Volkswagen Vorstand sieht „Trendwende“ in China

Volkswagen will in China wieder Gas geben: Eine Modell-Offensive, mehr Geländewagen, massive Investitionen und das „Billig-Auto“ sollen dabei helfen. Auch bei der Elektromobilität will VW vorn mitfahren.

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VW hat große Pläne und will in der Volksrepublik stark wachsen. Quelle: dapd

Peking Nach dem Absatzrückgang 2015 in China rechnet Volkswagen in diesem Jahr wieder mit rund sechs Prozent Wachstum auf seinem wichtigsten Markt. „Ich bin optimistisch“, sagte China-Vorstand Jochem Heizmann am Dienstag in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur in Peking. Auch sei der Profit im vorigen Jahr weiter „ordentlich“ gewesen.

Trotz der globalen Kosten des Abgas-Skandals wird der Konzern in den nächsten drei Jahren unverändert mehr als vier Milliarden Euro jährlich in China investieren. Nur die angestrebte höhere Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen mit First Automotive Works (FAW) in Changchun werde verschoben.

Der China-Vorstand erklärte, dass Volkswagen in China unter Hochdruck an dem „Budget-Car“ genannten Billigauto arbeitet. Es soll dort 2018 unter eigener Marke auf den Markt kommen. „Wir sind voll dabei“, sagte Heizmann. Neben der Limousine mit einem Preis von bis zu 80.000 Yuan (11.000 Euro) seien jetzt auch zwei Geländewagen für 80.000 bis 120.000 Yuan (11.000 bis 16.500 Euro) geplant. In diesem Preissegment sei Volkswagen bisher nicht vertreten.

Da in China Geländewagen besonders gefragt seien, wird der VW-Konzern in den nächsten drei bis vier Jahren zehn neue Modelle in dem Bereich anbieten, die auch lokal produziert werden sollen, wie Heizmann berichtete. „Die Geländewagen haben das größte Wachstum, und das wird auch noch eine Weile so bleiben.“

Um den Absatz bei der Kernmarke VW anzukurbeln, sind allein im ersten Halbjahr drei neue Modelle geplant, die große Volumina erwarten lassen. Der VW-Konzern verkauft fast die Hälfte seiner Autos im Reich der Mitte. 2015 hatte die Gruppe in China ein Minus von 3,4 Prozent hinnehmen müssen.

Das letzte Quartal und der Januar mit einem Plus von 13,9 Prozent im Vorjahresvergleich seien für Volkswagen die „Trendwende“ gewesen, sagte Heizmann. Auch hatte sich der Markt erholt, nachdem im Oktober die Verkaufssteuern verringert worden waren. Der Gesamtmarkt werde sich 2016 den Erwartungen nach wieder so wie das Wirtschaftswachstum entwickeln. Es soll um rund sechs Prozent steigen.


Wachstumspotenzial in China

„Unser Ziel ist es, da mitzuhalten“, sagte Heizmann. Der Oberklasse-Markt werde aber wie 2015 nur etwas langsamer zulegen. Trotz schwächerer Konjunktur sei in China „nach wie vor deutliches Wachstumspotenzial“ vorhanden.

Die Auswirkungen der Abgas-Affäre seien in China nicht so groß gewesen, sagte Heizmann. Ohnehin seien nur knapp 2000 importierte Autos betroffen gewesen. „Das Vertrauen ist weiter da“, meinte er.

Allerdings werde die unabhängig vom Investitionsprogramm ursprünglich geplante Aufstockung des Anteils an dem Gemeinschaftsunternehmen mit FAW von 40 auf 49 Prozent um zwei bis drei Jahre verschoben. Es gehe dabei um einen „nennenswert hohen Milliardenbetrag“. China erlaubt maximal eine Beteiligung von 50 Prozent an Auto-Joint-Ventures.

Auf dem weltweit größten Markt für Elektroautos wird Volkswagen in diesem Jahr auch erstmals mit der lokalen Fertigung eines Audi A6 Plug-in-Hybrids beginnen. Bisher importiert Volkswagen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben (NEV) nur in begrenzten Stückzahlen. In den nächsten vier bis fünf Jahren will der Konzern sogar 15 neue Modelle lokal fertigen. „Wir gehen da voll rein“, sagte Heizmann. Der Markt soll bis 2020 rund zwei Millionen Fahrzeuge in China ausmachen. „Wir planen, dann einige Hunderttausend NEV-Fahrzeuge zu verkaufen.“

Volkswagen plane neben den Plug-in-Hybriden, die sowohl mit Strom als auch mit Benzin fahren, jetzt auch mehr reine Batteriefahrzeuge. Da die Technik und die Batterien teuer seien, sei die Wirtschaftlichkeit eine Herausforderung. In China gebe es heute noch viele Subventionen, die aber nach amtlichen Ankündigungen bis 2020 auslaufen sollen.

Anreize verschafften aber zusätzlich die leichteren Zulassungen von Elektroautos in Städten, wo die Zahl der Autos wegen Staus und Luftverschmutzung begrenzt wird. Auch sind E-Fahrzeuge von Fahrbeschränkungen ausgenommen, wie sie zunehmend mehr große Städte erlassen. So dürfen Benziner in Peking je nach Nummernschild an einem Tag der Woche nicht fahren oder bei Smog-Alarm nur jeden zweiten Tag.

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