Verleihung der Energy Awards „Mach, was nie jemand vor dir gemacht hat“

Ballonfahrer und Solarflieger: Bertrand Piccard wurde als „Energizer of the Year“ geehrt. Die Energy Awards sind eine Innovations-Schau. Häuser produzieren Energie – und der Strom für das E-Auto fließt aus der Laterne.

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Der Schweizer Abenteurer Piccard (l.) erhielt den Sonderpreis als „Energizer of the Year“ – und feierte im Anschluss mit Handelsblatt-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs und Moderatorin Rommy Arndt. Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt

Berlin Der Prediger für die Energiewende. Diese Rolle nimmt Bertrand Piccard an diesem Abend ein. Sein hoch geschlossenes schwarzes Hemd passt optisch dazu – doch Piccard ist alles andere als nur ein Herr der mahnenden Worte. Der Schweizer ist ein Macher und ein Abenteurer: 1999 schaffte er die erste Nonstop-Weltumrundung im Ballon, im kommenden Jahr soll sein ausschließlich mit Sonnenkraft angetriebenes Flugzeug „Solar Impulse“ einmal um die Erde fliegen.

Piccard ist ein Energiewende-Pionier und wurde als solcher am Donnerstag bei der Verleihung der Energy Awards in Berlin ausgezeichnet. Der 56-Jährige nahm den Sonderpreis als „Energizer of the Year“ entgegen – und erklärte, warum es ihm so wichtig ist, es ohne fossilen Treibstoff um die Welt zu schaffen: „Wir brauchen die erneuerbaren Energien, aber wenn wir die Energie weiter so verschwenden, werden sie nicht ausreichen.“

Bei seinen Projekten trieben ihn nicht die Weltrekorde an. „Mach etwas zuerst, was nie jemand vor dir gemacht hat“, sagte Piccard. „Dann kann dich niemand jemals besiegen.“ Das gelte nicht nur für seine spektakulären Projekte, sondern auch in Politik und Wissenschaft.

Etwas zuerst machen – dazu hatten sich das Handelsblatt und General Electric entschlossen, als sie die Energy Academy initiierten. Einmal im Jahr werden von dem Think Tank, dem mittlerweile 200 Experten angehören, die Energy Awards verliehen. Nach der Premiere im vergangenen Jahr glückte nun im Berliner Museum für Kommunikation auch die zweite Auflage der Preisverleihung.

„Die Energy Academy ist in kurzer Zeit eine Marke geworden“, freute sich Handelsblatt-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs. Stephan Reimelt, Chef der deutschen Energiesparte von General Electric, erinnerte daran, bei allen organisatorischen Fragen der Energiewende die Innovationen nicht zu vergessen.

„Hochburg der Innovationen muss Deutschland bleiben“, so Reimelt. Große Innovationen konnten die rund 300 Gäste der Awards im Anschluss an die eröffnenden Worte erleben. In fünf Kategorien wurden die Gewinner ausgezeichnet.


Wenn Straßenlaternen zu Zapfsäulen werden

Start-up des Jahres wurde das Unternehmen Next Kraftwerke. Die Kölner Gründer Hendrik Sämisch und Jochen Schwill bündeln viele kleine Stromproduzenten zu einem virtuellen Kraftwerk – und bieten definierte Strompakete an. Das hilft den Netzbetreibern, die nötige Regelenergie sicherzustellen, also eine gleichbleibende Menge an Strom zu liefern.

Keine Energie mehr zu verbrauchen, sondern die Bilanz sogar zu drehen, dieses Kunststück gelang Karsten Tichelmann mit seinem Haus in Darmstadt. Der Architekturprofessor Frank Kramarczyk wurde für die Sanierung und den Umbau zum Plusenenergiehaus mit dem Preis für das Energiehaus des Jahres geehrt. „Vor zehn Jahren bin ich belächelt worden“, sagte Kramarczyk, der neben dem Award einen Scheck über 10.000 Euro entgegennehmen konnte. Jetzt stünden 300 Menschen an Besichtigungstagen Schlange.

Damit diese in Zukunft nicht nur energiesparend wohnen, sondern sich auch elektrisch fortbewegen, arbeiten Knut Hechtfischer und Frank Pawlitschek von Ubitricity an der Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität. Das Duo aus Berlin hat ein intelligentes Ladekabel erfunden, dass den Kunden das Laden ihres E-Mobils vereinfacht.

Sogar Straßenlaternen lassen sich mit der Technik anzapfen, wenn sie für 400 Euro umgerüstet wurden. Noch seien es wenige, aber: „Das werden nicht die Letzten sein, sondern nur die Ersten“, zeigte sich Hechtfischer überzeugt, der den Award für das Fortbewegungsmittel des Jahres mit nach Hause nahm.

Erster sein – das wollte auch das Allgäuer Überlandwerk (AÜW). Das Stadtwerk entschied sich früh, die erneuerbaren Energien in großem Stil auszubauen. So wurde auf einer ehemaligen Mülldeponie ein Solarpark gebaut und in Windkraftanlagen und Pumpkraftwerke investiert. 2020 soll mehr als die Hälfte der Energie aus dem Gebiet der AÜW aus erneuerbaren Quellen stammen.

Das zusammen brachte dem Allgäuer Überlandwerk den Preis für das Stadtwerk des Jahres ein. „Wir brauchen Leuchttürme und Unternehmer, die Spaß an der Energiewende haben“, sagte AÜW-Chef Michael Lucke. Die Energiewende im Allgäu ist so erfolgreich, dass das gewonnene Know-How inzwischen über eine Beratungstochter weitergegeben wird.

Auch das Unternehmen Alunorf aus Neuss hofft darauf, dass sich seine Innovation weiter verbreitet. Die Ingenieure des Aluminiumwerks entwickelten zusammen mit dem Anlagenbauer Otto Junker Öfen, in dem Alubänder noch heiß weiterverarbeitet werden können. Das zwischenzeitliche Auskühlen der riesigen Bänder entfällt: Das spart viel Energie und macht die Öfen zur Gewerblichen Anlage des Jahres.

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