Abschied vom Smartphone Blackberry macht es richtig

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Weg von der Hardware, hin zur Software

Heute herrscht bei der Hardware ein dramatischer Preiswettbewerb, in dem keiner der Etablierten noch etwas zu gewinnen hat. Und in dem speziell wettbewerbsfähigeren chinesischen Anbieter sich Geschäftsanteile aus dem Markt geschnitten haben, als wären sie ein warmes Messer in der Butter – anfangs dank niedrigerer Personalkosten, inzwischen aber auch dank innovativerer Systeme.

Der Ersatz von Hardware durch Software beschleunigt sich noch. Längst sind große Teile der Netzwerk-Infrastruktur in den mobilen Netzen physisch gar nicht mehr vorhanden. Netzwerk-Management-Server, Kunden-Management-Systeme, Sendetechnik - all das existiert nur noch virtuell, in Form von Software, die die Funktionen der einst eigenständigen Hardware mehr und mehr imitiert.

Das ist flexibler, drastisch billiger und um ein Vielfaches innovativer. So mussten Netzbetreiber beispielsweise in der Vergangenheit an einzelnen Basisstationen für jede Übertragungstechnik – den alten 2G-GSM-Mobilfunk, das schnellere UMTS-Netz oder die neue, leistungsstärkste LTE-Infrastruktur – eigene (und damit unflexible) Spezialrechner installieren. Heute reicht es, einfach die Software in einen anderen Sendemodus umzuschalten. Ein immenser Effizienzsprung.

Was der neue Mobilfunk 5G leisten soll

Wer in dieser neuen Mobilfunkwelt überleben will, muss in großen Teilen weg von Hardware und Kompetenz in Sachen Software aufbauen. Das hat mancher der alten Riesen zu spät verstanden – mit den bekannten Folgen. Neue Konkurrenten wie etwa Huawei dagegen haben mit klarem Fokus auf die Bedeutung innovativer Softwaresysteme in kürzester Zeit so manchen etablierten aber weniger dynamischen Hersteller verdrängt. Auch, weil der sein traditionelles Hardware-Geschäft nicht durch konkurrierende Software-Systeme aus dem eigenen Haus kannibalisieren wollte.

Dieses Problem hat Blackberry-Chef Chen nun mit der endgültigen Aufgabe seiner Hardware-Entwicklung bei Smartphones endgültig gelöst. Nun fokussiert sich der einstige Smartphone-Pionier tatsächlich ausschließlich auf die Entwicklung seiner Software-Angebote. Und längst bietet er nicht mehr nur für die eigenen Telefone seine Systeme an, mit denen sich E-Mails oder Unternehmensdaten auf Smartphones übertragen lassen, ebenso verlässlich wie gegen Hackerzugriffe geschützt. Chen hat die Software längst auch für Apple- und Android-Telefone verfügbar gemacht.

Das iPhone im Wandel der Zeit
Steve Jobs mit dem ersten iPhone Quelle: AP
iPhone 3G Quelle: AP
iPhone 3GS Quelle: AP
iPhone 4 Quelle: dpa
iPhone 4S Quelle: dpa
iPhone 5 Quelle: REUTERS
iPhone 5S Quelle: AP

Mit Erfolg. Denn der parallel zum Niedergang des Handy-Geschäfts vollzogene Ausbau der Software- und Serviceangebote schlägt sich zunehmend in der Kasse nieder. Zwar vermeldete Chen – zeitgleich mit dem Ausstieg aus der Handy-Entwicklung – einen Quartalverlust von 372 Millionen Dollar. Doch der resultierte größtenteils aus Abschreibungen. Der Softwareumsatz dagegen verdoppelte sich – und fürs dritte Quartal peilt Chen zumindest eine rote Null an.

Es wäre der zumindest ökonomische Lohn für den endgültigen Abschied vom Crackberry. Und ein Hoffnungsschimmer für die trudelnden Netzwerkriesen, dass sich die Strategiewende auszahlen kann.

 

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