Werften in der Krise Griechische Bootsbauer kämpfen ums Überleben

Die Rezession hat viele griechische Bootsbauer bereits stark gebeutelt. Jetzt wird es für die Werften noch schwerer. Denn die neuen Steuermaßnahmen der Regierung dürften so manchen Käufer abschrecken.

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Eine „Luxussteuer“ auf griechische Boote bedroht auch die Existenz der mittelständischen Werften. Quelle: dpa

Athen Vor acht Jahren, als sein Geschäft florierte, beschäftigte George Kranitis auf seiner Werft in der griechischen Hafenstadt Patras 35 Menschen. Rund 340 Boote verkaufte er im Zeitraum von 12 Monaten. Dann kam die Rezession, und Kranitis musste nach und nach fast alle Mitarbeiter entlassen. Jetzt kommt es noch einmal schwerer für ihn.

Als Voraussetzung für Verhandlungen über ein drittes Rettungspaket für das Land musste sich die griechische Regierung zu einer Reihe von wirtschaftlichen Reformen und Sparmaßnahmen verpflichten. Zu den Maßnahmen zählt eine Ausweitung der jährlichen Luxussteuer auf alle Boote zur Freizeitnutzung mit einer Länge von mehr als fünf Metern.

Das heißt, es geht hier nicht nur um die Katamarane, die man gewöhnlich in den zahllosen Häfen am Mittelmeer sieht. Eine weitere Maßnahme ist die Anhebung dieser Steuer von zehn auf 13 Prozent.

Diese Kombination, so Kranitis, könnte das Ende für eine Industrie einläuten, die ohnehin schon stark gebeutelt ist. Die Zahl der Bootsregistrierungen ist bereits rapide geschrumpft, von 11.112 im Jahr 2007 auf gerade mal gut 2500 im vergangenen Jahr. „Wir werden zerstört“, sagt Kranitis, der die griechische Vereinigung der Bootsbauer leitet. „Ich kann nicht verstehen, was diese Leute in der Regierung denken.“

Griechenland ist mit seiner 17.250 Kilometer langen Küstenlinie, seinen vielen Inseln, traumhaften Buchten und Tavernen am Strand ein maritimes Juwel. Was mit der Bootsindustrie passiert, geht viele in diesem Staat etwas an. „Griechenland ist ein Segelparadies, ein Ort, in dem jeder gern ein kleines Boot besitzt“, sagt der Chef des griechischen Tourismusverbandes, George Vernicos, der selber ein Jacht-Unternehmen betreibt.

Wer ein Boot verkaufen will, um etwas Bargeld aufzutreiben, muss sich auf Probleme einstellen. Denn auch die Mehrwertsteuer ist gestiegen, und das rasant, von bisher 13 auf 23 Prozent. Das ermuntert Käufer sicher nicht.


Wer sein Boot behalten muss, muss zahlen

Wer sich wiederum entscheidet, sein Boot zu behalten, der muss tief in die Tasche greifen. Der Besitzer eines Zehn-Meter-Schnellbootes im Wert von 16 000 Euro etwa muss dafür jährlich 2080 Euro abdrücken. Bei einem Zehn-Meter-Segelboot im Wert von 28 500 Euro mit Raum für Passagiere steigt der Betrag auf 3700 Euro im Jahr.

Es gibt allerdings ein paar Erleichterungen. Wer beispielsweise sein Boot nachweislich eine bestimmte Zeit im Jahr nicht benutzt, etwa den Winter über, der muss weniger Steuern zahlen. Auch das Alter des Wasserfahrzeugs spielt eine Rolle, und auch das des Eigentümers: Rentner kommen erheblich billiger davon. Steuernachlässe gibt es zudem bei Booten, die in Griechenland ganz aus Holz und mit traditionellen Methoden angefertigt worden sind. Boote, die bei der Arbeit - etwa der Fischerei - eingesetzt werden, sind von der Steuer ausgenommen.

George Riginos, Miteigentümer des familieneigenen Unternehmens Riginos Yachts im wohlhabenden Athener Vorort Glyfada, glaubt, dass sich die höheren Steuern als Bumerang erweisen werden. Käufer würden abgeschreckt, und damit könnten in einer Kettenreaktion viele Menschen ihren Job verlieren – von Bootsbauern auf den Werften über Bootsbesatzungen bis hin zu Reinigungskräften.

Die Botschaft der griechischen Regierung, dass man die „reichen, kapitalistischen Jacht-Besitzer“ zur Kasse bitte, höre sich nicht wahr an, sagt Riginos. „Wenn man Steuern erhebt, trifft das die ärmeren Leute mehr als die sehr reichen.“

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