Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, zeigte am Donnerstag dem Konkurrenten Facebook, wo immer noch wirklich Geld verdient wird. Das soziale Online-Netzwerk hatte am Vortag mit einem Umsatzplus von 59 Prozent und einer Gewinnverdreifachung auf 2,1 Milliarden Dollar vorgelegt. Ergebnisse, die in jeder Beziehung die Erwartungen der Analysten übertroffen hatten.
Doch Alphabet setzte noch mal einen drauf. Im abgelaufenen Quartal stieg der Bruttoumsatz auf 21,5 Milliarden Dollar, von denen 3,9 Milliarden an Partner abgeführt wurden, ein Plus von 21 Prozent. Der Nettogewinn summierte sich auf 4,87 Milliarden Dollar nach 3,9 Milliarden im Vorjahr.
Vor allem dank Google waren die Zahlen so gut, dass sich die Aktie des Mutterkonzerns nach Börsenschluss zeitweise um über fünf Prozent auf bis zu 804 Dollar verteuerte. Bei Suchmaschinenwerbung ist Google der absolute Marktführer. Und dank der Tochter Youtube brummt auch das Geschäft mit Display- und Videowerbung.
Relative Entwarnung gab es bei den wichtigsten Werbekennzahlen. Die Kosten pro Klick, also das was Firmen an Google zahlen, wenn ihre Anzeige angeklickt wird, sank zwar erneut um sieben Prozent. Aber dafür stieg die Anzahl der Klicks um 29 Prozent. Das Mengenwachstum überspielt damit den Preisverfall. Die Anzeigen sind relevant für die Nutzer und die Werbekunden stehen Schlange.
Immer mehr Anzeigen werden auf mobilen Geräten geschaltet, das ist bei Google und Facebook identisch. Bei Facebook stiegen die Anzeigenpreise allerdings um neun Prozent, was auch mit Platzmangel zusammenhängt. Facebook spielt schon so viel Werbung aus wie möglich, räumte Chef Mark Zuckerberg ein. Auf Googles Seiten und Suchergebnissen ist dagegen praktisch unbegrenzt Platz, weshalb die Preise nicht so einfach steigen.
Das grundsolide Wachstum des Anzeigengeschäfts beruhigte die Anleger. Aber das Sahnehäubchen lieferte das Segment „andere Umsätze“. Hier zog der Umsatz verglichen zum Vorjahr um 33 Prozent auf 2,17 Milliarden Dollar an. Die Masse des Zugewinns entfalle auf die Bereiche Apps für Unternehmen und auf Cloud Computing für Unternehmen, teilte Finanzchefin Ruth Porat im Analystengespräch mit.
Was Google über Sie weiß
Wer über einen Google-Account verfügt und sich einloggt, kann über folgende Links einen kleinen Einblick darüber gewinnen, wie Google einen sieht.
Wie alt bin ich und welchen Geschlechts? Wofür interessiere ich mich? Anhand der von den Nutzern besuchten Seiten gibt Google eine ziemlich passgenaue Schätzung ab.
An welchen Tagen suche ich besonders häufig? Um welche Uhrzeit? Google listet all das für seine Nutzer einsehbar auf – inklusive der Suchanfrage und den angeklickten Links.
Wer ein Android-Handy nutzt und den Ortungsdienst nicht deaktiviert, kann auf Schritt und Tritt von Google verfolgt werden. Google listet den Bewegungsverlauf im Überblick auf.
Google merkt sich auch, mit welchen Geräten seine Nutzer die Dienste nutzen – inklusive Ortsangaben und Uhrzeit.
Cloud ist ein magisches Wort für Analysten und Investoren. Die Industrie wird laut den Marktforschern bei Gartner bis 2020 voraussichtlich rund eine Billion Dollar investieren, um Daten und Software von internen oder outgesourcten Rechenzentren in die Cloud zu überführen. Es steht also ein gigantischer Markt zur Verteilung an.
Ebenfalls am Donnerstag legte Amazon Zahlen vor und verkündete ein 58-prozentiges Wachstum bei der Cloud-Computing-Tochter AWS auf 2,9 Milliarden Dollar. Die vor zehn Jahren eher nebenbei gestartete Sparte bestreitet heute mit 718 Millionen Dollar praktisch die Hälfte des operativen Gewinns des Online-Handels- und Medienkonzerns im Alleingang. Ebenfalls am Donnerstag verkündete Oracle die 9,3 Milliarden Dollar teure Akquisition von Netsuite, einem Cloud-Anbieter.
Sollte Google in diesem Markt nach zwei vergeblichen Anläufen doch noch Tritt fassen, bahnt sich für Alphabet ein Zukunftsmarkt an, der die Abhängigkeit von der Online-Werbung drastisch senken kann. Außerdem würde das helfen, die Rückschläge der Experimentiersparte besser zu verkraften.