VW auf dem Sprung nach Indien Volkswagen will mit Tata kooperieren

Volkswagen will endlich den Durchbruch auf dem indischen Markt schaffen. Tata Motors dürfte der Partner sein, mit dem die Wolfsburger das jetzt versuchen. Eine Grundsatzvereinbarung könnte in Kürze verkündet werden.

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Tata-Motors-Chef Günter Butschek präsentiert Autos in Mumbai, vielleicht bald auch mit Volkswagen. Quelle: Reuters

Düsseldorf Volkswagen und der indische Autohersteller Tata gehen gemeinsame Wege. Beide Unternehmen haben sich auf eine umfassende Zusammenarbeit verständigt. Eine entsprechende Absichtserklärung („Memorandum of Understanding“) sei am Mittwoch auf dem Genfer Automobilsalon unterzeichnet worden, hieß es am Donnerstag aus Unternehmenskreisen. Beide Unternehmen werden voraussichtlich in wenigen Tagen eine offizielle Erklärung über die Vereinbarung abgeben.

Tata hatte am Mittwoch die Gespräche mit Volkswagen über eine Partnerschaft bestätigt. Derzeit befinde man sich in Verhandlungen, sagte Tata-Motors-Chef Günter Butschek der Webseite „livemint“ am Rande des Autosalons in Genf. Im Rahmen eines Joint Ventures oder einer Kooperation könnten Produktionskapazitäten und Technologien geteilt werden, um Kosten zu senken.

Volkswagen wollte sich nicht zu einem möglichen Abschluss der Gespräche mit Tata äußern. Der Konzern bestätigte allerdings, dass es Gespräche mit potenziellen Partnern in Indien gebe. Der indische Markt sei ein integraler Bestandteil der Wachstumsstrategie des Autoherstellers. An den Planungen für Indien seien der Konzern als Ganzes sowie einzelne Marken beteiligt, um „maßgeschneiderte Lösungen“ zu finden. Es sei noch zu früh dafür, einen Abschluss dieser Gespräche zu verkünden.

In Indien wird hingegen schon offen über den Inhalt der Vereinbarung mit dem VW-Konzern spekuliert. Demnach werden die Marken Volkswagen und Skoda auf dem indischen Markt mit Tata Motors kooperieren. Die Vereinbarung zwischen beiden Partnern sei in Genf von VW-Konzernchef Matthias Müller und Tata-Boss Günter Butschek unterzeichnet worden. Die offizielle Bestätigung von beiden Seiten sei für den Freitag zu erwarten.

Volkswagen und Tata verhandeln seit etwa einem Jahr über eine mögliche Kooperation. Nach China gilt Indien als nächster großer Wachstumsmarkt. Der VW-Konzern ist zwar schon in Indien vertreten. Seine Produkte gelten dort jedoch als zu teuer und zu europäisch. Um wirklich größere Verkaufszahlen und einen Durchbruch auf dem indischen Markt zu erreichen, sind die Wolfsburger auf die Unterstützung eines lokalen Partners angewiesen. Tata Motors kann insbesondere bei der Entwicklung eines Billigautos helfen, das für Volkswagen in einem Land mit wenig Kaufkraft unverzichtbar ist.


VW braucht einen lokalen Partner in Indien

Volkswagen und Tata Motors sollen sich jetzt darauf verständigt haben, dass sie in ihrem Joint Venture gemeinsam eine Tata-Plattform in der Fahrzeugproduktion verwenden. Die Volkswagen-Technik sei immer noch zu teuer gewesen. Die Wolfsburger Ingenieure haben sich offenbar von der indischen Technik überzeugen lassen.

Tata ist ganz besonders an der Fahrzeugelektronik aus den Volkswagen-Fahrzeugen interessiert. Deutsche Technik sei indischen Produkten auf diesem Feld weit überlegen. Die Motorentechnik wiederum soll an erster Stelle von Tata vorangetrieben werden. Auch bei den Motoren gelte das Problem, dass deutsche Technik zu teuer für Indien sei. Indien ist für Volkswagen auch deshalb interessant, weil dort im Unterschied zu anderen Ländern vergleichsweise viele Diesel verkauft werden.

Unklar ist derzeit noch, welche Autos konkret aus der jetzt bevorstehenden Zusammenarbeit entstehen könnten. Tata verspricht sich von der Kooperation eine deutliche Senkung der Fixkosten, wenn künftig mit der Hilfe von Volkswagen deutlich mehr Fahrzeuge produziert werden können. Der VW-Konzern hofft darauf, dass das geplante Joint Venture endlich für einen Durchbruch in Indien sorgt. Mit Joint Ventures hat Volkswagen zudem gute Erfahrungen in China gemacht. Dort ist der Konzern zum Marktführer aufgestiegen.

Damit die neue Verbindung funktioniert, müssen aber auch die beiden sehr unterschiedlichen Unternehmenskulturen zusammengebracht werden. Mit Tata startet der VW-Konzern nicht seinen ersten Versuch auf dem indischen Markt. 2011 war die Zusammenarbeit mit Suzuki und dessen indischer Tochter Maruti gescheitert.

Zwei Jahre zuvor hatten Volkswagen und Suzuki gegenseitig Kapitalbeteiligungen ausgetauscht. Der VW-Konzern beteiligte sich für 1,7 Milliarden Euro an Suzuki, im Gegenzug erwarb der japanische Autohersteller 1,5 Prozent der Volkswagen-Stammaktien. Schon kurz nach Beginn der Zusammenarbeit kam es zu Konflikten zwischen beiden Seiten. Suzuki fühlte sich bevormundet und benachteiligt. Der Streit ging am Ende sogar soweit, dass ein internationales Schiedsgericht über die Aufhebung der Kooperation entscheiden musste.

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