VW und die US-Kläger Einigung in der Diesel-Affäre?

Aus Verhandlungskreisen heißt es: VW könnte sich schneller als gedacht mit den US-Klägern einigen. Sogar Zahlen stehen im Raum, bleiben aber unbestätigt. Schließlich stehen beide Seiten unter Druck – aus gutem Grund.

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Am Donnerstag soll sich ein US-Richter mit der Dieselaffäre befassen. Kurz vorher sieht es so aus, als stünden VW und die US-Behörden vor einer Einigung. Quelle: dpa

New York, Frankfurt Der kalifornische Bezirksrichter Charles Breyer ist die zentrale Figur bei der Aufarbeitung des VW-Abgasskandals. Wenn er sich an diesem Donnerstag um 8 Uhr Ortszeit in San Francisco auf seinem Stuhl niederlässt, dann könnte er die Haupthemmnisse bei der Überwindung von Dieselgate beseitigen.

Volkswagen müsste wohl einige Milliarden Euro an Schadenersatz und Bußgeldern zahlen, dafür aber gäbe es eine Einigung mit den US-Umweltagenturen, dem US-Justizministerium und den vielen Autobesitzern.

Entscheidend für einen solchen Befreiungsschlag ist eine Einigung von VW mit den vielen Klägern. In den vergangenen Tagen hatte sich verdichtet, dass dies möglich sei. „Wir sind auf einem guten Weg“, verlautete aus Kreisen des Unternehmens. Allerdings gebe es noch Themen, über die gestritten werde.

Offenbar konnten diese nun wenige Stunden vor dem Start der Gerichtsverhandlung geklärt werden. Sowohl mit den US-Behörden als auch mit den betroffenen Autofahrern habe sich VW nach zähen Verhandlungen einigen können, berichtete eine in die Verhandlungen eingebundene Quelle.

Insgesamt könnte auf VW demnach wohl eine Zahlung von rund 30 Milliarden Dollar zukommen. Daraus könnten dann Strafen, die Rückkäufe der Autos und eine Entschädigung für die Autofahrer beglichen werden. Zudem werde VW am Donnerstag auch eine Maßnahme zum Umweltschutz verkünden, vermutlich wird dies mit Luftschutz zu tun haben, hieß es.

Einem Bericht der „Welt“ zufolge soll den rund 580.000 betroffenen Autofahrer in den USA eine Entschädigungszahlungen zustehen, die im Schnitt bei 5000 Dollar liegen soll. Ob diese Zahl stimmt und ob die Gesamtkosten bei 30 Milliarden Dollar liegen, kann durchaus bezweifelt werden.

Denn dem Vernehmen nach sind viele Kostenfaktoren bislang nicht berechenbar. So könnten die Bußgelder höher ausfallen, wenn doch noch Belege dafür auftauchen würden, dass das Management von VW in die Manipulation von Abgaswerten bei bis zu elf Millionen Dieselautos eingebunden gewesen wäre.


Volkswagen und US-Behörden unter Druck

Volkswagen und die Behörden lehnten einen Kommentar zu der Meldung über eine Einigung ab. In Konzernkreisen wurde bezweifelt, dass es eine Einigung schon jetzt gebe. Bestenfalls ließen sich Rahmen definieren, in dem eine solche Vereinbarung geschlossen werden könnte. Entscheidend, so hieß es, sei letztlich das Votum von Richter Breyer.

Sollte Breyer mit einem solchen Vergleich nicht einverstanden sein, dann könnte er auch eigene Bedingungen stellen. Für alle Seiten - für VW und die Behörden - hätte dies negative Folgen.

VW müsste länger auf eine Einigung warten, ohne die Kosten für Dieselgate beziffern zu können. Für die Behörden hingegen wäre es ein Gesichtsverlust in diesem wichtigen Verfahren. „Der Druck auf alle Seiten ist daher sehr hoch“, sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Manager.

Sollten die Parteien an diesem Donnerstag eine Lösung für den im vergangenen September aufgedeckten Skandal präsentieren, dann wäre es für Volkswagen nicht nur ein Meilenstein bei der Aufarbeitung des Abgasskandals. Das Unternehmen könnte dann auch die Kosten für Dieselgate weitgehend für das Geschäftsjahr 2015 verbuchen.

Da stände dann zwar ein hoher Verlust in den Büchern, das laufende Jahr wäre dagegen aber unbelastet. Zumindest finanziell.

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