Und der wäre?
Dass derjenige Kunde, der sicher mit Strom versorgt sein will, diese Versorgung auch abnimmt. Dies ist nicht der Fall, wenn zum Beispiel die privaten Haushalte ihren Versorger ständig wechseln. Ein Stadtwerk beispielsweise wird Ihnen keine definitive Versorgungssicherheit garantieren und dafür am Markt für sicheren Strom einkaufen, wenn der Stromkunde ganz einfach zu einem anderen Anbieter wechseln kann. Da sind die Rechte und Pflichten der Marktteilnehmer nicht eindeutig zugeordnet.
Wie würden Sie das Problem lösen?
Wenn wir nicht zu dem alten System zurückkehren, in dem man den Stromanbieter nicht wechseln konnte, könnte die Garantie der Versorgungssicherheit auf einen staatlich organisierten Kapazitätsmarkt hinauslaufen. Das könnte die Bundesnetzagentur sein, die im Namen des Gesetzgebers eine bestimmte vorzuhaltende Erzeugungskapazität festlegt, die dann zum Beispiel auf dem Markt ersteigert werden kann und die dann von den Stromkunden bezahlt werden muss.
Evoniks langer Marsch an die Börse
Die Essener RAG kauft im Februar 46,48 Prozent an Degussa von E.On und erhöht den Anteil bis Mitte 2004 auf 50,1 Prozent.
Bis Mai 2006 sichert sich die RAG schließlich alle Anteile am Spezialchemiekonzern. Am 14. September 2006 gründet sich die RAG Beteiligungs-AG. Unter ihrem Dach stecken neben Degussa der Energieerzeuger Steag und die Wohnungssparte RAG Immobilien AG.
Im Juli wird die RAG Stiftung gegründet. Sie hat die Aufgabe, langfristig Kapital für die Bestreitung der Ewigkeitskosten aus dem deutschen Steinkohlebergbau aufzubauen, die den Steuerzahler mit bis zu 2,5 Milliarden Euro jährlich belastet. Ende 2007 werden erste Mandate für einen Börsengang vergeben. Am 12. September wird aus der RAG Beteiligungs-AG die Evonik Industries AG.
Der britische Finanzinvestor CVC Capital Partners erwirbt im Juni für 2,4 Milliarden Euro 25,01 Prozent der Anteile an Evonik und erhält künftige Dividenden garantiert.
Im vierten Anlauf geht Evonik am 25. April an die Börse, aber ohne öffentliches Angebot. Großinvestoren waren die Aktien zuvor exklusiv angeboten worden. Der Singapurer Staatsfonds Temasek wird erster neuer Großaktionär mit 4,6 Prozent der Anteile.
Michael Vassiliadis, der Vorsitzende der Bergbau-, Chemie- und Energiegewerkschaft IG BCE, hat vorgeschlagen, die Steinkohlekraftwerke in einer Gesellschaft zu bündeln. Was halten Sie davon?
Das ist eine sehr vernünftige Idee. Immer mehr Stromerzeuger beantragen bei der Bundesnetzagentur die Stilllegung von Kraftwerken und fragen: Wenn ich nicht stilllege, was zahlst du mir? Da halte ich es für besser, einzelne Kraftwerke irgendwo einzubringen, zum Beispiel in ein Gemeinschaftsunternehmen, das für den Erhalt der notwendigen Kraftwerke sorgt und bezahlt...
... was die endgültige Verstaatlichung der Energieversorgung wäre.
Das muss ja kein Staatsunternehmen sein. Im Übrigen ist die Stromversorgung ohnehin schon vielfach eine staatliche Veranstaltung, die durch steuerähnliche Abgaben wie die EEG-Umlage bezahlt wird.
Wandern energieintensive Unternehmen durch die Energiewende ab, oder ist das nur eine Drohung der Industrie?
Wenn Sie zum Beispiel die Aluminiumproduktion oder die Elektrolyse nehmen, wäre diese in Deutschland ohne Befreiung von der EEG-Umlage unmöglich. Generell glaube ich, dass hohe Strompreise nicht direkt Arbeitsplätze hierzulande vernichten. Sie beschleunigen aber die Standortverlagerungen in die Wachstumsmärkte im Zuge der Globalisierung. Im Moment werden Ersatzinvestitionen noch in Deutschland getätigt, Erweiterungsinvestitionen dagegen zunehmend im Ausland, wo die Märkte und Kunden sind. Die hohen Strompreise hier forcieren diesen Prozess.