Zonar Systems Daimler Trucks kauft sich bei US-Telematikfirma ein

Im Rennen um neue Technologien in der Lkw-Industrie prescht Daimler nach vorn – und beteiligt sich am US-Telematik-Hersteller Zonar Systems. Doch der jüngste Zukauf wird wohl nicht der letzte bleiben.

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Telematik ist ein Kofferwort aus Telekommunikation und Informatik: Zwei Systeme werden miteinander verknüpft und die daraus entstehenden Daten werden verarbeitet. Quelle: Reuters

Stuttgart Die Lkw-Sparte von Daimler will mit dem Einstieg bei einem US-Telematikanbieter das Geschäft mit digitalen Diensten vorantreiben. Daimler Trucks werde eine Minderheitsbeteiligung am Softwarehaus Zonar Systems aus Seattle erwerben, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Ziel sei es, schneller neue digitale Anwendungen für die wachsende Datenmenge in Trucks zu entwickeln, erklärte Lkw-Chef Wolfgang Bernhard. Dazu brauche Daimler Trucks ein Netzwerk von IT-Firmen. „Die Strategie muss nicht mit Zonar enden, wir sind weiterhin auf der Suche nach leistungsfähigen Partnern“, sagte Bernhard der Nachrichtenagentur Reuters. Das könnten weitere Beteiligungen oder enge Kooperationen sein.

Zonar Systems hat im vergangenen Jahr mit rund 250 Mitarbeitern 80 Millionen Dollar Umsatz erwirtschaftet. Die Firma werfe Gewinn ab, sagte Bernhard. Zum Kaufpreis für den Anteil unter 25 Prozent wollte er nichts sagen. Zonar hat für Daimler Trucks das Flottenmanagement-System Detroit Connect entwickelt. Dank Ferndiagnose via Bordcomputer können zum Beispiel Reparaturen früher und schneller erledigt werden, um Ausfallzeiten eines Lastwagens zu reduzieren. „In den nächsten Jahren werden die Datendienste erheblich ausgebaut in dem Maße, wie der Breitband-Anschluss von Lkws möglich sein wird“, erklärte Bernhard. Solche Produkte gewännen als Mittel der Kundenbindung im Wettbewerb immer mehr an Bedeutung, hatte Bernhard im Reuters-Interview im April gesagt.

Die Autoindustrie verspricht sich von vernetzten Fahrzeugen mit neuen digitalen Diensten ein großes Geschäftspotenzial. Der Volkswagen-Großaktionär Porsche SE war deshalb im vergangenen Jahr mit zehn Prozent beim US-Verkehrssteuerungsanbieter Inrix eingestiegen. Nicht nur Daimler Trucks, auch Daimler insgesamt wolle hier seine strategischen Möglichkeiten verbreitern, sagte Bernhard weiter. „Daimler ist derzeit auch dabei, sich beim Thema Telematik in Europa um eine Lösung mit Nokia Here zu bemühen“, ergänzte er. „Der Prozess ist im Gange, ich möchte das nicht weiter kommentieren.“ Im Poker um die Nokia-Tochter für Navigationssysteme geht es um Milliardenbeträge. Daimler hat sich mit den Konkurrenten BMW und der Volkswagen -Tochter Audi zusammengetan, um den Marktführer für Pkw-Navigationssysteme unter Kontrolle zu bringen, bevor er von IT-Rivalen wie Google weggeschnappt werden könnte.

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