Wirtschaftsprüfer steigern Umsatz KPMG wächst über sich hinaus

KPMG ist die Nummer zwei unter den „Big Four“, dem Quartett der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland. Die Berater bleiben auf Wachstumskurs. Damit das so bleibt, suchen sie weiter nach Nachwuchs.

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Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgruppe ist auf Wachstumskurs. Quelle: Reuters

Frankfurt Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgruppe KPMG sieht sich mit ihrer integrierten Geschäftsstrategie weiter auf einem soliden Wachstumskurs im Deutschlandgeschäft. Das machte Vorstandssprecher Klaus Becker bei Vorlage der Geschäftszahlen für das Ende September abgeschlossene Geschäftsjahr 2015/16 deutlich.

Die WP-Gruppe steigerte danach ihre Gesamtleistung im vergangenen Jahr um 6,2 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro und peilt auch für das neue Jahr ein Wachstum im einstelligen Bereich an. „Wir wollen weiter profitabel und nachhaltig wachsen“, sagte Becker. Wachstumschancen sehe man insbesondere in der Digitalisierung.

KPMG ist die Nummer Zwei unter den „Big Four“ der deutschen WP-Gesellschaften – nach PWC und vor EY und Deloitte. Ähnlich wie bei den Konkurrenten kommt auch bei der Berliner WP-Gruppe die Dynamik vor allem aus dem Beratungsgeschäft. KPMG konnte hier den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um zwölf Prozent auf 568 Millionen Euro steigern, während die Serviceleistungen im Bereich Steuerberatung um sechs Prozent auf 422 Millionen Euro zulegten und die Umsätze in der Wirtschaftsprüfung nur um zwei Prozent auf 609 Millionen Euro.

Relativ zu den Konkurrenten PWC und Deloitte, die ihre Beratungsaktivitäten zum Teil durch größere Zukäufe ausbauten, hat KPMG damit tendenziell an Boden verloren. Allerdings stammt das Wachstum von KPMG, wie Becker betont, komplett aus organischem Wachstum. Zudem ist das Ergebnis der Gruppe zweistellig, und damit überproportional zum Umsatz gewachsen. Das ist aus Sicht des KPMG-Chefs ein klares Signal dafür, dass das Wachstum nachhaltig ist. „Es geht uns nicht darum, ein großes Rad zu drehen mit geringer Marge.“

Becker bewertet die Zahlen als deutlichen Erfolg der vor drei Jahren implementierten Strategie „One KPMG“. Die WP-Gruppe bietet ihren Kunden dabei einen integrierten Beratungsservice, in dem Fachkompetenzen möglichst stark gebündelt und aufeinander abgestimmt sind. Damit gewinne man größere Projekte mit geringeren Vertriebskosten, was sich wiederum positiv in der Profitabilität niederschlage.

Ebenso wie die großen Konkurrenten will auch KPMG das Beratungsgeschäft weiter ausbauen und ist dabei auch an ergänzenden Akquisitionen interessiert. Man sei permanent dabei den Markt zu screenen und spreche mit vielen, sagte Becker. Allerdings müssten Zukäufe jeweils in die strategische Agenda passen. Es gehe letztlich nicht um den Zukauf von Geschäftsvolumen und Kunden, sondern um den Erwerb von Kompetenzen und Expertise.

Diesem Ziel ist auch die weiterhin expansive Personalpolitik der Gruppe untergeordnet. Insgesamt hat KPMG im abgelaufenen Geschäftsjahr 1.854 Mitarbeiter neu eingestellt. Netto ist die Belegschaft um rund 300 auf knapp 10.500 Mitarbeiter gewachsen. Zunehmend suche man dabei Mitarbeiter aus dem sogenannten Mint-Bereichen, das heißt mit mathematisch-naturwissenschaftlicher und technischer Ausbildung. Hintergrund sind die Pläne, immer mehr Beratungsleistungen im Bereich der Digitalisierung, also etwa in der Datenanalyse und auf dem Gebiet der Datensicherheit anzubieten.

Die Auseinandersetzung mit dem Land Rheinland-Pfalz im Zusammenhang mit dem Verkauf des Regionalflughafens Hahn hat Geschäft und Standing von KPMG aus Sicht Beckers nicht ernsthaft berührt. „KPMG hat eine sehr hohe Reputation. Das war so und ist weiterhin so“, bekräftigte er. KPMG habe ein umfassendes Qualitätssicherungssystem, das im Zuge eines permanenten Prozesses stetig verbessert werde, betonte Becker. Es gebe keinen Anlass, diese Prozesse zu verändern.

Der Verkauf des Flughafens, bei dem KPMG die rheinland-pfälzische Landesregierung beraten hatte, war im ersten Anlauf spektakulär gescheitert, nachdem sich der ausgewählte chinesische Käufer als nicht zahlungsfähig entpuppt hatte. Die Landesregierung hatte den Flop teilweise KPMG angelastet und vorrübergehend sogar Schadensersatzforderungen gegen die WP-Gruppe erwogen. Inzwischen haben beide Seiten das Beratungsverhältnis einvernehmlich aufgelöst. Beim neuen Anlauf zum Verkauf des Flughafens lässt sich Rheinland-Pfalz nun von Warth & Klein beraten.

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