USA als Wachstumsmotor Deutschland profitiert von Amerikas Industrie

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Deutsche Maschinen sind gefragt

Kein anderes der übrigen 33 OECD-Länder kann da mithalten. Großbritanniens Unternehmen müssen sich mit einem Export-Plus gen USA von acht Milliarden Dollar zufriedengeben, gut einem Viertel des deutschen Zuwachses. Frankreich dürfte nur zusätzliche Industriegüter im Wert von sechs, Italien im Wert von fünf und die Schweiz im Wert drei Milliarden Dollar in die Vereinigten Staaten verfrachten.

Um am Bau der neuen Produktionsstätten jenseits des Atlantiks mitzuverdienen, bringen sich deutsche Konzerne und Mittelständler derzeit in Stellung – sei es als Lieferant von Baumaterialien und Baumaschinen, einzelnen Produktionsmaschinen, ganzer Großanlagen oder von Ausgangsmaterialien für Produkte made in USA.

Die Liste amerikanischer Einkäufer mit deutschen Adressen ist lang. Werkzeugmaschinenhersteller wie der Lasertechnik-Weltmarktführer Trumpf oder der Bielefelder Konzern DMG Mori Seiki (früher: Gildemeister) mit seinen Fräsmaschinen und Elektronikbauteilen gehören seit jeher zu den emsigsten Lieferanten der US-Industrie. 2013 haben die deutschen Werkzeugmaschinenhersteller zwar neun Prozent weniger über den Großen Teich geliefert, aber wohl nur deshalb, weil die Exportvolumina in den Jahren davor bereits ungewöhnlich hoch waren.

Wie Deutschland von Amerikas wachsender Industrie profitiert.

Nach Einschätzung von Bain brechen für die Branche dank des Produktionsbooms in den USA rosige Zeiten an. Die Nachfrage nach deutscher Werkzeugtechnik, so die Prognose, werde – verglichen mit Importen aus anderen Ländern – überproportional steigen, insbesondere in der Autoindustrie und der Metallverarbeitung.

Klarer Aufwärtstrend

Noch klarer ist der Aufwärtstrend bei der Nachfrage nach Automatisierungstechnik. Wie kaum ein anderes deutsches Unternehmen setzt Siemens, der Weltmarktführer in der Automatisierung, auf den US-Markt. Aber auch für Wettbewerber wie den Antriebstechnikhersteller Bosch-Rexroth oder den Roboterhersteller Kuka sind die USA wichtige Absatzmärkte. Hinter der Branche liegt ein grandioses US-Jahr. 2013 stiegen die Einfuhren der Vereinigten Staaten auf diesem Gebiet um 43 Prozent. Mehr als die Hälfte entfiel auf die amerikanische Autoindustrie. Beste Chancen bescheinigt Bain den Herstellern auch für die Zukunft, weil US-Fabriken zunehmend ihre Effizienz steigern wollten und neue Anwendungsfelder für Roboter, etwa in der Logistik, Medizin oder Agrarindustrie, entstünden.

Die Auswirkung der Reindustrialisierung in den USA auf Deutschland

Kunststoffmaschinenhersteller aus Deutschland wie KraussMaffei Technologies aus München oder Sumitomo Demag aus dem fränkischen Schwaig zählen auch zu den Kandidaten, die vom Industrieboom in den USA in den kommenden Jahren profitieren. Denn während der US-Wirtschaft von 2012 bis 2017 ein jährliches Wachstum von durchschnittlich rund zwei Prozent prognostiziert wird, können die Kunststoffmaschinenhersteller mit 6,6 Prozent rechnen. Plastikteile für die Autoindustrie und die Bauwirtschaft, Verpackungen in der Konsumgüterindustrie – Reindustrialisierung ist ohne einen Mehrverbrauch an Kunststoffen undenkbar. Die Deutschen werden dabei an vorderster Front mitmischen, denn sie sind schon heute die wichtigsten Lieferanten der amerikanischen Kunststoff verarbeitenden Industrie: Jede vierte in die USA importierte Kunststoffverarbeitungsmaschine kommt aus Deutschland.

Deutsche Anbieter legen mehr zu als andere

Auch bei allem, was für den Bau von Fabrikgebäuden und der zugehörigen Infrastruktur benötigt wird, sind deutsche Maschinenbauer gefragt: etwa Baufahrzeuge und Kräne von Liebherr oder Asphaltmaschinen und Walzen aus den Werken der Wirtgen-Gruppe im rheinischen Neuwied. In den vergangenen fünf Jahren kletterten die US-Importe von Baumaschinen insgesamt um acht Prozent pro Jahr, deutsche Anbieter dagegen konnten jährlich um 13 Prozent zulegen.

Ähnlich stark sind die deutschen Anbieter von Zementanlagen. Hersteller wie das Düsseldorfer Unternehmen Loesche leben überwiegend vom Auslandsgeschäft. Durchschnittlich neun von zehn Anlagen verkaufen die deutschen Hersteller ins Ausland. Die USA sind nicht nur einer der wichtigsten Absatzmärkte, sondern mit einer prognostizierten jährlichen Wachstumsrate von neun Prozent in den kommenden fünf Jahren einer, der am meisten zusätzliches Geschäft verspricht.

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