Investmentbanker Auf der Jagd nach dem nächsten Bonus

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Frank Schönherr von der Mediabanca. Die Bank profitierte von der Schwächeeinger großer Konkurrenten Quelle: Chris Gloag für WirtschaftsWoche

Bei der Vergütung wollen einige Banken aus der Vergangenheit lernen. Die vor fünf Jahren gegründete Londoner Investmentboutique Evolution Securities etwa heuerte gerade 45 Ex-Dresdner-Kleinwort-Banker an. Sie will im Juni mit dem Handel kontinentaleuropäischer Aktien beginnen. Evolution-Chef Andrew Umbers: „Wir operieren nach dem Partnerschaftsprinzip, wie es früher üblich war.“ Kein Gehalt liegt über 100 000 Pfund, Boni gibt es zumindest erst einmal keine.

Die Investmentbanken kommen kaum darum herum, ihre Entlohnungsmodelle zu überarbeiten. „Sie müssen ihre Kosten radikal drücken“, heißt es in einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group. Ihnen stehen demnach Jahre schwächerer Profitabilität bevor, einstellige Eigenkapitalrenditen seien wahrscheinlich, Ersatz für die profitabelsten Geschäfte sei nicht in Sicht. Das Massengeschäft mit Standardprodukten wie Devisen oder Anleihen werfe auf Dauer wenig ab. Stattdessen müssten die Institute ihre Kundenbeziehungen stärken. Das traditionelle Modell der „ Beratung von Unternehmen bei allen Kapitalmarktfragen“ gilt wieder als Zukunftskonzept.

Als Profiteure sehen sich kleinere Investmentbanken, die durch ihre Konzentration auf das klassische Beratungsgeschäft Marktanteile auf Kosten der geschwächten Konkurrenz gewinnen wollen. Zu ihnen zählen Häuser wie Rothschild, die durch die traditionelle Stärke bei Restrukturierungen ohnehin gut gewappnet für die Krise sind. „Wir kriegen jetzt Bewerbungen von Leuten, die früher ausschließlich an großen Investmentbanken interessiert waren“, sagt auch Sascha Pfeiffer, Deutschland-Chef der Investmentbank Close Brothers, die ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgt.

Epochaler Umbruch oder veraltete Modelle?

Die italienische Investmentbank Mediobanca hat im Sommer 2007, kurz vor Ausbruch der Krise, eine Filiale in Frankfurt eröffnet. „Das war ein guter Zeitpunkt“, sagt Deutschland-Chef Frank Schönherr. Im Gegensatz zu vielen angeschlagenen Konkurrenten kann die bisher relativ solide durch die Krise gekommene Bank ihren Kunden noch Kapital und damit eine Finanzierung bieten. Inzwischen beschäftigt sie 18 Mitarbeiter und hat an großen Transaktionen wie der Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank mitgewirkt. Doch die Spuren der Krise sind auch hier sichtbar. „Viele Unternehmen restrukturieren sich und wollen Beteiligungen verkaufen, aber es ist schwer, Käufer zu finden“, sagt Schönherr. Von den geplanten Transaktionen kämen deshalb nur wenige zustande. Auch er sieht die Branche vor dürren Jahren. „Mit der übertriebenen Fremdfinanzierung des Geschäfts und der Intransparenz ist es dauerhaft vorbei“, sagt er.

Doch ist der Umbruch wirklich so epochal? Bei den Anreizsystemen ist es kaum erkennbar. Als einzige Großbank hat bisher die UBS ihr Bonusmodell komplett überarbeitet. Gleichzeitig stiegen dort und auch bei Merrill Lynch die Festgehälter: Wenn die Banken wenig zahlen, so das Argument, verschwinden die besten Leute zur Konkurrenz. Close-Brothers-Mann Pfeiffer hält das oft für ein Scheinargument. „Wenn ich einem durchschnittlich begabten Banker keinen Haltebonus zahle, geht der dann wirklich morgen zu einer Top-Investmentbank?“ Das Modell müsse komplett überarbeitet werden. „Die Boni sollten erst nach fünf Jahren ausgezahlt werden, um keine kurzfristigen Anreize zu schaffen“, fordert Pfeiffer.

Weltweit arbeiten Regierungen daran, den Banken stärkere Fesseln anzulegen. Elf Jahre hatte die Labour-Regierung dem Finanzplatz London mit ihrer laxen Regulierung Wettbewerbsvorteile verschafft. Nach dem Willen der Finanzaufsicht FSA müssen Banken ihre Geschäfte künftig mit mehr Eigenkapital unterlegen, auch die exzessive Boni-Kultur soll beschnitten werden. FSA-Chef Hector Sants will beweisen, dass die Behörde nicht länger ein Schoßhündchen der City ist. Ähnlichen Ehrgeiz zeigen die Behörden auch in den USA und Europa.

Auf der letzten Seite erfahren Sie, wer die Krisengewinner sind.

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