Interview mit Mike de Vries „Deutschland wird ein Gewinner sein“

Wie der Werber Mike de Vries mit seiner FC Deutschland 06 GmbH das Image der Deutschen im Ausland polieren will.

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Mike de Vries Foto: dpa

Mike de Vries, 47, ist Geschäftsführer der FC Deutschland GmbH. Die Standortkampagne zur WM 2006 wurde vom Bund und vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) initiiert. Zuvor koordinierte der ehemalige Sportlehrer und Fechtmeister die Leipziger Olympiabewerbung für 2012 - allerdings erfolglos. Im Interview mit doppelpass erklärt er, wie er das Image der Deutschen im Ausland polieren will. Herr de Vries, Sie wollen mit Ihrer Kampagne „Deutschland - Land der Ideen“ pünktlich zur WM das Image des Landes im Ausland verbessern. Haben die Deutschen wirklich einen so schlechten Ruf? Untersuchungen des Auswärtigen Amtes belegen, dass das Deutschland-Bild im Ausland deutlich positiver ist, als wir es selbst einschätzen. Wenn aber jemand meint, dass wir deswegen nichts mehr tun müssen, dann ist genau das falsch. Wir reden hier über „Nation Branding“; die Marke Deutschland gilt es permanent zu pflegen. Wie ist denn unser Image im Ausland? Unsere alten Tugenden Pünktlichkeit und Qualität stehen immer noch im Vordergrund. Und wir sind auch noch das Land der Dichter und Denker. Inzwischen nimmt man uns aber auch als Exportweltmeister wahr. „Made in Germany“ ist zwar etwas in Vergessenheit geraten, genießt aber in einigen Märkten der Welt nach wie vor eine hohe Anerkennung.

Was gefällt Ihnen nicht an Deutschland? Wir sind in der Lage, uns sämtliche positive Ansätze kaputtzureden. Das ist ein entwicklungshemmender Ansatz, den wir in uns haben. Daraus resultiert auch eine von den Medien unterstützte pessimistische Selbstwahrnehmung. Deshalb jammern wir. Zwar auf hohem Niveau, aber wir jammern. Dabei wissen wir dieses hohe Niveau gar nicht zu schätzen. Die Menschen müssen mehr Vertrauen haben in ihre eigene Zukunft. Dann geht es diesem Land auch schon sehr viel besser. Die hohe Arbeitslosigkeit ist doch nicht nur die Folge von schlechter Laune. Gut gelaunte Menschen haben ein völlig anderes Konsumverhalten. Die Fußball-WM soll ja gerade dazu beitragen, wieder mehr Freude und Optimismus zu verbreiten. Wir müssen uns doch nur umschauen und sehen, wo überall geforscht und investiert wird, wo viele Menschen dabei sind, gemeinsam etwas zu schaffen. Das wollen wir mit „Land der Ideen“ schaffen. Deshalb arbeiten Sie auch mit der Industrie zusammen. Wie viele Sponsoren haben Sie denn verpflichtet, und kommen Sie mit dem Geld aus? Wir haben das Budget von 20 Millionen Euro beisammen. Mit zahlreichen Sponsoren haben wir Verträge geschlossen, darunter finden sich Unternehmen wie Allianz, BASF, Bayer, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Lufthansa oder RWE. Und welche Aktionen planen Sie konkret? Seit dem 3. Oktober läuft bereits das Projekt „FanClub Deutschland“. Da können Sie bei uns im Internet sagen, was Sie an Deutschland gut finden. Im nächsten Jahr werden wir jeden Tag einen ganz besonderen deutschen Ort vorstellen. Aus über 1200 Bewerbungen haben wir „365 Orte im Land der Ideen“ ausgewählt. Und Anfang des nächsten Jahres starten wir mit „Walk of Ideas“ in Berlin. Dabei enthüllen wir an touristischen Orten überdimensionale Skulpturen, die symbolisch für deutsche Erfindungen wie den Buchdruck, die Relativitätstheorie oder das Auto stehen. Viele verwechseln „Land der Ideen“ mit der Kampagne „Du bist Deutschland“, die zurzeit in Zeitungen, im Fernsehen und auf Plakaten zu sehen ist. Konnte man sich da nicht besser absprechen? Deutschland hat in der jetzigen Situation sicherlich mehrere Kampagnen verdient. Ich habe aber immer gesagt, dass ich eine Abstimmung für erforderlich halte. „Du bist Deutschland“ ist eine Werbekampagne, die nach innen gerichtet ist, auf die wir aufsetzen können. Wenn die Kampagne im Januar 2006 ausläuft, werden wir unsere Initiative zur Außendarstellung umsetzen. Testen wir zum Schluss doch mal Ihren Optimismus. Wie weit kommt Deutschland bei der WM? Ins Halbfinale. Du bist also kein Weltmeister? Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat gesagt „Wir wollen Weltmeister werden“. Damit hat er nur ausgesprochen, was jeder hören wollte. Das ist ja genau das, was diesem Land fehlt, dass jemand Ziele definiert, an die wir gemeinsam glauben. Ob wir am Ende Zweiter, Dritter oder Vierter werden, spielt keine Rolle. Deutschland wird auf jeden Fall ein Gewinner sein.

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