Interview mit August-Wilhelm Scheer "Es geht um mein Lebenswerk"

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Halten Sie trotzdem an den Zielen für 2010 fest, den Umsatz von gegenwärtig fast 400 auf 600 Millionen Euro zu steigern und eine Marge von 14 Prozent zu erzielen?

Diese Zahlen können wir wohl nicht mehr ganz erreichen. Das bedauere ich sehr, denn die Ziele waren durchaus realistisch. Sie sind auch weiter zu erreichen, doch der Zeitpunkt verschiebt sich nach hinten.

Wird es bei der angekündigten Kürzung von 200 Stellen bleiben oder drohen weitere Einschnitte?

Wir haben diese Zahl genannt und brechen jetzt das Restrukturierungsprogramm auf die einzelnen Unternehmensbereiche herunter. Bis Mitte November werden alle Konsequenzen dargelegt, danach wird konkret entschieden, wo wir Mitarbeiter freisetzen können. Doch die Kalkulation von 200 ist stabil.

Doch das ist nicht nur eine Kostensenkungsstrategie. Wir werden bis Ende des Jahres auch die Produkt- und Consultingstrategie überarbeiten und neu formulieren. Wir haben auch die Controllingsysteme in kurzer Zeit verbessert und werden es weiter tun, so dass wir das Unternehmen viel enger führen können. Wir sehen die Entwicklung der Zahlen sehr schnell und können darauf reagieren.

Denken Sie, diese Schritte reichen aus? Gerade jetzt wo sich die Finanzkrise zu einer Wirtschaftskrise auswächst?

Das ist jetzt einmal das Großreinemachen und dann gucken dann auf das nächste Jahr. Die Zukunft sehe ich bei aller Vorsicht optimistisch, unabhängig davon, wie sich die Finanzkrise entwickelt.

Die Strukturmaßnahmen sind dann jedoch eingeübt. Wir können also schnell reagieren, falls weitere Maßnahmen erforderlich sein sollten, was ich jedoch nicht hoffe.

Welche Ziele wollen sie dadurch im kommenden Jahr erreichen?

Wir wollen wieder in den Bereich zweistelliger Margen kommen, unabhängig davon, wie das Wachstum ist. Noch wichtiger ist es jedoch, die Strukturen so in Ordnung zu bringen, dass wir in diesem Markt unsere selbstständige Position behaupten können.

Sie wollen also trotz der kommenden Krise die Marge von prognostizierten  3-4 Prozent in diesem Jahr quasi verdreifachen?

Ja, das ist das Ziel, selbst bei einem Nullwachstum. Die Marge in diesem Jahr ist ja auch durch die erneuten Umstrukturierungskosten von zehn Millionen Euro so niedrig.

Nach allem was wir derzeit absehen können, ist das Ziel realistisch. Man darf jetzt auch nicht in Panik geraten. Es gibt Länder, wie Indien und China, die auch im nächsten Jahr wachsen werden. Wir haben in Indien jetzt eine Niederlassung gegründet, der Markt wird für uns sehr interessant sein. In Amerika sind wir dagegen sehr vorsichtig.

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