Uniper-Bilanz Klaus Schäfer kommt bei der Sanierung voran

Uniper ist mit einem hohen Verlust in sein erstes Geschäftsjahr gestartet. Dem neuen Stromkonzern machen dabei kräftige Sondereffekte zu schaffen. Operativ läuft es für die Essener allerdings überraschend gut.

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Der Uniper-Chef hat seinem Unternehmen einen harten Sanierungskurs verordnet. Quelle: dpa

Düsseldorf Klaus Schäfer feiert eine Premiere. Der Energiemanager führt den Energiekonzern Uniper seit Anfang 2016, als Eon die Kohle- und Gaskraftwerke sowie den Großhandel abspaltete. Jetzt präsentierte er seinen ersten Geschäftsbericht.

Die Bilanz fällt auf den ersten Blick trüb aus. Uniper beendet das erste Geschäftsjahr mit einem kräftigen Nettoverlust von 3,2 Milliarden Euro. Schuld waren vor allem Wertberichtigungen in Höhe von 2,9 Milliarden. Euro, weil sich die Rahmenbedingungen radikal verschlechtert haben.

Auf den zweiten Blick sieht es aber schon besser aus. Operativ laufen die Geschäfte überraschend solide. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg um 24 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro, das bereinigte Ebit kletterte sogar um 70 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Vor allem aber kommt Schäfer bei der Sanierung voran. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 55 Cent pro Anteilsschein – und sollen für 2017 sogar noch einmal rund 15 Prozent mehr erhalten.

Eon selbst konzentriert sich seit der Aufspaltung auf die neue Energiewelt, also Vertrieb, Netze und erneuerbare Energien. Im September brachte der Konzern gut 53 Prozent der Uniper-Aktien an die Börse.

Schäfer übernahm damit die Bereiche, die Eon zuvor in die Krise gebracht und zur Aufspaltung gezwungen hatten. Die konventionellen Kraftwerke werden von Wind- und Solarenergie aus dem Markt gedrängt, die politisch gefördert boomen und vorrangig ins Netz eingespeist werden. Kohle- und Gaskraftwerke müssen mit kräftig gesunkenen Preisen und Margen zurechtkommen.

Anfang 2011, vor der Reaktorkatastrophe von Fukushima, kostete eine Megawattstunde Strom an der Energiebörse EEX noch mehr als 50 Euro. Anfang 2016 war es kaum mehr als 20 Euro. Inzwischen hat sich der Markt zwar etwas erholt. Mit unter 30 Euro reichen die Preise aber für viele Kraftwerke immer noch nicht auf.

Im vergangenen Jahr brach das Ebit in der Sparte Europäische Erzeugung um 42 Prozent auf 654 Millionen Euro ein. Und auch in den Auslandsmärkten – insbesondere Russland – musste Uniper bei der Stromerzeugung ein Minus von 40 Prozent auf 201 Millionen Euro hinnehmen. Das Ebit konnte nur zulegen, weil die Handelsparte das Ebit auf 1,46 Milliarden Euro mehr als verdoppelte.


Uniper-Chef fährt einen harten Sanierungskurs

Uniper profitierte vor allem von einem starken Gasgeschäft. Schäfer hatte die Verträge mit Gazprom neu verhandeln können. „Uniper steht für eine zuverlässige Versorgung seiner Kunden und Märkte mit Gas und Strom. Zuverlässig geliefert haben wir auch bei allen Finanzzielen im ersten Geschäftsjahr als eigenständiges Unternehmen“, sagte Schäfer.

Die schlechten Rahmenbedingungen sind aber für den hohen Nettoverlust verantwortlich. Uniper musste die Annahmen für die weitere Entwicklung der Rohstoff- und Strompreise korrigieren.

Schäfer hat deshalb zunächst einen harten Sanierungskurs eingeschlagen. Mit dem Sparprogramm Voyager will er die jährlichen Kosten um 400 Millionen Euro kürzen. Rund die Hälfte davon wurde bereits 2016 erreicht. Unter anderem wurde die Verwaltung verschlankt – dort soll etwa jede vierte Führungsposition wegfallen – und die IT-Kosten wurden verringert.

Mit den Gewerkschaften wird Uniper nach Informationen des Handelsblatts aus Kreisen der Arbeitnehmervertreter bald über den Abbau von tariflichen Leistungen verhandeln. Das Management will hier offenbar 27 Millionen Euro einsparen – das wollen die Gewerkschaften aber nicht akzeptieren.

Ein großer Fortschritt bei der Sanierung hat Schäfer schon am Wochenende gemacht. Uniper vereinbarte mit dem österreichischen OMV-Konzern den Verkauf der Beteiligung am sibirischen Gasfeld Juschno Russkoje. OMV bezahlt für den 25-Prozent-Anteil rund 1,8 Milliarden Euro. Damit hat Schäfer sein Ziel, bis Ende des Jahres rund zwei Milliarden Euro durch Verkäufe einzunehmen, schon weitgehend erreicht.

Der Eon-Konzern, der noch 47 Prozent der Anteile hält, wird seine Bilanz am kommenden Mittwoch präsentieren. Konzernchef Johannes Teyssen wird dabei noch schlechtere Zahlen vorlegen. Nach Informationen des Handelsblatts aus Konzernkreisen weist Eon einen Nettoverlust in „deutlich zweistelliger Milliardenhöhe“ aus. Analysten der Deutschen Bank hatten ihn auf 12,4 Milliarden Euro taxiert. „Es wird sogar noch mehr sein“, hieß es in Konzernkreisen.

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