Zündschloss-Skandal General Motors beurlaubt zwei Ingenieure

Die neue GM-Chefin Barra müht sich nach Kräften, das durch einen verschleppten Rückruf angeschlagene Image des Opel-Mutterkonzerns zu kitten. Sie beurlaubt zwei Mitarbeiter. Belohnungen soll es dafür für Kritiker geben.

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General Motors hat nach wie vor mit den Folgen des so genannten Zündschschloss-Skandals zu kämpfen. Jetzt beurlaubte der Konzern zwei seiner Ingenieure. Quelle: Reuters

Detroit General Motors (GM) zieht erste personelle Konsequenzen aus dem für mehrere Menschen tödlichen Zündschloss-Skandal. Zwei Ingenieure seien beurlaubt worden, erklärte Konzernchefin Mary Barra am Donnerstag auf einer Mitarbeiterversammlung. „Das ist ein Zwischenschritt bei der Suche nach der Wahrheit“, sagte sie dort laut einer Firmenmitteilung. „Es war eine schwere Entscheidung, aber ich denke, es ist das Beste für GM.“

Der Opel-Mutterkonzern ruft weltweit 2,6 Millionen Autos aus den Jahren 2003 bis 2011 zurück, weil Zündschlösser zu schwach ausgelegt sind. Die Schlüssel können deshalb bei voller Fahrt in die „Aus“-Position zurückspringen. Das schaltet nicht nur den Motor, sondern auch Servolenkung, Airbags und Bremskraftverstärker ab. Der Hersteller selbst bringt 13 Unfalltote mit dem Defekt in Verbindung, US-Verbraucherschützer kommen auf weit höhere Zahlen.

Es laufen zahlreiche Klagen gegen den Konzern von Unfallopfern und Autobesitzern, die den Wert ihrer Wagen geschmälert sehen. Auch die Behörden ermitteln. Barra musste gleich zweimal vor Ausschüssen des US-Kongresses auftreten, konnte dabei jedoch nur wenig zur Aufklärung beitragen. Die Firmenveteranin steht erst seit Jahresanfang an der GM-Spitze.

„GM muss eine Firmenkultur entwickeln, in der Sicherheit und Qualität ganz oben stehen“, sagte Barra jetzt. „GM-Mitarbeiter sollten Sicherheitsbedenken rasch und mit Nachdruck ansprechen und dafür auch belohnt werden.“ GM hatte gegenüber der US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA eingeräumt, dass es schon in der Autoentwicklung Probleme mit den Zündschlössern gegeben habe. Auch später gab es demnach Hinweise auf einen technischen Mangel, was jedoch nie zu einem Rückruf führte.

Erst nachdem Barra die Konzernführung übernahm, kam der Fall ins Rollen. GM weitete den Zündschloss-Rückruf zweimal aus. Barra ernannte einen eigenen Beauftragten für die Fahrzeugsicherheit und verpflichtete zudem Staranwalt Anton Valukas, die Gründe für den späten Rückruf zu untersuchen. Die Beurlaubungen der beiden Ingenieure gehen nach Firmenangaben auf erste Ergebnisse von Valukas zurück.

Der Fall GM erinnert an Toyota. Der japanische Weltmarktführer hatte 2009/2010 mit rutschenden Fußmatten und klemmenden Gaspedalen zu kämpfen und musste sich ebenfalls anhören, nötige Rückrufe verschleppt zu haben. General Motors beorderte vorsichtshalber weitere Modelle wegen diverser anderer Defekte in die Werkstätten. Weltweit müssen nun insgesamt 6,3 Millionen Wagen repariert werden, was nach Firmenschätzungen 750 Millionen Dollar (540 Mio Euro) kostet. In Deutschland sind von den defekten Zündschlössern ein paar Tausend Roadster vom Typ Opel GT betroffen.

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