Calasans Kollege Marcus Schulz, Geschäftsführer des sechstgrößten Personaldienstleisters USG People Germany, widerspricht: "Wir sehen nicht das Schreckgespenst. Equal Pay rückt den Wert der Flexibilisierung in den Vordergrund. Selbst Kunden, von denen wir vermuteten, dass sie sich aufgrund der höheren Personalkosten zurückziehen, tun das nicht."
Auch NRW-Metallunternehmer-Funktionär Mallmann trägt die neue Entlohnung der Leiharbeiter grundsätzlich mit: "Wer als Zeitarbeitskraft längerfristig in einem Betrieb eingesetzt ist, dessen Fähigkeiten nähern sich denen der Stammkräfte immer mehr an." Die Zeitarbeit werde "nicht so stark verteuert, wie manche befürchten". Die meisten Zeitarbeiter blieben nicht länger als drei Monate im Unternehmen, die Hälfte der 22 000 deutschen Metallunternehmen setze gar keine Leiharbeiter ein. Trotzdem prognostiziert Mallmann: "Manche Tätigkeit wird in Niedriglohnländer wie Rumänien auswandern."
Zeitarbeiter ersetzen nicht die Stammbelegschaft
Eine Möglichkeit, den neuen Branchenzuschlägen zu entfliehen, liegt im verstärkten Outsourcing etwa durch Werkverträge, bei denen die Auftraggeber mit der Bezahlung der eingesetzten Arbeitskräfte nichts zu tun haben. Das Thema birgt Zündstoff. Die IG Metall sieht in Werkverträgen ein "neues Lohndumpingmodell" und will "hier einen Zugewinn an Rechten" erreichen – "wie bei der Leiharbeitskampagne".
Der Zeitarbeits-Branchenverband IGZ legt die 2600 Mitgliedsfirmen deshalb darauf fest, sich bei Werkverträgen an die Zeitarbeitstarife zu halten. Und USG-People-Chef Schulz hofft, dass die Branche nun für Fachkräfte attraktiver wird und dass sie seltener am Pranger steht: "Der Vorwurf, Zeitarbeiter ersetzten Stammbelegschaften, ist jetzt endlich vom Tisch."
Davor, "dass erneut Schlupflöcher und die Grenzen der Legalität gesucht werden", wenn Kunden die Lohnzuschläge unterlaufen wollen, warnt auch Martin Delwel vom Personaldienstleister Olympia in Düsseldorf, der 2500 Zeitarbeiter in Deutschland beschäftigt: "Wir müssen konsequent arbeitsrechtliche Grauzonen meiden."