Volkswagen baut Stellen ab Ein historischer Einschnitt für VW

Vorstand und Betriebsrat von VW haben ihr Sparpaket mit drastischen Einschnitten für die deutschen Standorte präsentiert. Doch der Erfolg ist nicht garantiert. Ein Zaudern kann sich VW nicht mehr erlauben. Ein Kommentar.

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Der Autobauer will beim Umbau seiner Hauptmarke weltweit bis zu 30.000 Stellen streichen. Quelle: dpa

Wolfsburg Es ist ein dramatischer Tag für den Volkswagen-Konzern. In den nächsten Jahren sollen bis zu 30.000 Menschen das Wolfsburger Unternehmen verlassen, 23.000 davon in Deutschland. So tief ist ein Einschnitt bei Volkswagen nie zuvor gegangen. Deshalb ist es durchaus angebracht, von einem historischen Pakt zu sprechen, auf den sich Vorstand und Betriebsrat verständigt haben.

Es wird ein schmerzlicher Einschnitt, auf den sich besonders die deutschen Standorte einzustellen haben. Wenn von den gut 120.000 Arbeitsplätzen hierzulande an die 20 Prozent dauerhaft gestrichen werden, dann tut das weh.

Aber es gibt keine Alternative dazu, dass Volkswagen in Deutschland kleiner, schneller und agiler werden muss. Die Rendite von aktuell 1,6 Prozent bei der Marke VW ist im Vergleich zu den meisten anderen Wettbewerbern miserabel. Premiumanbieter wie Mercedes und BMW treten mit an die zehn Prozent in einer anderen Liga an, selbst ein Massenhersteller wie Peugeot ist mit rund sechs Prozent deutlich besser.

VW muss in Deutschland unbedingt mit den Kosten herunter, und dazu gehört dann eben auch ein Stellenabbau in wirklich großen Dimensionen. Aus Sicht der Betroffenen ist das ein harter Schlag. Aber, ganz der Tradition des Konzerns entsprechend, geht Volkswagen dabei einen sozialverträglichen Weg. Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben. Den überwiegenden Teil des Stellenabbaus erreicht Volkswagen über Altersteilzeit und Vorruhestand. Insofern werden die Beschäftigten die Last des Stellenabbaus nicht zu tragen haben.

Elektrifizierung und Digitalisierung geben dem VW-Konzern in den kommenden Jahren ein neues Gesicht. Der Batterieantrieb, das Autonome Fahren und die neuen Mitfahrdienste werden Milliarden an Investitionen verschlingen. Doch zugleich gehen Volkswagen an anderer Stelle gewaltige Milliardenbeträge verloren – als Strafgelder und Entschädigungszahlungen in der Dieselaffäre. Deshalb ist der neue Sparkurs erst recht unverzichtbar. Nur wenn VW schlanker und effizienter wird, lassen sich die zusätzlichen Investitionen finanzieren.


VW muss mit dem Sparen ernst machen

Mit dem Zukunftspakt von Vorstand und Betriebsrat mag Volkswagen neue Wege einschlagen. Aber ein Erfolg ist damit noch lange nicht garantiert. Denn damit die Rechnung in Wolfsburg auch aufgeht, müssen in den nächsten Jahren mehr Autos verkauft werden. Angesichts großer Probleme in den USA, in Südamerika, in Russland und angesichts stagnierender Märkte in Europa ist das alles andere als sicher. Gelingen die Zuwächse nicht, droht absehbar ein noch härterer Sparkurs.

Dann gibt es da noch ein ganz spezifisches Problem des Konzerns. Volkswagen präsentiert an diesem Tag nicht sein erstes Sparpaket. Solche Sparrunden haben in Wolfsburg gewissermaßen schon Tradition. Sie werden mit viel Verve verkündet und vom Management in der Öffentlichkeit als unverzichtbare Sanierungsschritte verkauft.

Doch etliche dieser Sanierungspakete sind an Wolfsburger Realitäten gescheitert. Anders formuliert: Daraus wurden schnell Sparrunden, die diesen Namen überhaupt nicht verdienten. Geplante Einschnitte wurden verwässert, aufgeweicht, vergessen. Es blieben nur die großen Ankündigungen, wirklich gespart wurde am Ende nicht.

Das darf dieses Mal nicht passieren. Volkswagen muss mit diesem Sparprogramm wirklich Ernst machen. Nach der Dieselaffäre kann sich der Wolfsburger Konzern ein neuerliches Zaudern nicht erlauben. Scheitert der Zukunftspakt, scheitern auch Elektrifizierung und Digitalisierung.

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