Wie geht es bei Übernahme durch Midea weiter? Kuka ist zu 86 Prozent in chinesischer Hand

Das lukrative Angebot von Midea hat viele Kuka-Aktionäre gelockt. Die Chinesen halten nach Ablauf der Übernahmefrist fast 86 Prozent der Anteile. Wie geht es für Kuka jetzt weiter? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

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Die chinesische Midea hält nun 86 Prozent der Anteile Quelle: AP

München Der Augsburger Roboterhersteller Kuka ist nach dem Übernahmeangebot des Hausgeräteherstellers Midea zu fast 86 Prozent in chinesischer Hand. Nach Ablauf der Übernahmefrist hält Midea 85,69 Prozent an Kuka, wie die Chinesen am Mittwoch mitteilten. Der Erfolg hatte sich abgezeichnet. Midea hatte den Kuka-Anteilseignern mit 115 Euro je Aktie einen kräftigen Aufschlag auf den Börsenkurs geboten. Trotz der hohen Annahmequote haben die Chinesen zugesagt, Kuka nicht von der Börse zu nehmen und dem deutschen Unternehmen mindestens bis Ende 2023 seine Unabhängigkeit zu belassen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Übernahme:

Steht jetzt endgültig fest, wie viele Anteile Midea halten wird?

Nein, denn nun startet eine zweiwöchige Nachfrist, in der bislang unentschlossene Aktionäre ihre Anteile noch tauschen können. Diese läuft bis zum 3. August.

Wird Midea dauerhaft die Mehrheit behalten?

Das ist nicht sicher. Es gab Spekulationen, dass sich Midea mit zum Beispiel 49 Prozent begnügen und die übrigen Anteile an weitere Investoren weiter reichen könnte. Kuka-Chef Reuter wollte sich nach potenziellen Interessenten umsehen. Allerdings hat Midea nie offiziell gesagt, dass sie nur eine Minderheit anstreben. Zudem müsste erst einmal ein Investor gefunden werden, der die überschüssigen Anteile zu dem hohen Preis von 115 Euro übernimmt, den Midea bezahlt hat.

Was passiert mit den Aktien, die nicht getauscht wurden?

Midea hat zugesichert, dass es die verbliebenen Aktionäre auch bei einer sehr großen Mehrheit nicht mit einem sogenannten Squeeze-Out aus dem Unternehmen drängen will. Die Kuka-Aktien bleiben also an der Börse notiert. Allerdings wird die Aktie nicht mehr so liquide sein, also nicht mehr soviel gehandelt werden, da der Streubesitz kleiner als bislang ist. Zudem rechnen Experten damit, dass der Kurs nach Vollzug des Umtauschangebots erst einmal sinken könnte.

Kann noch etwas dazwischen kommen?

Theoretisch ja, die Behörden müssen dem Deal noch zustimmen. Ein Veto der Wettbewerbshüter ist allerdings unwahrscheinlich, da Midea keine Roboter baut.


Was wird aus den deutschen Arbeitsplätzen?

Warum gab es so eine Aufregung um das Angebot?

Selbst Wirtschaftsminister Gabriel äußerte seine Sorge, dass Hochtechnologie aus Deutschland abwandern könnte. Schließlich gilt Kuka als deutsches Vorzeigeunternehmen in der Industrie 4.0, also bei der Digitalisierung der Produktion. Daher hofften manche auf eine deutsche oder europäische Lösung. Allerdings war das Angebot von Midea zu hoch, als dass sich die bisherigen Kuka-Großaktionäre Voith und Loh eine Gegenofferte hätten leisten können.

Was wird aus den Arbeitsplätzen und Standorten in Deutschland?

Es gab Befürchtungen, dass Midea das Know-how aus Deutschland abziehen könnte. Doch die Chinesen haben Garantien bis Ende 2023 gegeben. In diesem Zeitraum sollen die Arbeitsplätze und die Standorte in Deutschland nicht angetastet werden. Auch sollen die Patente und Kundendaten bleiben.

Was wird nach 2023 passieren?

Das weiß niemand. Doch Kuka-Chef Reuter ist überzeugt, dass Forschung und Entwicklung auch langfristig eine Zukunft haben. Schließlich hat er gerade erst in der vergangenen Woche ein neues Entwicklungs- und Technologiezentrum am Stammsitz Augsburg eröffnet. Er ist überzeugt: Wenn aus Deutschland viele Innovationen kommen, haben auch die Chinesen kein Interesse an Veränderungen.

Warum hat die Kuka-Führung das Angebot von Midea unterstützt?

Zum einen ist der Preis von 115 Euro je Aktie sehr hoch. Das Unternehmen, das vor einigen Jahren noch mit dem Rücken zur Wand stand, wird mit 4,5 Milliarden Euro bewertet. Zudem verspricht sich Kuka-Chef Reuter von dem neuen Eigentümer einen noch besseren Zugang zum chinesischen Wachstumsmarkt. Kuka-Roboter sollen künftig zum Beispiel auch in den Hausgerätefabriken von Midea eingesetzt werden. Den Ausschlag für die Zustimmung zum Übernahmeangebot gaben dann die langfristigen Garantien, die Reuter aushandelte.

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