VW-Abgasskandal Neuer Rückruf und Abwärtstrend beim US-Absatz

Kein Aprilscherz: schon wieder ein Rückruf bei VW. Und das ausgerechnet in den USA: Dort bricht zeitgleich der Absatz weiter ein. Auch bei der Umrüstung von Fahrzeugen im Abgas-Skandal kommt Volkswagen nicht voran.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Vor allem die Golf- und Passat-Verkäufe sackten in den USA deutlich ab, aber auch vom Verkaufsschlager Jetta wurden Händler weniger Modelle los. Quelle: dpa

Wolfsburg/Washington/Berlin/Herndon Volkswagen kommt im Abgas-Skandal zu Beginn eines entscheidenden Monats nicht aus der Krise. Mitten in der Aufarbeitung der Affäre muss der Autohersteller in den USA wegen Brandgefahr einen weiteren Rückruf in die Wege leiten, wie die US-Verkehrsaufsicht NHTSA am Freitag mitteilte. In Deutschland lässt die erste große Rückrufwelle im Abgas-Skandal weiter auf sich warten. Und die Bundestags-Opposition erwägt einen Untersuchungsausschuss.

Im April stehen wichtige Wegmarken im Abgas-Skandal an. Ende des Monats will der Vorstand die mit Spannung erwartete, verschobene Jahresbilanz präsentieren. Zudem steht auch ein Zwischenbericht zur Aufarbeitung der Manipulationen aus. Die finanziellen Folgen des Skandals sind bisher nicht absehbar. Es drohen neben hohen Umrüstungs- und Rückkaufkosten Strafen in Milliardenhöhe.

Beim neuen Rückruf in den USA geht es um 91.000 US-Passats mit TDI Dieselmotoren, also dem Antrieb, der auch im Zentrum der Affäre um manipulierte Emissionstests steht. Bei bestimmten Modellen der Baujahre 2012 bis 2014 könne es aufgrund von mangelhaften Dichtungsdrähten zu Kurzschlüssen und Überhitzung kommen, heißt es in Unterlagen, die Volkswagens US-Tochter am 24. März bei der Verkehrsaufsicht einreichte. Durch den Defekt bestehe eine erhöhte Feuergefahr.

Erst am Montag war bekanntgeworden, dass wegen des Risikos von Stromausfällen sämtliche bislang im US-Markt verkauften E-Golfs in die Werkstätten müssen. VW muss in den USA ohnehin Hunderttausende Diesel umrüsten, weil der Konzern eine illegale Software zum Austricksen von Abgas-Tests in den Fahrzeugen installiert hat. Bislang konnten sich die Wolfsburger aber nicht mit der US-Umweltbehörde EPA auf einen Plan zur Beseitigung der Betrugsprogramme einigen.

Die Verkäufe in USA schrumpfen derweil weiter. Der US-Absatz der Marke mit dem VW-Logo sank im März um 10,4 Prozent im Jahresvergleich auf 26.914 verkaufte Autos, wie der Konzern am Freitag mitteilte. Damit fiel das Minus zwar nicht ganz so deutlich aus wie im Vormonat, allerdings hatte der März in diesem Jahr auch zwei Verkaufstage mehr. Rechnet man diesen Effekt heraus, verstärkte sich der Abwärtstrend beim US-Absatz.

Vor allem die Golf- und Passat-Verkäufe sackten deutlich ab, aber auch vom Verkaufsschlager Jetta wurden Händler weniger Modelle los. Beim Stadtgeländewagen Tiguan stieg der Absatz dagegen. Im Gesamtjahr sanken die Verkäufe damit bislang um 12,5 Prozent.


Opposition fordert Untersuchungsausschuss

Besser lief es im März bei der VW-Oberklassetochter Audi. Die Ingolstädter verkauften 18.392 Wagen und damit 7,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In den ersten drei Monaten liegen sie damit 4,6 Prozent über den Verkaufszahlen des Vorjahres.

In Deutschland muss VW in diesem Jahr 2,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten rufen. Bisher sind aber nur wenige Tausend VW-Amarok umgerüstet. Die ersten Dieselvarianten der Limousine VW-Passat mit dem Skandal-Motor EA 189 hätten eigentlich schon in der neunten Kalenderwoche ab Ende Februar in die Werkstätten gesollt. Doch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte auch bis zum Freitag noch keine Freigabe für die Beseitigung der Betrugs-Software erteilt.

Unterdessen erwägt die Opposition im Bundestag die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zum VW-Skandal. Wenn Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nicht endlich zur Aufklärung beitrage, wäre ein Untersuchungsausschuss ein Mittel, „um endlich Transparenz in die Kumpanei zwischen Bundesregierung und Autoindustrie zu bringen“, sagte Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer. Wie das Magazin „Der Spiegel“ ohne Nennung von Quellen berichtet, will die Opposition die Einsetzung des Gremiums noch im April beantragen.

Verbraucherschützer und der ADAC forderten von Dobrindt, auf VW einzuwirken. Die betroffenen Fahrer von VW-Dieselfahrzeugen müssten endlich die Sicherheit haben, dass ihnen wegen des Software-Betruges keinen finanziellen Nachteile entstehen wie etwa Wertverlust bei den Wagen.

Notfalls müsse eben der Konzern zusichern, einzuspringen, fordern der Automobilclub und die Verbraucherzentrale Bundesverband in einem Brief an den CSU-Politiker, welcher der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Das „Handelsblatt“ hatte am Freitag zuerst von dem Schreiben berichtet.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%