Analyse Software-Geschäft Microsoft-Zahlen erfreuen die Wall Street

Die Zukunftsfelder wachsen, das Bluten bei Windows ist gestoppt. Microsoft bewegt sich beständig in eine neue Welt, in der es dem alten Softwareriesen und den Analysten immer besser gefällt. Eine Analyse.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Microsoft: Der Nettogewinn im zweiten Geschäftsquartal zog mit 6,6 Milliarden Dollar sogar um acht Prozent an. Quelle: AP

San Francisco Die Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2017 hätten kaum besser sein können. Microsoft übertraf auf der Umsatzseite mit 26,1 Milliarden Dollar und einem Plus von einem Prozent die Erwartungen der Analysten. Auch ohne die Neuerwerbung Linkedin, und damit auf vergleichbarem Niveau, bleibt mit 25,8 Milliarden Dollar ein Plus. Der Nettogewinn mit 6,6 Milliarden Dollar zog sogar um acht Prozent an.

Der Cloud-Service Azure ist zum gefährlichsten Gegner der Nummer eins, AWS von Amazon herangereift. Die Hardware-Sparte hält sich stabil auf hohem Niveau. Die nächste große Aufgabe ist angepackt: CEO Satya Nadella will sämtliche kommerziellen Geschäftsbereiche mit künstlicher Intelligenz ausrüsten, die dann allen Kunden zur Verfügung stehen soll.

Die Wall-Street-Analysten brauchten ein wenig Zeit, um ihre Checklisten abzuarbeiten, doch dann gaben sie Entwarnung: Nachbörslich gab die Aktie zunächst um bis zu zwei Prozent nach, stieg dann aber bis auf 0,8 Prozent über den Börsenschluss von 64,27 Dollar und lag damit weiter im Rekordbereich.

Herausragendes Cloud-Geschäft

Die Sparte, in der Windows beheimatet ist, zeigte im Quartal trotz Weihnachtsgeschäft die gewohnte Schwäche mit einem Umsatzverlust von fünf Prozent auf 11,8 Milliarden Dollar. Doch die übliche Schelte für das „alte“ Betriebssystem greift zu kurz.

Tatsächlich sind es die letzten Zuckungen des bereits abgeschriebenen Mobiltelefon-Geschäfts mit einem Umsatzminus von 81 Prozent, die das Bild verzerren. Dazu schwächelte die Spiele-Sparte Xbox mit minus drei Prozent. Die aktuelle Spielekonsole, eingeführt 2013, kommt in die Jahre.

Während die gesamte PC-Industrie weiter schrumpft, gibt es einzelne Wachstumsbereiche wie 2-1-Laptops, eine Kombination aus Notebook und Tablet. Das Geschäft mit Surface-Tablets und 2-1-Laptops wie dem Surface-Book konnte sich mit einem Minus von zwei Prozent bei 1,321 Milliarden Dollar knapp behaupten. Produktneuheiten wie das gerade erst eingeführte Surface Studio greifen noch nicht.


Zukunftsfeld künstliche Intelligenz

Rechnet man die Verluste der anderen Bereiche heraus, ergäbe sich ein leichtes Plus von zwei Prozent in der Sparte. Damit wird klar, dass Windows nicht das Problem war. Wird aber das Ausbluten bei Windows gestoppt, können die Erfolge in den Wachstumsmärkten zur Geltung kommen. Das gefällt Analysten.

Herausragend ist vor allem das kommerzielle Geschäft mit der Cloud, den Angeboten im Internet für Unternehmen und Privatanwender. Die „run rate“ – der Umsatz auf Sicht von zwölf Monaten, wenn man die bisherige Entwicklung unverändert fortschreibt – liegt jetzt bei Cloud-Diensten bei 14 Milliarden Dollar jährlich. Damit kommt Nadella dem selbstgesteckten Ziel von 20 Milliarden Dollar in 2018 in greifbare Nähe. Das macht ihn zum schärfsten Gegner von Amazon mit seinem Cloud-Dienst AWS.

Der führt allerdings noch immer mit weitem Abstand den Markt für reine IT-Infrastruktur in der Cloud an, also wenn man zum Beispiel Microsofts erfolgreiche Bürosoftware Office 365 herausnimmt. Die Abonnements für Office 365-Pakete in Unternehmen und Behörden stiegen um 47 Prozent und 24,9 Millionen Privathaushalte zahlen monatlich für ihre Office-Kopie im Web.

Microsofts Infrastruktur-Plattform Azure alleine kann noch nicht an AWS heranreichen, distanziert allerdings Wettbewerber wie Google, IBM oder Oracle mittlerweile immer deutlicher. Im Detail: Die gesamte Sparte „Intelligent Cloud“ setzte im Quartal 6,9 Milliarden Dollar um, ein Plus von acht Prozent. Innerhalb der Sparte war wiederum Azure laut Microsoft größter Wachstumstreiber mit einem Zuwachs von 93 Prozent zum Vorjahr. Hier zeichnet sich der massive Trend zur Digitalisierung der Weltwirtschaft ab.

Künstliche Intelligenz (KI) spielt in den Zukunftsplänen eine große Rolle. Von Office 365 bis zu den industriellen Dynamics-Angeboten oder Sprach-Assistenten wie Cortana entwickelt Microsoft übergreifende KI-Dienste, zum Beispiel Echtzeit-Übersetzungsangebote für Skype oder Big Data-Analytics für Unternehmen. Nadella selbst verspricht die „Demokratisierung der künstlichen Intelligenz“. Und wenn die erst einmal bei allen Business-Kunden angekommen ist, steigt automatisch die Auslastung der gigantischen Rechenzentren für Cloud-Computing. Nichts anderes ist das Ziel.

Das frühzeitige Investment in globale Datencenter zahlt sich also aus für Microsoft und wird von den Wettbewerbern aufmerksam verfolgt.

Ruth Porat, Finanzvorstand der Google-Mutter Alphabet, erklärte bei der Vorlage der Quartalszahlen am Donnerstag, Hardware, Youtube und die Cloud könnten in den kommenden Jahren „bedeutende Umsatztreiber für Google“ werden. Darum wurden im abgelaufenen Quartal die Investitionen bei Alphabet um eine Milliarde auf 3,08 Milliarden Dollar hochgeschraubt. Das Geld fließt dabei vor allem in immer mehr Datencenter für die digitale Weltwirtschaft.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%