Wolfgang Tiefensee „Opel-Chef Neumann ist der richtige Mann"

Rund 1.900 Beschäftigte arbeiten im Opel-Werk Eisenach. Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee sieht den Standort auch nach dem Verkauf an Peugeot gesichert – und setzt auf den Firmenchef.

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„Letztendlich zählen wettbewerbsfähige Produkte“ Quelle: dpa

Berlin Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) glaubt daran, dass Opel auch unter dem künftigen Eigentümer PSA Peugeot Citroën eine Zukunft hat. Aber nur, wenn die deutschen Werke noch stärker auf Effizienz getrimmt werden und an neuen Technologien mitarbeiten.

Herr Tiefensee, wie bewerten Sie die heute getroffene Vereinbarung zwischen PSA und GM?
Die genauen Details werden erst nach dem Closing in spätestens einem Dreivierteljahr feststehen. Aber ich bin optimistisch, weil wir einen Eigentümer bekommen, der die europäische Sprache spricht, sich mit dem europäischen und internationalen Markt auskennt und die Tarifvereinbarungen ohne Wenn und Aber übernimmt.

Die laufen aber nur bis 2018 beziehungsweise 2020…
Wie ich höre, wird an den geplanten Investitionen festgehalten. Das ist für Eisenach besonders wichtig, weil ja da ab 2019 die „Mokka“-Produktion beginnen soll. Mit gemischten Gefühlen, aber letztlich eher positiv sehe ich die Einführung von Plattformtechnologien, die Kostensenkungen in der Produktion und für die Kunden ermöglichen und hoffentlich keine Arbeitsplätze kosten.

Lässt Sie auch die Elektromobilität hoffen?
Wenn die schrittweise Konzentration auf die Elektromobilität gelingt, wird aus einer im Augenblick eher kurz- bis mittelfristig stabilen Perspektive auch eine langfristige. Aber ich bin mir bewusst, dass wir uns auf einem heiß umkämpften Markt in Deutschland und Europa befinden, letztendlich zählen wettbewerbsfähige Produkte.

Hat PSA dann über die laufenden Tarifverträge hinaus Standortgarantien gegeben?
Nur insofern, als PSA die Qualität der Werke und Motivation der Beschäftigten gelobt hat. Aber PSA-Chef Tavares sieht natürlich, wie kostengünstig in den französischen Werken produziert wird und dass es bei Opel noch Luft nach oben gibt. Im Übrigen, auch bei GM waren die Verträge auf kurze Frist bemessen, eine langfristige Sicherheit gibt es in dieser Branche nicht. 

Sorge um den Standort Eisenach machen Sie sich also nicht?
Wir dürfen in den kommenden Jahren nicht nur mit dem „Mokka“ punkten, sondern müssen uns auf neue Technologien einstellen. Das gilt auch für die Zulieferer. Neue Antriebstechniken sind international auf dem Vormarsch, Eisenach muss hier dabei sein. Opel-Chef Neumann als absoluter Experte auf diesem Feld ist da der richtige Mann.

Hat der neue Eigentümer Forderungen gestellt, zum Beispiel Bürgschaften?
Nein, bislang nicht. Ich finde es gut, dass Opel eigenständig bleibt und die Werke in einem gemeinsamen Konstrukt zusammengefasst werden. Man arbeitet also zunächst daran, die Effizienz bei Opel selbst zu steigern. Opel beklagt schon lange, dass GM keine gemeinsamen Plattformen implementiert hat. Jetzt wird es darauf ankommen, dass ein solches Baukastensystem nicht zu Jobverlusten führt, sondern dass die Skaleneffekte zu kostengünstigeren Produkten führen und wir damit wettbewerbsfähiger sind. Mit Plattformen mehr Produkte in neue Märkte zu bringen, das muss das Ziel sein.

Herr Tiefensee, vielen Dank für das Interview.

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