Weiterbildungs-Markt "Bildung bedeutet auch häufig Business"

Nie zuvor gab es so viele Weiterbildungs-Möglichkeiten. Doch mit der Auswahl wachsen auch Unsicherheit und Frustration. IHK-Experten erklären, wie es auf dem Aus- und Weiterbildungsmarkt aussieht - und warum manche Unternehmen noch immer nicht den richtigen Mitarbeiter finden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
So suchen Unternehmen ihre Azubis aus
NotenDas Abschlusszeugnis ist den Unternehmen gar nicht immer so wichtig. Für 21 Prozent der Betriebe sind Schulnoten bei der Einstellung eines Azubis nicht mehr ausschlaggebend. Das ist zumindest das Ergebnis der Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie und Handelskammertages (DIHK), aus der die Bild zitiert. Sehr ernst nehmen nur Banken und Versicherungen die Noten: Bei ihnen achten 83 Prozent auf gute Zensuren. Bei den kleinen Unternehmen mit bis zu neun Mitarbeitern schauen nur 61 Prozent auf die Noten, bei Betrieben mit zehn bis 19 Angestellten sind es 69 Prozent. "Die Firmen stellen immer häufiger Schüler mit schwächeren Schulabschlüssen ein", sagte die DIHK-Expertin für Ausbildung, Ulrike Friedrich, gegenüber Bild. Quelle: dpa
PraktikaViel wichtiger seien ihr zufolge die praktischen Erfahrungen, die ein potenzieller Lehrling bereits im Betrieb gemacht hat. Das gilt ganz besonders für das Hotel- und Gastgewerbe: Wer hier schon einmal ein Praktikum absolviert und dabei einen guten Eindruck gemacht hat, kann sich bei 89 Prozent der Betriebe sicher sein, auch einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Doch auch in anderen Branchen zählt die Erfahrung: So sagten insgesamt 72 Prozent der befragten Ausbildungsbetriebe, dass sie bei der Auswahl der Lehrlinge auf die Erfahrungen aus Praktika Wert legen. Bei kleinen Unternehmen mit bis zu 19 Beschäftigten sind Praktika sogar wichtiger als das Zeugnis. Quelle: dpa
Vitamin BAuch persönliche Empfehlungen sind bei den Kleinstunternehmen wichtiger als bei allen anderen. Quelle: Fotolia
EinstellungstestsGroße Betriebe setzen dagegen oftmals auf Einstellungstests: So vertrauen 61 Prozent der Banken und Versicherungen auf hauseigene Kompetenztests, um geeignete Bewerber zu finden. 37 Prozent nutzen Assesment-Center, also mehrstufige - und oft auch mehrtägige - Prüfungsverfahren. Quelle: Fotolia
VorstellungsgesprächDoch viel wichtiger sind 97 Prozent der Betriebe die Eindrücke aus dem Vorstellungsgespräch. "Für die Einstellung in einem Betrieb zählt letztlich die Persönlichkeit des Bewerbers insgesamt", sagt Friedrich. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms

WirtschaftsWoche: Tausende junge Menschen suchen verzweifelt einen Ausbildungsplatz, viele Studenten wissen nach dem Abschluss nicht wohin. Gleichzeitig klagen die Unternehmen über Nachwuchsmangel. Blöde Situation, oder?

Clemens Urbanek:  Personalakquise bei kleinen und mittleren Unternehmen ist zu oft noch ein Problem. Die haben meist keine eigene Personalabteilung und sind genug damit beschäftigt, sich um den Firmenalltag zu kümmern. Themen wie Personal und Personalfindung laufen nur nebenbei. Mit schwerwiegenden Folgen. Viele Chefs  bekommen gar nicht erst mit, dass die beste Kraft sie nächstes Jahr verlässt und sie keinen Ersatz haben.

Zu den Personen

Die Unternehmen klagen aber vor allem, dass es keine geeigneten Bewerber gibt.

Urbanek: Manche Probleme sind auch hausgemacht. Braucht ein Unternehmer jemanden, der im Lager arbeitet und dort auch etwas leisten könnte, diese Bewerbung aber nicht weiter verfolgt, weil der Bewerber drei Fehler im Anschreiben gemacht hat, ist  der Unternehmer  selber schuld.  Viele Unternehmen haben beispielsweise Schwierigkeiten, auf Jugendliche zuzugehen und sich bekannt zu machen. Wir haben bei der IHK Unternehmen, die Hidden Champions und zum Teil Weltmarktführer sind,  bestimmte Sachen sehr gut machen und ihren Auszubildenden die besten Möglichkeiten bieten. Aber sie sind bei den Bewerbern zu wenig bekannt.

Welche Möglichkeiten hat denn ein kleiner Betrieb schon groß?

Urbanek: Unternehmen müssen lernen, sich besser zu verkaufen. Im Internet zum Beispiel. Der Schraubenhersteller darf nicht nur zeigen, warum seine Produkte so toll. Er muss auch beschreiben, warum es toll ist, bei ihm zu sein.

So steht es um die Personalplanung in deutschen Unternehmen

Eine schöne Homepage wird kaum reichen, junge Leute aus der Stadt aufs Land zu locken.

Urbanek: Es braucht dazu ein ganzes Bündel an Maßnahmen. Dabei müssen diese nicht teuer sein. Es gibt zum Beispiel ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitern eine Jahreskarte fürs Schwimmbad zahlt. Das kostet fast gar nichts hat aber eine enorme Breitenwirkung. Ein Bäcker hat zum Beispiel gesagt, wenn Du bei uns Azubi wirst, bekommst Du ein Handy umsonst. Kurz darauf hatte er drei, vier Bewerbungen.

Wenn dem Unternehmen im nächsten Jahr ein Meister verloren geht, nützt aber ein Azubi ohnehin nichts.

Urbanek: Das ist ein Problem, das die ganze Personalplanung betrifft, von der Einstellung bis zur Weiterbildung. Wer heute Personalplanung nicht vorausschauend plant und strategisch angeht, etwa durch gezielte Fortbildung der eigenen Kräfte, steht vor diesen Schwierigkeiten. Und wer dann nicht pfiffig ist, hat ein richtiges Problem.

Pfiffig?

Urbanek: Ein Beispiel aus Stuttgart. In der Region bekommen Mittelständler keine Ingenieure, weil die Autoindustrie sie alle wegschnappt. Wenn Unternehmer aber sagen, ich gehe in das Segment 50Plus, finden sie Leute, die auf der Straße stehen und die froh sind, wenn sie arbeiten können.

Die Hilflosigkeit der Suchenden

Sind jetzt die Unternehmen allein schuld an der Ausbildungsmisere?

Urbanek: Nein. Natürlich nicht. Viele junge Menschen wissen gar nicht, wohin sie wollen in ihrem Leben. Es gibt ja zum Beispiel nicht umsonst Studienabbrecher-Quoten von 30 bis 40 Prozent.

Warum Menschen eine Weiterbildung machen

Liegt das an der Informationsflut, dem Überangebot  oder ist die Kompetenz, Relevantes von Irrerelevantem zu unterscheiden, verloren gegangen?

Mechthild Teupen: Sowohl als auch. In der Schule wird nicht ausreichend auf das Berufsleben mit all seinen Facetten vorbereitet,  die Eltern können und wollen dieses Defizit nicht ausgleichen und selbst im Freundeskreis wird offenbar auch nicht mehr genügend über das Berufsleben gesprochen. Viele haben nicht mal in einem richtigen Praktikum Erfahrungen sammeln können.

Urbanek: Und das in einer Zeit, in der das Angebot an Möglichkeiten immer noch wächst. Es entstehen fast jeden Tag neue Universitäten und Weiterbildungsangebote. Es geht schon gar nicht mehr darum herauszufinden, ob es eine gute oder eine bessere Alternative ist. Es geht um die Frage, ob die Aus- oder Weiterbildung überhaupt etwas wert ist.

Hier finden Sie leicht einen Job
10. MechanikerNach kurzfristiger Entspannung ist in Deutschland der Anteil der Unternehmen, die offene Stellen nicht besetzen können, wieder kräftig von 35 auf 40 Prozent gestiegen. Auch weltweit ist der Wert mit 36 Prozent auf dem höchsten Niveau seit 2007, jedoch ist der Anstieg hier nur moderat. Die Folgen des Fachkräftemangels spüren viele Firmen laut des Personaldienstleisters ManpowerGroup-Studie bereits: 50 Prozent geben an, dass die Rekrutierungsprobleme ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährden. 45 Prozent sagen sogar, dass der Fachkräftemangel sich schon negativ auf die Kundenzufriedenheit auswirkt. Jetzt hat Dekra seinen Arbeitsmarkt-Report veröffentlicht, für den die Stellenanzeigen aus Printpublikationen, Online-Jobportalen und einem sozialen Netzwerk analysiert wurden. Die 15.111 offenen Stellen verteilen sich auf insgesamt 214 Berufe und Tätigkeiten. Das sind die am meisten gefragten Berufe. Im Dekra-Report tauchen in diesem Jahr erstmals Mechaniker unter den Top-Ten-Berufen auf. Ihr Anteil an den Stellenanzeigen entspricht 2,12 Prozent. Das ergibt im Dekra-Ranking Platz zehn. Quelle: ZB
9. Medizinisches Fachpersonal"Dem Mangel an qualifizierten Managern sollten die Unternehmen frühzeitig mit individuellen Entwicklungsplänen begegnen, ein Bestandteil können Führungskräfte-Coachings sein", so ManpowerGroup-Deutschland-Chef Herwarth Brune. Das sollten sich offenbar auch Kliniken und Labors zu Herzen nehmen. Ärzte und medizinische Fachangestellte liegen nämlich auf Platz acht der meistgesuchten Fachkräfte. Bei Dekra schaffen es die Gesundheits-und Krankenpfleger auf Platz neun. Ihr Anteil an Stellenanzeigen liegt bei 2,19 Prozent. Quelle: dpa
8. Ingenieure"Deutsche Unternehmen müssen jetzt Initiative ergreifen, damit sie den Wettbewerb um Fachkräfte nicht verlieren", sagt so Herwarth Brune. Das gilt ganz besonders für die Betriebe, die nach Ingenieuren suchen. Und diese scheinen Mangelware zu sein. Jedenfalls belegen sie mit 2,48 Prozent Platz acht der am stärksten nachgefragten Fachkräfte im Dekra-Report. Wer auf Elektrotechnik spezialisiert ist, dem stehen alle Türen offen. Innerhalb der Ingenieurberufe entfällt fast jedes dritte Stellenangebot auf sie (30,9 Prozent). Die Fachrichtung Maschinen- und Fahrzeugbau befindet sich auf Platz 13 und damit erstmals seit 2010 nicht unter den Top-Ten-Berufen. Vermutlich machen sich nun die gestiegenen Absolventenzahlen in diesem Fach bemerkbar. Bei Architekten und Bauingenieuren sorgt die anhaltend gute Lage am Immobilien- und Baumarkt für eine positive Stellensituation: Fast jede fünfte Ingenieurstelle ist für die Planungsspezialisten ausgeschrieben (19 Prozent). Quelle: dpa
7. IT-KräfteNahezu jedes zehnte Stellenangebot richtet sich an Bewerber mit IT-Hintergrund (9,2 Prozent). Die positive Entwicklung der Bereiche Software und IT-Services macht sich auch am Stellenmarkt bemerkbar: Software-Entwickler liegen an siebter Stelle der Top-Ten-Berufe. Mit der zunehmenden Digitalisierung steigt auch der Beratungsbedarf, weshalb der Stellenanteil von IT-Beratern kräftig zugenommen hat. Auf Anwenderseite fehlen vor allem IT-Fachleute wie Systemadministratoren. "Häufig scheitert die Mitarbeitersuche an fehlenden Fachkenntnissen der Bewerber. Doch Weiterbildungsprogramme für Quereinsteiger zahlen sich aus, wenn Kandidaten gut zum Unternehmen passen und eine hohe Motivation mitbringen", sagt Herwarth Brune, Vorsitzender der Geschäftsführung der ManpowerGroup Deutschland. Quelle: dpa
6. VertriebsmitarbeiterDie ManpowerGroup Studie "Fachkräftemangel" wird seit 2006 weltweit durchgeführt (international unter dem Titel "Talent Shortage Survey"). Mit 37.000 Teilnehmern aus 42 Ländern in 2014 zeigt die Studie, welche Stellen weltweit schwer zu besetzen sind. Für Deutschland wurden 1.000 Unternehmen befragt, die einen Querschnitt der gesamtdeutschen Wirtschaft darstellen. Und die deutschen Betriebe fragten Vertriebsmitarbeiter (Platz sieben) sehr viel stärker nach als noch im Jahr 2013. Im Dekra-Report belegen die Vertriebler sogar Platz sechs. Quelle: Fotolia
5. Callcenter-Agents und TelefonverkäuferLeicht gestiegen ist auch die Nachfrage nach qualifiziertem Personal für Callcenter-Agents und Telefonverkäufer. In diesem Jahr belegen sie Platz fünf. Quelle: dpa/dpaweb
4. ElektrikerUnverändert ist dagegen die Nachfrage nach Elektrikern, Elektroinstallateuren und Elektrotechnikern. Sie belegen im Dekra-Report Platz vier. Quelle: dpa

Kurs und Weiterbildungsangebote gibt es tatsächlich zuhauf, auch ziemlich dubiose.

Teupen: Bildung bedeutet heutzutage auch häufig Business. Es gibt mittlerweile unfassbar viele Weiterbildungsangebote. Allein in Düsseldorf sind es über 360 Träger, die die unterschiedlichsten Qualifizierungsangebote vorhalten. Und da sind nicht nur immer gute darunter. Das Bedeutsame dabei ist: Bildung ist keine Ware, die ich bei Nichtgefallen zurückgeben kann.

Urbanek: Darunter gibt es auch windige Abschlüsse, die auf dem Markt gar nichts wert sind. Auch im Umschulungsbereich gibt es schlechte Anbieter, die ein Versprechen, das sie geben, gar nicht halten können.

Sie machen Weiterbildungssuchenden ja Mut.

Teupen: Das richtige Weiterbildungsangebot zu finden bedeutet angesichts der Fülle von Broschüren, Programmheften und so weiter Arbeit. Ferner  gibt es diverse Beratungsstellen. Die Stiftung Warentest hat dazu einen aktuellen Katalog zusammengestellt. Es gibt aber kein Patentrezept. Deshalb kann unser Tipp nur lauten: Nutzen Sie die Chance, sich beraten zu lassen. Das bedeutet aber auch: Wenn sich jemand weiterbilden will, sollte er vorher sozusagen Hausaufgaben machen.

Was erfolgreiche Unternehmen für ihre Mitarbeiter tun

Hausaufgaben schon vor Schule?

Teupen: Hausaufgaben im Sinne von sich auf das Beratungsgespräch vorbereiten; sich Gedanken zu machen: Was will ich? Was kann ich? Wie viel Zeit und Geld habe ich? Ebenfalls: Was möchte ich unter keinen Umständen? Wenn jemand so vorbereitet einen Berater aufsucht, ist es auch für diesen einfacher, zu helfen. Das Angebot ist so vielfältig, dass es ganz schwierig ist, überhaupt noch durchzublicken. Der Grad der Hilfs- und Planlosigkeit ist teilweise erschreckend. Und das ist bei denjenigen, die eine Ausbildung machen wollen genauso wie bei denjenigen, die einen Master oder Bachelor machen wollen.

Man sollte sich niemals in eine Ecke drängen oder sich von hohen Preisen und noch höheren Versprechen blenden lassen.

Wir haben aber eben schon geklärt, dass es in vielen Fällen auch für die Unternehmen nicht reicht, nur eine Ausbildung zu machen. Läuft es dann da wenigstens rund oder ist der Deutsche denn ein Weiterbildungsmuffel?

Teupen:  Nein, überhaupt nicht. Alle Zahlen sprechen dagegen. Vor allem der Bedarf, Wissen anzupassen, ist enorm.  Berufstätige werden immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Das reicht von der Softwareschulung bis zur rechtlichen Änderungen im  Arbeitsbereich. Und es gibt natürlich ein Interesse der Firmen, das Wissen ihrer Mitarbeiter aktuell zu halten. Denn das ist auf Sicht ein geldwerter Vorteil.

Firmeninterne Weiterbildung nimmt zu

Nicht jeder Chef tickt so.

Teupen: Natürlich gibt es immer noch diejenigen, die Weiterbildung nur für einen Kostenfaktor halten. Aber das hat sich doch sehr gewandelt. Man schaut sich sehr wohl an, ob der jeweilige Mitarbeiter  sein Wissen erweitern will, um neue Aufgaben übernehmen zu können oder gar eine Aufstiegsbildung absolvieren möchte.

Unternehmer wollen nicht, dass ihre Mitarbeiter aufsteigen?

Teupen: Im Gegenteil.  Jeder Unternehmer wird seine Mitarbeiter fördern, wenn sie das Potential haben, das liegt schon im Interesse des Unternehmens.  Allerdings, wer sich weiterentwickelt, wird vermutlich früher oder spätere  eine höhere Position oder mehr Gehalt erwarten. Einen Gehaltssprung macht man in der Regel aber nur, wenn man den Job und auch den Arbeitgeber wechselt. Insofern legen Teilnehmer dann Wert darauf, dass der Arbeitgeber nichts von der Fortbildung weiß.

Diese positiven Auswirkungen hat Weiterbildung auf die Karriere

Was bleibt dem Angestellten, wenn er keine Unterstützung vom Chef erhält?

Teupen: Dazu gibt es inzwischen eine Reihe von Förderprogrammen. In NRW sind dies zum Beispiel Bildungsprämie und Bildungsscheck. Diese sind relativ einfach zu handhaben. Meisterbafög kann für die Aufstiegsbildung genutzt werden. Allerdings muss der Lehrgang dann mindestens 400 Unterrichtsstundenumfassen.

Laut Bundesministerium steigt der Weiterbildungsanteil bei Menschen in höheren Positionen und mit höherem Gehalt …

Teupen: … weil da wahrscheinlich die Sensibilisierung eine andere ist.

Aber verpassen dann nicht viele Unternehmen die Chance, auch ihre einfachen Angestellten weiterzubilden?

Teupen: Das machen sie doch. Und was heißt hier einfache Angestellte? Vielleicht gibt es Mitarbeiter, die nicht besonders motiviert sind, sich weiterzubilden. Dann wird man entsprechende Wege suchen, sie doch für eine Weiterbildung zu interessieren. Man kann zum Beispiel die Weiterbildung stückeln, damit die Belastung nicht auf einmal so groß ist.

Welche Art von Kursen wird bevorzugt? Ist E-Learning ein Thema?

Teupen: Wenn die Weiterbildung zum Ziel hat, bestimmte Verhaltensweisen zu erlernen oder zu verändern, wage ich zu behaupten, dass dieses schwerlich online zu machen ist. Wie bringen Sie einer Pflegekraft über das Internet den richtigen Umgang mit Patienten bei? Beliebt sind Kompaktseminare. Dann wissen die Firmen ganz genau, mein Mitarbeiter ist jetzt fünf Tage weg und bringt danach eine ganz bestimmte Qualifikation mit. Das ist gut planbar. Was gerade stark zunimmt, ist die Nachfrage nach firmeninterner Fortbildung.

Sie schicken dann zum Beispiel einen Telefon-Trainer  ins Unternehmen?

Teupen: Zum Beispiel. Der bildet dann  direkt am Arbeitsplatz und während der Arbeitszeit aus.  Im Vergleich zum Vorjahr haben wir  bei den firmeninternen Schulungen mehr als 50 Prozent Steigerung. Viele Unternehmen verlangen nämlich Qualifikationen, die genau auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die möchten sie aber trotzdem überprüft und zertifiziert wissen. Das reicht von der Vermittlung von Rechtsänderungen bis hin zum Telefontraining.

Also bastelt sich jedes Unternehmen sein eigenes IHK-Zertifikat?

Teupen: So einfach ist das nicht. Wir entwickeln gemeinsam mit dem Unternehmen ein Konzept und überprüfen dann anschließend auch gemeinsam die Leistung. Der Prozess  kann sich über viele Monate hinziehen. Das Kammerzertifikat ist das Zeichen nach draußen, dass das Unternehmen etwas für die Qualifizierung seiner Mitarbeiter  getan hat und dass ein Dritter, in diesem Fall die IHK, die Qualität  überprüft hat.

Lohnt sich der ganze Stress denn wenigstens?

Teupen: Weiterbildung  lohnt sich. Laut den jüngsten Umfragen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages unter unseren Teilnehmern hat die Weiterbildung  für 62 Prozent eine positive Auswirkung auf die Karriere. Viele steigen auf oder bekommen ein höheres Gehalt, die Unternehmen haben im Gegenzug einen besseren und motivierten Mitarbeiter.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%