Die meisten Analysten sind davon überzeugt, dass der höhere Preis die Attraktivität des neuen Flaggschiffs nicht schmälern wird. „Apple wird die Nachfrage nach dem neuen Top-Modell nicht befriedigen können“, meint JP Morgan Chase & Co Analyst Rod Hall und verweist auf Lieferengpässe bei den OLED-Displays. Er erwartet deshalb monatelange Wartezeiten für die Kunden.
Barclays-Analyst Mark Moskowitz glaubt, dass Apple den Kauf des Jubiläums-Modells mit Zusatzangeboten versüßen könnte, wie etwa einem vergünstigten Abo für Apple Music oder zusätzlichen Speicherplatz. Und Katy Huberty, Analystin bei Morgan Stanley, glaubt sogar, dass das iPhone X einen „Super-Zyklus beim Upgraden auslösen“ kann. Etliche der weltweit geschätzt 700 Millionen iPhone-Nutzer würden künftig noch rascher auf neue Hardware wechseln, um Verbesserungen bei Kamera und Akku möglichst früh zu nutzen.
Cooks großer Vorteil: Er kann weiter auf eine treue und überdurchschnittlich zahlungskräftige Gemeinde zählen, die auf kein anderes System umsteigen will. Wenn nur jeder zehnte der gegenwärtigen iPhone-Besitzer in den nächsten Monaten das neue Topmodell bestellt, müsste Apple siebzig Millionen Geräte produzieren und könnte damit mehr als siebzig Milliarden Dollar Umsatz erzielen. Zum Vergleich: Im vergangenen Quartal verkaufte Apple 41 Millionen iPhones quer durch alle Preisklassen und setzte damit knapp 25 Milliarden Dollar um.
Wer 2016 die meisten Smartphones verkaufte
Koreas Elektronikriese Samsung konnte 2016 306.446.600 Smartphones verkaufen. Das entspricht einem Marktanteil von 20,5 Prozent.
14,4 Prozent der 2016 verkauften Smartphones kamen von Apple: 216.064.000 Stück.
Huawei konnte 2016 132.824.900 Smartphones verkaufen. Das sind 8,9 Prozent Marktanteil für das chinesische Unternehmen.
Ebenfalls ein chinesischer Konzern ist Oppo. Der Hersteller konnte 2016 89.299.500 Endkunden für den Kauf seiner Smartphones begeistern. Marktanteil: 5,7 Prozent.
BKK Communication Equipment hatte 2016 einen Marktanteil von 4,8 Prozent. Das chinesische Unternehmen konnte 72.408600 Smartphones verkaufen. Allerdings sind in dieser Rechnung nicht die gesondert aufgeführten Zahlen von Oppo enthalten. Das Unternehmen ist eine Tochter von BKK.
Den größten Marktanteil machen weitere Hersteller aus: 45,6 Prozent des Smartphone-Marktes 2016 entfallen auf "Andere". Das sind 682.314.300 Stück.
Insgesamt wurden 2016 1.495.358.000 Smartphones verkauft.
Quelle: Gartner
Hinzu kommt, dass der Preissprung nicht ganz so gewaltig ist, wie er scheint. Das derzeitige Premiummodell iPhone 7 Plus kostet bereits bis zu 930 Dollar, soviel wie Konkurrent Samsung auch für sein neues Spitzenmodell Galaxy Note 8 verlangt.
Zudem hat Apple bereits vor zwei Jahren ein Leasing-Modell eingeführt, bei dem die Kosten fürs iPhone auf Monatsraten verteilt werden und das Upgrade auf die jeweils aktuelle Version erlauben. Das iPhone X, so kalkulieren Analysten, könnte so für um die 40 Dollar pro Monat offeriert werden.
Zwar mindern solche Finanzierungmodelle zunächst den Umsatz, weil ihre Einnahmen nicht sofort, sondern über bis zu zwei Jahre verbucht werden müssen. Aber Mobiltelefongesellschaften offerieren ähnliche Angebote, bei denen Apple sofort die Einnahmen realisieren kann. Zudem geht nur ein Teil der Telefone ins Leasing-Kontingent, das Gros wird zur Premiere normal verkauft.
Mit dem Modell Mieten statt Kauf löst Apple ein weiteres Problem. Am Dienstag wird Cook neben dem iPhone X voraussichtlich zwei weitere Modelle vorstellen, verbesserte Versionen der gegenwärtigen Spitzenmodelle iPhone 7 und iPhone 7 Plus. Doch wer will sich diese aufgehübschten und auch relativ teuren Varianten zulegen, wenn das iPhone X das neue Maß aller Dinge ist und im nächsten Jahr eine neue Produktgeneration kommt?
Wenn allerdings absehbar ist, dass die Wartezeit für das iPhone X lang wird, ergibt die Wahl der neuen Mittelklasse-Geräte und der spätere Umstieg auf eine Nachfolgegeneration Sinn. Das Mieten von Software liegt ohnehin im Trend. Wenn Apple das auch auf Hardware erweitern kann, wäre das zwar problematisch für die Umwelt. Aber ein Traum für Manager und Aktionäre, die so auf wiederkehrende Umsätze bauen können.