Sucht die RAG-Stiftung selbst nach Bereitwilligen oder lässt sie suchen?
Beides. Wir setzen auf der einen Seite auf externe Manager, die für uns gerade einen Fonds aufbauen, der künftig mittelständische Unternehmensbeteiligungen enthalten soll. Dazu haben wir bereits einen Rechtsmantel namens Maxburg GmbH & Co. KG. Hierüber haben wir auch bereits ein erstes Investment getätigt. Es handelt sich dabei um eine Minderheitsbeteiligung an dem mittelständischen Pharmaunternehmen ZellBios mit operativem Sitz in Deutschland und Produktionsstätten hier sowie in Italien und der Schweiz. Auf der anderen Seite haben wir, wie gesagt, die RAG-Stiftung Beteiligungsgesellschaft, die ebenfalls in unserem Auftrag in Mittelständler investieren wird.
Woher hat die RAG-Stiftung Leute, die das können?
Für die RAG-Stiftung Beteiligungsgesellschaft haben wir Jürgen Wild gewonnen, den früheren Chef der M+W Group des österreichischen Industrie-Investors Georg Stumpf. Herr Wild hat schon zweimal sehr erfolgreich ein Beteiligungsportfolio aufgebaut, zuletzt im Wert von rund drei Milliarden Euro. Das will er als Geschäftsführer unserer Beteiligungsgesellschaft zusammen mit der RAG-Stiftung nun ein drittes Mal tun und sich zugleich persönlich daran beteiligen.
Ihr Beteiligungsunternehmen Evonik schwimmt durch den mehrheitlichen Verkauf der Immobilientochter Vivawest in Geld und verfügt über die riesige Eigenkapitalquote von 43 Prozent. Als Steuerzahler fragen wir uns, wieso die RAG-Stiftung keine Sonderausschüttung verlangt.
Evonik will ja die Dividende pro Aktie für 2013 auf 1 Euro erhöhen. Das ist schon mal was. Im Übrigen dürfen Sie sicher sein, dass ich das Thema Sonderausschüttung anders diskutieren würde, wenn Sie mir sagen würden, wo ich das Geld renditeträchtiger anlegen könnte, als es jetzt schon bei Evonik möglich ist. Wir haben schon jetzt das Luxusproblem, dass wir jedes Jahr zusätzlich unser Jahresergebnis, derzeit rund 330 Millionen Euro, anlegen müssen.
Wieso investieren Sie nicht in Großunternehmen etwa aus dem Dax, von denen Sie wissen, dass die seit Jahren gut funktionieren und auf dem Kapitalmarkt bestens eingeführt sind?
Zum einen tun wir dies schon, denn zu unseren diversifizierten Kapitalanlagen gehört auch eine Aktienquote. Andererseits erhalten Sie dann aber Dividendenrenditen von durchschnittlich nicht mehr als drei Prozent...
...wie viel hätten Sie denn gern?
Ein bisschen mehr dürfte es schon sein.
Ein großes Thema in Deutschland ist die Position gegenüber dem Anschluss der Krim durch Russlands Präsident Wladimir Putin. Das eine Lager ist für eine harte Haltung und Wirtschaftssanktionen, das andere ist dagegen und fordert Verständnis für Putin. Wem rechnen Sie sich zu?
Eindeutig dem zweiten Lager. Das Verstehen der jeweils anderen Seite ist die Grundvoraussetzung für einen Dialog. Ich bin davon überzeugt, dass die EU eine andere Politik gegenüber der Ukraine gemacht hätte, wenn sich die Verantwortlichen vorher überlegt hätten, was dies für Russland bedeutete.