Mit Cromme zusammen hat Beitz die deutsche Industrielandschaft umgepflügt. Als dem damaligen Induna-Generalbevollmächtigten Beitz von Alfried Krupp 1953 im Hamburger Hotel Vier Jahreszeiten die Testamentsvollstreckung von Krupp und die Führung von Krupp angeboten wurde, war Beitz noch nicht klar, welchen steinigen Weg er gehen sollte. Mit einem strahlenden Lächeln, lange Jahrzehnte sein Markenzeichen, lächelte er Probleme weg. Er ließ sie stets auch auf sich zukommen, bis es nicht mehr ging.
„Erst in letzter Minute zog Beitz stets ein Ass aus dem Ärmel, das Krupp immer wieder rettete“, sagt ein Wegbegleiter von ihm, ein rheinischer Industrieller. So war es, als er Ende der sechziger Jahre den Schah von Persien als Aktionär von Krupp präsentierte, als der frühere Konzern deutscher Kaiser und Könige, in Geldnot kam. Die alte Gussstahlfabrik von Krupp in Duisburg-Rheinhausen schloss Cromme auf Geheiß von Beitz. Später kamen die Fusionen mit dem Stahlkocher Hoesch und dem viel größeren und gesünderen Konkurrenten Thyssen hinzu. Thyssen war eine einnehmbare Festung, weil es dort keinen einflussreichen Ankeraktionär gab. Im Gegensatz zu Krupp, wo Beitz diese Rolle ausübte und die ersten feindlichen Übernahmen in der Wirtschaftsgeschichte Deutschlands vollzog, lange bevor Vodafone Mannesmann schluckte. Beitz war Vorreiter.
Das gewaltige Selbstbewusstsein von Beitz kam nicht von ungefähr. Beitz zog sein Ego nicht nur aus dem Vorbild der Krupps, sondern auch aus seiner eigenen höchst gefährlichen Rolle in der Nazi-Zeit. Während des Weltkriegs rettete er als Direktor der Karpathen-Öl, einem Ausbeutungsunternehmen der Wehrmacht, auch mehreren jüdischen Zwangsarbeitern das Leben, in dem er sie als unentbehrlich für die Erdölförderung deklarierte. Darin war er Oskar Schindler gleich, dessen Leben von Steven Spielberg verfilmt wurde (Schindlers Liste). Auch in seiner Dienstvilla im damals ostpolnischen Boryslaw versteckt er zusammen mit seiner Frau Else Juden. „Wenn man mich entdeckt hätte, wäre ich sofort aufgehängt worden“ , sagte er einmal. Und auch Sätze wie „Nach diesen Erlebnissen hatte ich vor nichts mehr Angst“. Hatte er tatsächlich nicht.
Dafür erhielt er vom Staat Israel den Titel „Gerechter der Völker“. Seine Frau Else übrigens einige Jahre später auch.
„E-RZ“ stand auf dem Kennzeichen seines Dienst-Mercedes. Das Kürzel sollte Standvermögen symbolisieren. Für einen Nachfolger in der Stiftung konnte er nach dem Ausscheiden Gerhard Crommes nicht mehr sorgen. Es klingt absurd, aber dafür fehlte diesem Mann mit dem beneidenswert langen Leben die Zeit und zum Schluss wohl auch die Kraft.