VW-Abgas-Skandal Volkswagen will US-Kunden neun Milliarden Euro zahlen

Der Schadenersatz für die Kunden in den USA wird teuer für Volkswagen: Die Wolfsburger sind laut Medienberichten offenbar zu hohen Entschädigungen und Strafzahlungen bereit.

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Der US-Verbraucherschutz wird für VW im Abgasskandal sehr teuer. Quelle: Reuters

Volkswagen will zur Beilegung aller Schadenersatzforderungen aus dem Abgas-Skandal in den USA rund neun Milliarden Euro zahlen. Das berichteten die Nachrichtenagenturen AP, Reuters und Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf informierte Kreise.

Die genaue Ausgestaltung der Zahlungen ist aber noch unklar. Wie AP schreibt, sollen die 482.000 Besitzer von Wagen mit Zwei-Liter-Motoren demnach die Wahl haben, ihre Autos zu jenem Wert an VW zurück zu verkaufen, den diese vor Bekanntwerden des Abgas-Skandals im September 2015 hatten, oder sie zu behalten und den Autobauer für die Reparatur aufkommen zu lassen. Unabhängig davon soll jeder von ihnen noch einmal zwischen 1000 und 7000 Dollar Entschädigung bekommen, je nach Alter des Wagens.

Bei Reuters hingegen ist keine Rede davon, dass der Kunde die Wahl zwischen zwei Optionen hat. Zudem beinhalte die Summe eine milliardenschwere Förderung von Umweltprogrammen. Die Fahrzeughalter sollen demnach im Durchschnitt mit rund 5000 Dollar entschädigt werden.

Die Gewährsperson wollte anonym bleiben. Die Entscheidung soll am kommenden Dienstag offiziell verkündet werden. Es sei nicht ausgeschlossen, dass bis dahin noch einzelne Details abgeändert werden könnten, sagte die AP-Quelle. Am Dienstag soll die Einigung mit den US-Behörden an den zuständigen Bezirksrichter Charles Breyer übergeben werden, der die Dokumente dann bis zum 26. Juli prüfen will.

Volkswagen bestätigt nichts

Volkswagen selbst wollte die Angaben jedoch nicht bestätigen. "Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit den Behörden", sagte Eric Felber, Leiter der Konzernkommunikation zu "Spiegel Online", "alles andere ist Spekulation, die wir nicht kommentieren."

Die Zeitung "Die Welt" hatte bereits im Januar berichtet, dass betroffene US-Kunden mit jeweils 5000 Dollar entschädigt werden sollen – VW hat die Summe aber nie bestätigt.

Europas größter Autokonzern hatte sich im April nach monatelangen Verhandlungen mit den amerikanischen Behörden auf Grundzüge eines Entschädigungsplans geeinigt. Volkswagen hatte im September auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, Diesel-Abgaswerte bei Zweiliter-Dieselmotoren mit einer speziellen Software manipuliert zu haben. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge davon betroffen.

Wer im VW-Aufsichtsrat sitzt
Hans Dieter Pötsch (Vorsitzender) Quelle: dpa
Jörg Hofmann Quelle: dpa
Hussain Ali al-Abdulla Quelle: dpa
Hessa Al-Jaber Quelle: dpa
Annika Falkengren Quelle: REUTERS
Hans-Peter Fischer Quelle: dpa
Uwe Fritsch Quelle: dpa Picture-Alliance

Durch die Annäherung mit den US-Behörden ist für VW inzwischen ein großer Unsicherheitsfaktor aus dem Weg geräumt. Der Konzern hatte in der Bilanz für das abgelaufene Jahr 16,2 Milliarden Euro zur Seite gelegt, um die Lasten der Dieselmanipulationen zu schultern. Dies hatte VW den höchsten Verlust in der Unternehmensgeschichte eingebrockt.

Die juristische Aufarbeitung des Skandals ist damit aber noch nicht abgeschlossen. Die Niedersachsen sind wegen der Manipulationen mit zahlreichen Schadensersatzklagen von Dieselbesitzern, Autohändlern und Investoren konfrontiert. Dieser Streit dürfte VW noch mehrere Jahre beschäftigen, bevor die Kosten auch hier absehbar sind. Auch laufen noch strafrechtliche Ermittlungen wegen der Abgasmanipulation.

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