VW plant Zukunftspakt Volkswagen trimmt die deutschen Werke auf Rendite

Im November wird der Volkswagen-Konzern seinen Zukunftspakt für die deutschen Werke und die Marke VW präsentieren. Die Rendite ist extrem schwach – um einen Stellenabbau dürfte der Autokonzern dabei nicht herumkommen.

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In Wolfsburg werden diese fertigen Fahrzeuge auf die Eisenbahn verladen. Die Autos müssen dort schneller und effizienter produziert werden. Quelle: Reuters

Düsseldorf Der VW-Konzern will seinen Zukunftspakt für die grundlegende Neuaufstellung der renditeschwachen Kernmarke Volkswagen und die deutschen Produktionsstandorte bis zum November über einen neuen Tarifvertrag regeln. Das kündigte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh am Mittwoch bei einer Betriebsversammlung im Stammwerk in Wolfsburg an. Ähnlich äußerten sich Personalvorstand Karlheinz Blessing und Herbert Diess, Markenchef von Volkswagen.

Damit zeichnet sich in Wolfsburg ab, dass die angepeilte Vereinbarung zwischen Unternehmen und Betriebsrat zusätzliche Rechtssicherheit durch einen tarifvertraglichen Status bekommen soll. Eine vergleichbare Regelung gab es das letzte Mal beim sogenannten „Sanierungstarifvertrag“ aus dem Jahr 2006.

Damals wurde den Volkswagen-Beschäftigten der Arbeitsplatz garantiert; im Gegenzug mussten sie Einbußen bei den Bezügen akzeptieren. Beim für November geplanten „Zukunftspakt“ geht es dagegen nicht um Einschnitte beim Einkommen oder um Mehrarbeit. Das Unternehmen dürfte sich dieses Mal von der Seite des Betriebsrates einen Stellenabbau zusichern lassen – allerdings sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen. Im Gegenzug garantiert das Management den Umbau des Konzerns mit Digitalisierung und dem Wechsel auf den Elektroantrieb.

„Wir haben ein hartes Fitnessprogramm vor uns“, betonte Personalvorstand Karlheinz Blessing. Die Marke Volkswagen müsse bei der Produktivität deutlich besser werden. Blessing betonte dabei ausdrücklich, dass ein Stellenabbau „beispielsweise durch Altersteilzeit“ zum derzeit verhandelten Zukunftspakt gehöre. Konkrete Zahlen nannte er nicht. Schon im Frühjahr waren Pläne bekannt geworden, wonach Volkswagen bis zu 3000 Stellen in der Verwaltung streichen könnte.

Markenchef Herbert Diess forderte die Belegschaft zu neuen Anstrengungen auf. Volkswagen müsse beim zu erwartenden Wechsel auf den Elektroantrieb die Marktführerschaft besitzen. „Dazu muss Volkswagen wieder wettbewerbsfähig und profitabel werden“, betonte Diess. Innerhalb des VW-Konzerns verdienen die Tochtermarken Audi, Porsche und Skoda das Geld. Zum Halbjahr lag die operative Rendite der Marke Volkswagen bei mageren 1,7 Prozent.


Geburtenstarke Jahrgänge

Auch Betriebsratschef Bernd Osterloh machte klar, dass ein Stellenabbau unvermeidlich sei. „Ältere Kollegen können sicher in den verdienten Ruhestand gehen“, sagte er. Volkswagen will den Umstand nutzen, dass es in der Belegschaft einen vergleichsweise hohen Anteil Beschäftigter aus den geburtenstarken Jahrgängen gibt, die langsam das Rentenalter erreichen.

Zugleich solle der Zukunftspakt dafür sorgen, dass das Unternehmen auf die neuen Wachstumsfelder Elektroantrieb und Digitalisierung vorbereitet werde. So dürfte die Marke VW innerhalb des Konzerns zum Kompetenzzentrum für den Batterieantrieb werden. „Am Konzernsitz Wolfsburg soll das Silicon Valley Volkswagen entstehen“, betonte der Betriebsratschef.

„Wir müssen den Konzern umkrempeln“, sagte VW-Vorstandschef Matthias Müller vor den 20.000 Beschäftigten zu den bevorstehenden Veränderungen im Unternehmen. „Angesichts des radikalen Wandels in der Automobilwelt setzen wir neue, andere Akzente: bei Elektromobilität und Batterietechnologie. Bei der Digitalisierung unserer Fahrzeuge und des Unternehmens.“

Zur Schuldfrage im Dieselskandal meinte Müller, dass der Konzern intensiv daran arbeite, die Ursachen aufzuklären und die Verantwortlichen zu ermitteln. „Wie schnell das geht, das liegt nicht allein in unserer Hand“, ergänzte er. Herbst sei das Ziel. „Erst dann haben wir Klarheit und können gegebenenfalls weitere Konsequenzen ziehen.“

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