Aktuelle Zahlen Apple auf dem Weg zum Massenhersteller

Die Botschaft der aktuellen Apple-Zahlen: Nichts wächst, außer der Umsatz bei iPads und den Internet-Diensten. Das Unternehmen schrumpft und wird es auch künftig tun. Dennoch steigt die Aktie. Das hat seinen Grund.

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Trotz schlechter Zahlen scheinen die Anleger optimistisch zu bleiben. Quelle: Reuters

San Francisco Die positiven Nachrichten zu Apples drittem Quartal sind vordergründig schnell zusammengefasst. Nichts wächst, außer der Umsatz bei iPads und den Internet-Diensten. Bei den Tablets übertünchten jedoch ein Trend zu teureren Modellen und ein geringerer Absatzeinbruch als erwartet den Abwärtstrend. Bei den Internet-Dienstleistungen wie Apple Music, dem App-Store und dem Datenspeicherdienst iCloud gab es ein Plus von 19 Prozent. Der Rest zeigt nach unten.

Der Gesamtumsatz lag mit 42,4 Milliarden Dollar gut 15 Prozent unter den 49,6 Milliarden Dollar im Vorjahr. Der Nettogewinn lag bei phantastischen 7,9 Milliarden Dollar, aber im Jahr zuvor waren es eben unerreichte 10,7 Milliarden Dollar.

Der Hauptgrund für die anhaltende Schwächephase ist der gleiche, wie bereits im Quartal zuvor: das iPhone. 40 Millionen verkaufte Geräte waren ein heftiger Rückschlag gegenüber 47 Millionen ein Jahr zuvor. Zwar schlug sich das Billig-iPhone SE hervorragend, wie Vorstandschef Tim Cook betonte. Doch das bedeutet eben auch einen Rückgang im durchschnittlichen Verkaufspreis von 606 auf 595 Dollar. Der Umsatz der Sparte fiel dementsprechend mit minus 23 Prozent stärker als die Stückzahlen mit 15 Prozent.

Nur in Japan wächst der Absatz noch

Gegenwind gibt es auch im Mac-Markt, bei dem Apple immer wieder stolz darauf verwiesen hatte, wie locker man den kollabierenden Windows-PC-Markt ausstechen konnte. Bei einem Minus von elf Prozent bei den verkauften Einheiten und 13 Prozent beim Umsatz rufen die PC-Wettbewerber nur noch fröhlich nach Cupertino rüber: „Willkommen im Club“.

Das iPad sollte der PC-Ersatz werden, aber das hat nicht hingehauen. In den Schulen der USA stehlen mittlerweile günstige Chrome-Laptops von Google den iPads den Markt und selbst Microsofts Surface kann Marktanteile gewinnen.

Weltweit nach Regionen aufgeteilt, hinterlässt das schwächelnde iPhone ebenfalls seine Spuren. Nur in Japan wächst der Absatz noch. In Europa, den USA, dem Rest der Welt und besonders in China mit einem Minus von 33 Prozent muss Apple herbe Rückschläge verkraften. Zum Teil spielt da natürlich auch der starke Dollar eine Rolle, aber nur verstärkend.

Und der Umsatz wird weiter fallen, sagt Cook voraus. Er gibt als Messwert eine Spanne von 45,5 bis 47,5 Milliarden Dollar vor. Im Mittelpunkt wäre das erneut ein Minus von fast zehn Prozent. Doch trotz der schlechten Zahlen scheinen die Anleger optimistisch zu bleiben. Die Aktie zog nach Börsenschluss um bis zu sieben Prozent an und verteuerte sich auf mehr als 103 Dollar.


Nachfrage nach iPhone SE übertraf das Angebot

Das könnte zum einen daran liegen, dass der Umsatzschwund im laufenden Quartal weniger stark ausfallen soll als im abgelaufenen. Da könnte die Wende geschafft sein. Außerdem kommt im Weihnachtsquartal ein neues iPhone auf den Markt, das wieder zu altem Glanz führen könnte. Oder zumindest den Verfall stoppen könnte. Schließlich war laut Cook praktisch während des gesamten Quartals die Nachfrage nach dem neuen iPhone SE höher als das Angebot.

Schraubt Apple nun die Produktion des preisgünstigeren Einstiegs-Smartphones hoch, könnte man argumentieren, Apple hat durch die Hintertür den von Steve Jobs und bis zuletzt auch von Tim Cook immer wieder ausgeschlossenen Einstieg in den Massenmarkt vollzogen. Vor allem, wenn es zu Weihnachten eine Preissenkung geben sollte.

Die Wette, eine Stufe zurückzuschalten, um mehr Märkte zu erschließen scheint jedenfalls aufgegangen. Geht Wette zwei auch noch auf, hat Cook gewonnen: Er hofft darauf, dass viele SE-Besitzer auf ein iPhone 7 oder höher umsteigen. Das wird nach unbestätigten Medienberichten erst Ende 2017, zum zehnjährigen Geburtstag, mit einem großen Knall auf den Markt kommen. Diesen September wird eher ein moderat aufgefrischtes Telefon erwartet.

Moody's warnt vor zunehmenden Stützungsmaßnahmen

Als letztes erfreut das stete Wachstum der Service-Sparte mit App-Store und Apple Music. Mit einem Plus übers Jahr von 19 Prozent liegt der Bereich jetzt bei 5,98 Milliarden Dollar und damit bei elf Prozent vom (geschrumpften) Umsatz. Das unterstreicht die Bedeutung der Sparte für die Zukunft. Während der Verkauf jedes einzelnen iPhones schwer erkämpft werden muss, sind wiederkehrende Umsätze aus Abo-Diensten eine sichere Bank. Laut Cook wird die Sparte alleine im kommenden Jahr die Größe eines Fortune-500-Unternehmens erreichen.

Alles zusammen offenbar Grund genug, die kurzfristig negativen Signale nicht in die Zukunft fortzuschreiben. Aber es gibt auch warnende Stimmen: Die Ratingagentur Moody’s zum Beispiel warnt, dass angesichts des Umsatzrückgangs die Stützungsmaßnahmen durch Aktienrückkäufe und Dividende an Bedeutung zunehmen werden.

Apple finanziert das weitgehend mit fast zinslosen Krediten. Doch das könnte auf die Dauer zur Belastung werden. Vor allem, wenn die Zinsen einmal wirklich steigen sollten. Aber davon wollen die Anleger im Moment nichts hören.

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