Volkwagen-Markenabend in Genf Dieser VW soll die dieselfreie Zukunft einläuten

Auf dem Markenabend vor dem Autosalon in Genf vermeidet VW das Wort Diesel. Stattdessen beschwört der Konzern die elektrische Zukunft.

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VW: Volkswagen will mit dem ID Vizzion die Zukunft einläuten Quelle: dpa

Genf Diesel und Deutschland sind weit weg. Auf der Bühne in der Genfer Messehalle fährt das jüngste Produkt aus den Wolfsburger Designstudios vor, der ganze Stolz der Entwickler von Volkswagen. Das Auto ist auffällig in rot-metallic lackiert, dünne leuchtende Streifen an den Kotflügeln sind Ausdruck einer neue Formensprache.

„Der ID Vizzion ist der emotionalste Volkswagen“, lobt VW-Markenchef Herbert Diess die Leistung seiner Entwickler. Dabei soll das Elektroautos noch mehr sein. Es soll die Zukunft von Volkswagen einläuten. Mit 650 Kilometern Reichweite und allen technischen Voraussetzungen für das Autonome Fahren soll die neue Top-Limousine aus dem VW-Konzern spätestens im Jahr 2022 bei den Händlern stehen.

Auch wenn das neue Modell für die Zukunft steht, erinnert bei der Präsentation manches an die Vergangenheit: Volkswagen feiert sich zum Auftakt des Genfer Automobilsalons selbst. Diesmal allerdings nicht mit PS-Boliden und Superstars, sondern einer neuen Konzernphilosophie. In der neuen Mobilitätswelt, wie VW sie an diesem Abend entwirft, müssen sich Automobilhersteller nicht mehr auf die Bewegung auf der Erde beschränken. „Personendrohnen können Menschen auch an ihren Zielort bringen“, schwärmt VW-Vorstandschef Matthias Müller von den neuen Chancen der Zukunft.

Hinter Müller ist das Bild einer romantischen Landschaft zu sehen. Grüne Wiesen, schmucke Häuser und nur ganz wenige Autos. Doch die haben es in sich. Sie können autonom fahren, sind natürlich elektrisch angetrieben und bringen die Kinder im neuen VW-Schulbus sicher von Tür zu Tür.

So stellt sich Volkswagen die Zukunft vor: In 15 Jahren ist aus der autonom fahrenden Modellstudie Sedric eine komplette Fahrzeugfamilie geworden. Autonomes Fahren ist der neue Standard, niemand muss dann selbst noch die Hände ans Steuer zu legen, in diesen Autos ganz ohne Lenkrad und Pedale.

Müller verspricht die große Elektroauto-Offensive

Vorstandschef Matthias Müller, locker im Auftreten und leger gekleidet, verspricht zudem die große Offensive mit Elektroautos. „Es geht Schlag auf Schlag“, sagt er. Schon in diesem Jahr werde der Konzern insgesamt elf neue Modelle auf den Markt bringen. Und dahinter steckt ein großes Ziel: Bis zum Jahr 2025 will allein die Marke Volkswagen weltweit jährlich eine Million rein batteriegetriebener Fahrzeuge verkaufen.

Auf globaler Ebene, also vor allem zusammen mit den für VW extrem wichtigen chinesischen Joint Ventures, plant der Wolfsburger Konzern den Anlauf von 27 E-Modellen. Damit auch wirklich jeder die Botschaft aus Wolfsburg auf dem Konzernabend begreift, steht in großen beleuchteten Lettern „electric“ und „intelligent“ an den Wänden der Genfer Messehalle.

Für die düstere Diesel-Realität in Deutschland ist in einem solchen Umfeld nicht besonders viel Platz. Das ungeliebte D-Wort fällt an diesem Abend nur ein einziges Mal in Müllers Rede.

Seit dem August vergangenen Jahres hätten sich in Deutschland mehr als 160.000 Kunden entschieden, auf ein aktuelles Modell mit dem Abgasnorm Euro 6 umzusteigen. Und dann ist das Wort tatsächlich das eine Mal zu hören. „Darunter E-Autos, aber auch moderne Diesel und Benziner“, schließt Matthias Müller an.

Volkswagen versucht sich an diesem Konzernabend in Genf nicht nur an möglichen neuen Fahrzeugkonzepten der Zukunft. Der Konzern aus Wolfsburg probiert in der Schweiz auch neue Formate in der eigenen Darstellung aus. Konzernchef Matthias Müller wird nicht mehr allein für 20 Minuten zum Vortrag auf die Bühne geschickt. In diesem Jahr in Genf darf Müller zusätzlich auch Gäste auf die Bühne bitten.

Prominentester Gast ist Till Reuter, der Vorstandschef des süddeutschen Roboterproduzenten Kuka. Der Zulieferer bringt einen fahrbaren Roboter mit, der Elektroautos selbstständig und ohne menschliche Unterstützung laden kann.

Für die Autobranche ein wichtiges Thema: Die gesamte Ladetechnik für Elektroautos muss noch deutlich besser und einfacher werden. Denkbar ist beispielsweise auch, dass Elektroautos ihren Strom über induktive Ladetechnik und nicht mehr über ein Kabel bekommen.

Reuter bleibt nicht der einzige Gast. Auch Ole Harms bekommt seinen Auftritt gemeinsam mit dem Konzernchef. Harms leitet die noch ziemlich junge Mobilitätssparte des Volkswagen-Konzerns, Moia aus Berlin. Die VW-Tochter probiert neue Mobilitätsdienste aus, Harms beschreibt die aktuellen Versuche in Hannover und Hamburg mit Ruf- und Sammeltaxis. Dahinter steckt die grundsätzliche Idee, dass nicht mehr jeder Autofahrer seinen eigenen Wagen fahren muss.

Das Sharing hält bei VW Einzug: Unter Moia teilen sich mehrere Nutzer einen Wagen, wenn sie in Hannover und Hamburg unterwegs sind. Die Sammeltaxis sind ein Angebot, mit dem Volkswagen eine neue Mobilität einleiten will. „Die Verkehrswende braucht ein breites Angebot“, unterstreicht der Moia-Chef. Seine Kleinbusse sollen auf jeden Fall Staus vermindern helfen, Parkplatznöte lindern und am Ende sogar noch für bessere Luft sorgen.

Volkswagen freut sich über seine Neuentwicklungen, mit denen der Konzern seinen Weg in die Zukunft bestreiten will. Und mit denen sich der Dieselärger in der Heimat zumindest für einige Stunden vergessen lässt.

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