Infineon Vom Pleitekandidaten zum Dax-Rückkehrer

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Infineon- Aktienverlauf im Vergleich zum Dax (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)

Der erste Schritt des Managements: „Die Investoren haben gefordert, dass wir unsere Schulden zurückkaufen“, sagt Schröter. Also beginnt Infineon, eigene Anleihen, die für 50 bis 65 Cent je Euro gehandelt werden, am Markt einzusammeln. In Verbindung mit einer anziehenden Konjunktur zeigt dies im März Wirkung. „Investoren haben das als mutiges Signal gewertet, das Vertrauen geschaffen hat“, sagt Schröter. Als Schröter Anfang Mai allen Anleihegläubigern anbietet, die Papiere für 75 Cent je Euro zurückzukaufen, erreicht die Aktie wieder den wichtigen Kurs von zwei Euro.

Mit dem Erreichen der Zwei-Euro-Marke beginnt Schritt zwei. Infineon bietet eine neue Wandelanleihe über 196 Millionen Euro an. Obwohl Investoren die Anleihe als unsichere Investition (sub investment grade) einschätzen, ist das Papier am Ende sogar überzeichnet. Im Juli dann schaffen Bauer und Schröter noch einmal frisches Geld in die Kasse, indem sie den Bereich Festnetzkommunikation für 250 Millionen Euro an den Finanzinvestor Golden Gate Capital verkauften.

Juristischer Kniff bringt die Lösung

Der letzte Streich steht noch aus: eine Kapitalerhöhung über 700 Millionen Euro. Hier holen Schröter und Bauer den Finanzinvestor Apollo ins Boot. Die Amerikaner wollen bis zu 29,9 Prozent. Doch das kann Infineon nicht garantieren.

„Nachdem Infineon die Option einer Wandelschuldverschreibung mit Ausschluss des Bezugsrechts für die Aktionäre gezogen hatte, war es juristisch nicht mehr erlaubt, die Altaktionäre noch einmal von ihren Bezugsrechten auszuschließen“, sagt Hans-Jürgen Lütt, Partner bei der Kanzlei Latham & Watkins, die Apollo beraten hat. Das Bezugsrecht räumt Altaktionären bei einer Kapitalerhöhung den Anspruch ein, so viele neue Aktien zu erwerben, dass ihr Anteil am Unternehmen nicht verwässert wird.

Psychologischer Trick

Die Lösung bringt ein juristischer Kniff. Apollo verhandelt eine Klausel in den Vertrag, die es dem Investor erlaubt, aus dem Deal auszusteigen, wenn er nach der Kapitalerhöhung weniger als 15 Prozent der Aktien erhalten würde. Bauer und Schröter müssen damit rechnen, im ungünstigsten Fall nur 360 statt der erhofften 700 Millionen Euro zu erlösen.

Infineon-Geschäftsfelder (zur Vollansicht bitte auf die Grafik klicken)

Dass es am Ende gelingt, fast die gesamte Kapitalerhöhung bei den Altaktionären einzusammeln, verdankt Infineon auch der Psychologie. „Dass ein namhafter Investor so einen großen Scheck schreibt, hat der Markt als Signal gewertet, dass sich der Einstieg lohnt“, sagt Credit-Suisse-Banker Sand.

Für Apollo hat sich das Geschäft nur bedingt gelohnt. Zwar streicht der Investor für die Zusage für den Erwerb des Aktienpakets eine Provision von 21 Millionen Euro ein, erhält am Ende aber nur drei Prozent der neuen Aktien. Da die Aktien kräftig gestiegen sind, entging Apollo ein dreistelliger Millionengewinn.

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