Vorstandschef Löscher kämpft um sein Amt

Siemens-Chef Peter Löscher steht in der Kritik, nachdem er die Prognose für 2014 kassiert hat. Im Aufsichtsrat tobt offenbar ein Machtkampf. Ein Nachfolger wird gesucht. Doch Löscher will sich nicht vertreiben lassen.

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Das Ringen um die Zukunft des angeschlagenen Siemens-Chefs Peter Löscher geht weiter. Noch am Wochenende dürfte das Präsidium des Siemens-Aufsichtsrates unter Führung des Vorsitzenden Gerhard Cromme den Wechsel an der Konzernspitze vorbereiten, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Samstag) ohne Nennung von Quellen. Dem Präsidium gehören der frühere Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, IG-Metall-Chef Berthold Huber sowie der Chef des Siemens-Gesamtbetriebsrates, Lothar Adler, an. Von Siemens war dazu am Samstag keine Stellungnahme zu erhalten. Löscher war nach der zweiten Gewinnwarnung innerhalb von nicht einmal drei Monaten in den vergangenen Tagen massiv in Bedrängnis geraten.

Ganz oben auf den Tagesordnungen der Vorbesprechungen für die anstehende Aufsichtsratssitzung stehe jeweils „die zukünftige Zusammensetzung des Vorstands“. Das gesamte Kontrollgremium kommt am Mittwoch regulär zu seiner offiziellen Sitzung in München zusammen. Bei Anlegern kam die Nachricht gut an: Die Aktie drehte ins Plus und notierte am späten Nachmittag 1,5 Prozent fester bei 79,78 Euro.
Der angeschlagene Siemens-Chef will aber an Bord bleiben. „Mir bläst jetzt der Wind ins Gesicht, aber es war noch nie meine Art aufzugeben oder schnell die Segel zu streichen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe) laut Vorabbericht. „Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je.“

Löscher steht wegen der jüngsten Gewinnwarnung und einer Reihe von vorangegangenen Misserfolgen unter wachsendem Druck. Erst am Donnerstag hat er sein selbstgestecktes Ziel aufgeben müssen, den Technologiekonzern bis 2014 auf eine operative Rendite von zwölf Prozent zu hieven. Am Kapitalmarkt kam das neuerlich gebrochene Versprechen nicht gut an. Die Siemens-Aktie war in der Folge um sieben Prozent abgesackt, es hagelte Kritik von Analysten.

„Neben diversen internen Problemen fehlt nun der konjunkturelle Rückenwind, so dass der 'Schwarze Peter' auf externe Faktoren geschoben wird“, zürnte Wolfgang Donie von der NordLB. „Wir sind überrascht, dass das Papier nicht noch stärker abgerutscht ist, wenn man die Bedeutung des Margenziels für das Unternehmen bedenkt“, urteilte Andreas Willi von J.P. Morgan. „Es gab kräftigen Druck auf das Management, diese Ziele zu erreichen.“
Auch unter den Arbeitnehmern gärt es. Mit seinem aktuellen Sparkurs und dem Abbau von 10.000 Stellen weltweit brachte Löscher die Belegschaft gegen sich auf. Gewerkschafter fordern eine neue Strategie für Deutschland, wo Siemens in der Ägide Löscher rund 25.000 Stellen abgebaut hat – allein im fortgeführten Geschäft.
Die beiden Treffen am Wochenende dürften spannend werden. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats hieß es, innerhalb der Siemens-Spitze tobe ein Machtkampf. Und unter den Aufsehern gebe es verschiedene Positionen. Während einige die Schuld an der Misere bei Löscher sehen, geben andere Finanzchef Joe Kaeser die Schuld. Schließlich sei auch er für die Prognosen und die Kapitalmarktkommunikation verantwortlich, sagte ein Insider.

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