Weiterbildungs-Markt "Bildung bedeutet auch häufig Business"

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Firmeninterne Weiterbildung nimmt zu

Nicht jeder Chef tickt so.

Teupen: Natürlich gibt es immer noch diejenigen, die Weiterbildung nur für einen Kostenfaktor halten. Aber das hat sich doch sehr gewandelt. Man schaut sich sehr wohl an, ob der jeweilige Mitarbeiter  sein Wissen erweitern will, um neue Aufgaben übernehmen zu können oder gar eine Aufstiegsbildung absolvieren möchte.

Unternehmer wollen nicht, dass ihre Mitarbeiter aufsteigen?

Teupen: Im Gegenteil.  Jeder Unternehmer wird seine Mitarbeiter fördern, wenn sie das Potential haben, das liegt schon im Interesse des Unternehmens.  Allerdings, wer sich weiterentwickelt, wird vermutlich früher oder spätere  eine höhere Position oder mehr Gehalt erwarten. Einen Gehaltssprung macht man in der Regel aber nur, wenn man den Job und auch den Arbeitgeber wechselt. Insofern legen Teilnehmer dann Wert darauf, dass der Arbeitgeber nichts von der Fortbildung weiß.

Diese positiven Auswirkungen hat Weiterbildung auf die Karriere

Was bleibt dem Angestellten, wenn er keine Unterstützung vom Chef erhält?

Teupen: Dazu gibt es inzwischen eine Reihe von Förderprogrammen. In NRW sind dies zum Beispiel Bildungsprämie und Bildungsscheck. Diese sind relativ einfach zu handhaben. Meisterbafög kann für die Aufstiegsbildung genutzt werden. Allerdings muss der Lehrgang dann mindestens 400 Unterrichtsstundenumfassen.

Laut Bundesministerium steigt der Weiterbildungsanteil bei Menschen in höheren Positionen und mit höherem Gehalt …

Teupen: … weil da wahrscheinlich die Sensibilisierung eine andere ist.

Aber verpassen dann nicht viele Unternehmen die Chance, auch ihre einfachen Angestellten weiterzubilden?

Teupen: Das machen sie doch. Und was heißt hier einfache Angestellte? Vielleicht gibt es Mitarbeiter, die nicht besonders motiviert sind, sich weiterzubilden. Dann wird man entsprechende Wege suchen, sie doch für eine Weiterbildung zu interessieren. Man kann zum Beispiel die Weiterbildung stückeln, damit die Belastung nicht auf einmal so groß ist.

Welche Art von Kursen wird bevorzugt? Ist E-Learning ein Thema?

Teupen: Wenn die Weiterbildung zum Ziel hat, bestimmte Verhaltensweisen zu erlernen oder zu verändern, wage ich zu behaupten, dass dieses schwerlich online zu machen ist. Wie bringen Sie einer Pflegekraft über das Internet den richtigen Umgang mit Patienten bei? Beliebt sind Kompaktseminare. Dann wissen die Firmen ganz genau, mein Mitarbeiter ist jetzt fünf Tage weg und bringt danach eine ganz bestimmte Qualifikation mit. Das ist gut planbar. Was gerade stark zunimmt, ist die Nachfrage nach firmeninterner Fortbildung.

Sie schicken dann zum Beispiel einen Telefon-Trainer  ins Unternehmen?

Teupen: Zum Beispiel. Der bildet dann  direkt am Arbeitsplatz und während der Arbeitszeit aus.  Im Vergleich zum Vorjahr haben wir  bei den firmeninternen Schulungen mehr als 50 Prozent Steigerung. Viele Unternehmen verlangen nämlich Qualifikationen, die genau auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die möchten sie aber trotzdem überprüft und zertifiziert wissen. Das reicht von der Vermittlung von Rechtsänderungen bis hin zum Telefontraining.

Also bastelt sich jedes Unternehmen sein eigenes IHK-Zertifikat?

Teupen: So einfach ist das nicht. Wir entwickeln gemeinsam mit dem Unternehmen ein Konzept und überprüfen dann anschließend auch gemeinsam die Leistung. Der Prozess  kann sich über viele Monate hinziehen. Das Kammerzertifikat ist das Zeichen nach draußen, dass das Unternehmen etwas für die Qualifizierung seiner Mitarbeiter  getan hat und dass ein Dritter, in diesem Fall die IHK, die Qualität  überprüft hat.

Lohnt sich der ganze Stress denn wenigstens?

Teupen: Weiterbildung  lohnt sich. Laut den jüngsten Umfragen des Deutschen Industrie- und Handelskammertages unter unseren Teilnehmern hat die Weiterbildung  für 62 Prozent eine positive Auswirkung auf die Karriere. Viele steigen auf oder bekommen ein höheres Gehalt, die Unternehmen haben im Gegenzug einen besseren und motivierten Mitarbeiter.

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