Apple Ein Konzern hängt an der iPhone-Nadel

Bei Apple stockt das Wachstum. Der bisher so erfolgsverwöhnte Konzern braucht dringend weitere Erlösquellen neben seinem Bestseller, dem iPhone. Zeit für Tim Cook, kreativ zu werden. Ein Kommentar.

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Die schwächelnde Konjunktur in China könnte für Apple gefährlich werden. Quelle: Reuters

San Francisco Tim Cook fabuliert gern darüber, wie Apple die Realität mit neuen Technologien verändern wird. Weniger gesprächig zeigt sich der Konzernchef hingegen, wenn er selbst von der Realität eingeholt wird. So wie derzeit, wo Apples sagenhaftes Wachstum ins Stocken geraten ist. Der Kurs ist in den vergangenen Monaten drastisch gefallen, die Firma verlor mehr als 200 Milliarden Dollar an Wert.

Cook muss die Strategie des Konzerns neu justieren, damit Apple innovativ bleibt. Wie dringend das ist, zeigt ein Blick in die Bilanzen. Noch fährt das Unternehmen mit einem Quartalsgewinn von 18,4 Milliarden Dollar verlässlich den historischen Rekordwert ein. Nach wie vor ist es mit einem Marktwert in Höhe von 562 Milliarden Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt.

Doch dieser Status ist gefährdet. Für die Zukunft rechnet Apple mit dem ersten Umsatzrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt. Cooks Prognose liegt bei 50 bis 53 Milliarden Dollar und damit weit unter dem Vorjahreswert von 58 Milliarden Dollar. Der Apple-Chef erklärt die Entwicklung mit den turbulenten Märkten. Sicher, die Wall Street schaut derzeit ziemlich nervös auf die Kurse der Tech-Firmen. Apple ist nicht der einzige Verlierer der derzeitigen Marktkorrektur.

Aber Apples eigentliches Problem liegt woanders. Die Firma hat sich in eine gefährliche Abhängigkeit gebracht. Inzwischen hängen zwei Drittel der Umsätze am iPhone. Solange die Nachfrage hoch ist, wie im vergangenen Jahr, wo die Verkäufe um 52 Prozent stiegen, ist das kein Problem. Anders hingegen, wenn das Wachstum schwächelt, so wie derzeit in China. Dort verkauft der Konzern besonders viele der formschönen Geräte.

2015 wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt so langsam wie zuletzt vor 25 Jahren. Umso schlimmer, dass neue Bestseller neben dem iPhone erstmal nicht in Sicht sind. Die Tablet-Verkäufe fielen vergangenes Quartal um 21 Prozent, die des Mac-Rechners um drei Prozent. Und konkrete Zahlen zum neuen Produkt, der Apple Watch, gibt Cook bislang wohlweißlich nicht preis. Doch die Uhr tickt.

Nicht zuletzt zeigt Apples aktuelle Misere auch die Schattenseite einer ganzen Branche, in der Nutzer immer öfter nach neuen Geräten verlangen und Firmen Mühe haben, dem Anspruch zu genügen. Das iPhone 6S war kaum mehr als eine Zwischenlösung mit wenig neuen Features im Vergleich zum Vorgängermodell. Es ist gerade ein paar Monate alt, da kündigt sich bereits das iPhone 7 an. Vielleicht sollte Apple künftig auf Übergangsmodelle verzichten. Weniger ist ja manchmal mehr.

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