Vestas Windkönig kämpft um den Thron

Der dänische Windkraftkonzern Vestas wehrt sich erbittert gegen Attacken von Siemens und chinesischen Konkurrenten. Obwohl Gewinn und Umsatz schrumpfen, sieht sich Vestas als die klare Nummer eins im Turbinengeschäft.

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Der dänische Konzern war lange der unangefochtene Branchenprimus. Quelle: dpa

Düsseldorf Anders Runevad hat manchmal seine ganz eigene Sicht auf die Welt. Gleich eine der ersten Folien, die der Chef des dänischen Windturbinenhersteller Vestas am Freitag vor Analysten präsentierte, trägt den schönen Titel: „Vestas gewinnt 2015 Marktanteile hinzu“. Falsch ist das natürlich nicht – aber wirklich richtig eben auch nicht. Denn Runevad bezieht sich in seiner Darstellung nur auf einen Teil des Marktes: der Errichtung von Windrädern am Festland. Alle Turbinen, die im vergangenen Jahr auf hoher See ans Stromnetz angeschlossen wurden, lässt er bewusst beiseite. Denn ansonsten stünde Vestas nicht an erster Stelle.  

Die Dänen mussten 2015 einen herben Dämpfer hinnehmen. Über viele Jahre war der Konzern aus Aarhus der unangefochtene König der Windkraftindustrie. Nun wurde Vestas aber de facto entthront. Goldwind, ein chinesischer Turbinenhersteller, installierte im vergangenen Jahr Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 7800 Megawatt und damit um gut 500 Megawatt mehr als Vestas. Dieses Faktum bestreitet nicht einmal Anders Runevad. Aber der gebürtige Schwede im Chefsessel von Vestas sieht seinen Konzern dennoch in der Pole Position.

„Megawatt sind wichtig“, sagte Runvead. Doch noch wichtiger seien „Umsatz und Gewinn“. Und da könne Vestas in der Branche eben niemand das Wasser reichen. Klarer Punkt für Runevad – eigentlich. Denn auch bei Vestas läuft es nicht mehr ganz so rund. Von Anfang Januar bis Ende März erwirtschaftete der Konzern im Vergleich zum Vorjahr weniger Gewinn und weniger Umsatz. Unter dem Strich steht zwar auch in den ersten drei Monaten 2016 ein Plus von 35 Millionen Euro in der Bilanz. Im gleichen Zeitraum 2015 fiel das Ergebnis aber um fast 38 Prozent besser aus. Bei den Erlösen ist die Differenz zum Vorjahr gering – sie blieben mit rund 1,5 Milliarden Euro ansatzweise stabil.  

Für das Gesamtjahr peilt Vestas weiterhin einen Umsatz von zumindest neun Milliarden Euro an sowie einen freien Cashflow von mehr als 600 Millionen Euro. Im ersten Quartal steht bei den frei verfügbaren Mitteln aber noch ein Minus von fast 300 Millionen Euro. Der Konzern begründet die negative Entwicklung mit dem Zukauf des Wartungsspezialisten Availon (83 Millionen Euro) Anfang des Jahres und mit höheren Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Aber auch im Tagesgeschäft kommt Vestas unter Druck.

Der Wettbewerb im Geschäft im Ökostromgeschäft wird immer härter. Es gibt zu viele Akteure im Markt. Zwar wurden weltweit noch nie so viele Windräder an Land oder auf hoher See errichtet wie im vergangenen Jahr. Doch der Boom dürfte in den nächsten Jahren deutlich abflauen, weil die Förderlaune der Politik in vielen Ländern nachlässt. Im Kampf ums Überleben entscheidet Größe. Skaleneffekte sollen helfen die Kosten zu drücken.

Mit dieser Strategie will etwa der Münchner Industriekonzern Siemens den Konkurrenten Vestas mit einem Schlag vom Windthron stoßen. Seit Monaten feilt Siemens-Boss Joe Kaeser an der Übernahme des spanischen Konkurrenten Gamesa. Klappt der Deal, entsteht ein neuer Gigant, der Vestas sowohl bei Umsatz als auch bei der installierten Megawattleistung überflügeln würde.

Anders Runevad wehrt sich gegen die Attacke von Siemens auf seine Art. „Wir sind der Technologieführer“, erklärte der Vestas-Chef und verweist auf die nackten Zahlen. Die Ebit-Marge seines Konzerns liegt mit rund elf Prozent fast viermal so hoch jene von Siemens.

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