Seit Jahren beklagen Experten den Rückstand von Deutschland in der Informationstechnologie (IT). Bis auf den Weltmarktführer für Unternehmenssoftware SAP stammen alle wichtigen Anbieter für Hardware, Software und Internet aus den USA. Dabei sind die Aussichten für deutsche IT-Anbieter aktuell so gut wie lange nicht, vor allem für Unternehmen mit Schwerpunkt Cloud Computing, einem der wichtigsten Wachstumsfelder der IT.
Grund ist die NSA-Affäre. Die gigantische Datenschnüffelei der US-Geheimdienste dürfte zu nennenswerten Geschäftseinbußen bei US-Cloudanbietern führen. Das jedenfalls erwartet die Information Technology and Innovation Foundation (ITIF), ein Thinktank mit Sitz in der Hauptstadt Washington. Laut einer ITIF-Studie könnten amerikanische IT-Unternehmen in den kommenden Jahren 10 bis 20 Prozent ihrer Cloud-Auslandsumsätze einbüßen. Das entspräche rund 35 Milliarden Dollar zwischen 2014 und 2016.
Aktuell verbuchen heimische Anbieter von den gut fünf Milliarden Euro Jahresumsatz mit Cloud-Produkten in Deutschland erst ein Fünftel, schätzt der Marktforscher Crisp-Research aus Kassel. „Der Anteil wird nicht zuletzt dank der NSA-Affäre zumindest kurzfristig zulasten der US-Wettbewerber weiter steigen“, sagt Axel Oppermann, Chef des Marktbeobachters Avispador aus Niestetal in Nordhessen.
Helfen soll dabei die Initiative Cloud Services Made in Germany, die das IT-Unternehmen AppSphere aus dem nordbadischen Ettlingen 2010 gegründet hat. Der Verbund in Deutschland ansässiger Cloud-Anbieter, dem auch namhafte Vertreter wie CAS Software, Pironet NDH und Onventis angehören, will für mehr Rechtssicherheit und höchstmöglichen Datenschutz beim Einsatz von Cloud-Diensten sorgen.