Volkswagen Autobauer will Diktatur-Opfer in Brasilien entschädigen

Volkswagen stellt sich der eigenen Vergangenheit: In Brasilien soll der Konzern in den 70er-Jahren die herrschende Militärdiktatur unterstützt haben – zulasten der Mitarbeiter. Nun werden Entschädigungen geprüft.

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VW prüft Entschädigung für Diktatur-Opfer in Brasilien Quelle: dpa

São Paulo Volkswagen prüft Entschädigungen wegen der Vorkommnisse während der Militärdiktatur in Brasilien. Das Tochterunternehmen Volkswagen do Brasil sei derzeit in konstruktiven Gesprächen mit Opfern der Diktatur und mit der brasilianischen Generalstaatsanwaltschaft, teilte der Konzern am Freitag mit. Bei den Verhandlungen mit den Behörden gehe es auch um einen finanziellen Vergleich. Volkswagen wird vorgeworfen, schwarze Listen erstellt, Repressionen gedeckt und Informationen über angeblich subversive Aktivitäten von Mitarbeitern übermittelt zu haben.

Beschäftigte sollen mithilfe des VW-Werksschutzes am Arbeitsplatz verhaftet und später gefoltert worden sein. Dabei geht es vor allem um die Zeit Anfang der 1970er-Jahre. 2015 war von Opfern in Brasilien gegen VW Anzeige erstattet worden. Eine von der damaligen Präsidentin Dilma Rousseff eingesetzte Wahrheitskommission sieht klare Indizien für eine Kollaboration mit dem Regime. Opfer werfen den Wolfsburgern vor, dass man sich so ein „ruhiges“ Marktumfeld sichern wollte.

Volkswagen do Brasil ist seit 1953 im fünftgrößten Land der Welt aktiv und beschäftigt dort rund 20.000 Menschen. Von 1964 bis 1985 regierte in Brasilien eine Militärdiktatur. Der Konzern beauftragte im vergangenen Jahr den Historiker Christopher Kopper von der Universität Bielefeld mit Untersuchungen zu den Verwicklungen.

„Volkswagen will Opfer der früheren Militärdiktatur in Brasilien finanziell entschädigen“, sagte VW-Chefhistoriker Dieter Landenberger der „Wirtschaftswoche“. Der Konzern teilte dazu mit, zu konkreten Zahlungen gebe es noch keine Entscheidung. Er erklärte aber: „Volkswagen erkennt seine moralische Verantwortung für geschehenes Unrecht während der Militärdiktatur in Brasilien an.“ Auch die Forschungsergebnisse von Kopper würden anerkannt und im Rahmen einer Veranstaltung in Brasilien Mitte Dezember präsentiert.

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