Apple Die neuen Gesichter des Steve Jobs

Eine neue Biografie rückt Steve Jobs in ein freundlicheres Licht - dank intimer Erinnerungen seiner Weggefährten. Dabei hätte die Enthüllung wahrscheinlich einen der berüchtigten cholerischen Anfälle des Apple-Gründers ausgelöst.

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Auch dreieinhalb Jahre nach seinem Tod ist Steve Jobs immer noch ein Garant für Aufmerksamkeit. Walter Isaacsons Biografie über den Apple-Gründer erschien kurz nach dessen Ableben – und hat sich mittlerweile mehr als eine Million Mal verkauft. Auch derzeit ist sie immer noch unter den 1000 meist verkauften Amazon-Titeln.

„Steve Jobs“ war zwar die von Jobs offiziell bestellte Biografie. Doch seine engsten Weggefährten hadern heftig mit ihr. Aus ihrer Sicht hat Isaacson die negativen Seiten von Jobs wie dessen Jähzorn, der Angst und Schrecken unter seinen Mitarbeitern verbreitete, sein konsequentes Ignorieren der Gefühle von selbst ihm nahestehenden Personen oder das jahrelange Verleugnen seiner erstgeborenen Tochter Lisa überbetont.

Steve Jobs in den Medien

Kritik an offizieller Jobs-Biografie

Apple-Designchef Jony Ive, zuletzt der engste Freund von Jobs, hat die offizielle Biografie nach eigenem Bekenntnis aus lauter Frust nie zu Ende gelesen. „Ein gewaltiger Bärendienst“, schimpft Tim Cook, von Jobs höchstselbst bestellter Nachfolger auf dem Apple-Chefposten. Isaacson habe die Person Jobs und dessen Leidenschaft nicht richtig begriffen und deshalb falsch dargestellt, ärgert sich Apple-Digitalchef Eddy Cue, dem Jobs den Aufbau des Apple Online-Shops und des iTunes Store anvertraute.

Die Deutungshoheit soll nun die neueste Biografie „Becoming Steve Jobs: The Evolution of a Reckless Upstart into a Visionary Leader“ herstellen.

Das Buch und seine Autoren

Die Autoren Brent Schlender - der Steve Jobs fast 25 Jahre lang journalistisch begleitete - und Rick Tetzeli wollen aufräumen mit den Vorurteilen. Damit, dass der Apple-Gründer bloß ein beratungsresistenter Egomane und „halb Genie, halb Arschloch“ gewesen sei. Der Steve Jobs, den er erlebt habe, schreibt Schlender in einer persönlichen Rückschau, habe immer „komplexer, menschlicher, empfindsamer und sogar noch intelligenter gewirkt, als jener Mann über den ich woanders lesen konnte.“

„Becoming Steve Jobs“ zeigt den Wandel von einem jungen Mann, der wütend wichtigen Geschäftspartnern ins Wort fällt und aus Ärger über sich selbst in seinem Auto weint, zu einem erfahrenen Geschäftsmann und Visionär, der noch immer für seine schroffe Art und seine Ausbrüche gefürchtet wurde. Der es aber auch verstand, seine Mitarbeiter mit Menschlichkeit und Herzenswärme an sich zu binden.

Die Evolution des Steve Jobs zeichnen Schlender und Tetzeli anhand von Erinnerungen und Anekdoten seiner engsten Mitarbeiter und Weggefährten nach. Viele intime Details kommen durch das Buch erstmals an die Öffentlichkeit.

Tim Cook: Jobs, der Anti-Egoist

Dass die neue Biografie auch die freundlichen Seiten von Jobs zeigt, dafür hat Tim Cook höchstpersönlich gesorgt. Der Apple-Chef stellte sich – ganz gegen die übliche Politik des verschwiegenen Konzerns – nicht nur als Gesprächspartner zur Verfügung. Er verriet auch solch intime Details wie sein Angebot, dem krebskranken Jobs einen Teil seiner Leber zu spenden. Was dieser laut Cook sofort vehement ausschlug, obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch keine Alternative gab.

„Ein Egoist“, wird Cook in dem neuen Buch zitiert, „würde so nicht reagieren.“ Nicht einmal kurz habe der Apple-Chef über das Angebot nachgedacht, sondern seinen Freund und Mitarbeiter brüsk und laut abgewiesen. „Steve hat mich in den 13 Jahren, in denen ich ihn kannte, nur vier- oder fünfmal angeschrien und das war eine der Situationen“, erinnert sich Cook.

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