums, sondern die Aktionäre von Scania. Schwope hält es für möglich, dass VW die Offerte doch noch etwas nachbessert, um auch die letzten Zweifler zu überzeugen. "VW ist nach meiner Einschätzung absolut überzeugt, den Deal durchzuziehen", sagte Arndt Ellinghorst vom Londoner Analysehaus International Strategy & Investment. Der Wolfsburger Konzern verfüge zudem über das Geld, um sein Angebot zu erhöhen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%