Apple Mehr Gewinn und ein wenig Patriotismus

Der Konzern überrascht mit schrumpfenden iPhone-Verkäufen. Dennoch kann Apple einen satten Gewinn verkünden. Firmen-Chef Tim Cook nutzte die Vorstellung der Quartalszahlen außerdem für eine kleine Revolution.

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Apple ist mit einer derzeitigen Marktkapitalisierung von 754 Milliarden Dollar das mit Abstand wertvollste Unternehmen der Welt. Quelle: AP

San Francisco Wie sehr US-Präsident Donald Trump Silicon Valley inzwischen unter Druck setzt, zeigt Tim Cook. Bei der Vorstellung der Quartalszahlen seines Unternehmens gab sich der Apple-Chef ungewöhnlich patriotisch. Apple sei eine Firma, wie sie nur in den USA hätte gegründet werden können, erklärte Cook am Dienstag. „Wir sind unglaublich stolz, zwei Millionen Menschen in 50 Bundesstaaten zu beschäftigen und wir rechnen mit mehr, wir werden weiter in die Zukunft investieren.”

Derart plakativer Patriotismus ist eine kleine Revolution. Bislang war Amerika-Stolz an der Westküste geradezu verpönt, eher schon sollte die Digitalisierung alle Landesgrenzen überflüssig machen, politische Parolen standen für das Treiben in Washington mit seinen veralteten Gesetzen und geschäftswidrigen Regulationen.

Doch der neue Präsident hat das Valley mit seinen Drohungen dazu gebracht, seine traditionelle Zurückhaltung aufzugeben. Trump sprach von einem Kartellverfahren gegen Amazon und wollte Apple dazu zu zwingen, seine Produktion aus China in die USA zu verlagern. Auch seine Idee eines Einreisebanns oder die Ankündigung, die Richtlinien für den Zuzug talentierter Arbeitskräfte aus dem Ausland zu verschärfen, gefielen dem Silicon Valley überhaupt nicht. Erst vor zwei Wochen unterzeichnete Cook gemeinsam mit mehr als 160 Firmen aus der Digitalbranche einen offenen Protestbrief gegen die Politik von Trump.

Aktie erreichte neuen Rekordwert

Umso wichtiger dürfte die offen zur Schau gestellte Kritik an der US-Regierung sein, als doch Apple wie auch viele andere Technologie-Unternehmen unfreiwillig von Trump profitieren könnten. Den aktuellen Konzernzahlen zufolge besitzt Apple Geldreserven in einer Rekordhöhe von 257 Milliarden Dollar, mehr als 90 Prozent davon lagern im Ausland.

Trump hatte angekündigt, die Steuern auf das Kapitel zu verringern, die US-Konzerne im Ausland halten, damit das Geld zurück in die USA fließt. Derzeit zahlen Unternehmen einen Satz von 35 Prozent, mit seiner Steuerreform, die allerdings noch vom Kongress abgesegnet werden muss, könnte der Satz auf zehn Prozent sinken.

Die Wall Street setzt darauf, dass Cook die neuen politischen Verhältnisse in den USA für sich zu nutzen weiß. „Anleger hoffen, dass Apple das Geld zurück in die USA bringt und dort investiert”, prophezeit Forrester-Analyst Thomas Husson. Die Spekulationen tragen dazu bei, dass die Apple-Aktie zu einem neuen Höhenflug ansetzt. Seit Jahresbeginn legte sie um 27 Prozent zu, innerhalb der letzten 12 Monate stieg sie sogar um 57 Prozent. Am Dienstag erreichte das Papier zwischenzeitlich den neuen Rekordwert von 148 Dollar und schloss nur knapp darunter, bei 147,51 Dollar.


Warten auf das Jubiläums-iPhone

Apple ist mit einer derzeitigen Marktkapitalisierung von 754 Milliarden Dollar das mit Abstand wertvollste Unternehmen der Welt, vor Google-Mutter Alphabet mit einem Wert von 632,79 Milliarden Dollar und Amazon (442 Milliarden Dollar). Die Verkaufszahlen des iPhones, die im vergangenen Quartal ein wenig schwächer ausfielen, konnten die Euphorie da kaum bremsen.

Apple verkaufte nur 50,8 Millionen Geräte, im Vergleich zu rund 51,2 Millionen ein Jahr zuvor. Analysten hatten mit rund 52 Millionen abgesetzten Geräten gerechnet. Für diese Entwicklung machte Cook neben einem schwächelnden China-Geschäft, das um 14 Prozent einbrach, vor allem die Vorfreude der Apple-Fans auf die neue Gerätegeneration verantwortlich.

Statt das iPhone 7 oder iPhone 7 Plus zu erwerben, warteten Kunden auf das nächste Smartphone, argumentierte der Apple-Chef. Anlässlich des zehnten Geburtstags des iPhones im September erwartet die Branche neue technische Revolutionen. Angeblich soll die Kamera im neuen Gerät das Gesicht des Besitzers automatisch erkennen, das Aufladen kabellos funktionieren und das Wunderwerk vor allem eine neue Technologie endlich massenmarkttauglich machen, die Silicon Valley zum nächsten Wachstumsmarkt erklärt hat: Augmented Reality (AR), die digitale Erweiterung der Realität.

Apple fuhr dennoch einen Gewinn von 11,03 Milliarden Dollar ein, das entspricht einem Plus von 4,9 Prozent. Cook erklärte dies unter anderem mit dem höheren Preis den der Konzern für das iPhone 7 Plus verlangt, er liegt um knapp 100 Dollar höher als der des Vorgängermodells. Der Umsatz betrug knapp 52,9 Milliarden Dollar und legte damit um 4,6 Prozent zu, das lag nur knapp unter den Erwartungen der Wall Street, die mit einem Ergebnis von 53 Milliarden gerechnet hatte.

Besonders stark wuchsen die Umsätze in der Software-Sparte „Services“. Das Konzern-Segment, zu dem neben dem App Store und Apple Music auch Apple Pay gehören, verzeichnete eine Umsatzsteigerung von 18 Prozent auf 7,04 Milliarden Dollar.

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